Bionik Aktuelle Trends und zukünftige Potenziale - Institut für ...
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Je mehr sich allerdings die Forschungen zum Zusammenhang von<br />
Struktur <strong>und</strong> Funktion vom makroskopischen in den mikroskopischen,<br />
bis hinein in den Nanobereich verlagerten, desto größer<br />
wurden die fertigungstechnischen Umsetzungsprobleme. Sie gehören<br />
heute zu den wichtigsten Restriktionen <strong>für</strong> weit reichende Innovationen<br />
in diesem Feld. Hochinteressante Entdeckungen, bspw.<br />
aus den Bereichen der Oberflächenstrukturierung <strong>und</strong> der funktionalisierten<br />
Grenzflächen in biologischen Systemen (wie u. a. Haihaut/Ribletfolie,<br />
Lotuseffekt <strong>und</strong> Antifouling) können bisher nicht<br />
fertigungstechnisch umgesetzt werden, sodass die Qualität mit der<br />
des jeweiligen natürlichen Vorbildes vergleichbar wäre. Bei diesen<br />
Beispielen ist aber die technische Umsetzungsqualität <strong>für</strong> die erwünschte<br />
Funktionalität <strong>und</strong> damit auch <strong>für</strong> den Innovationserfolg<br />
definitiv entscheidend.<br />
Wenn man sich bspw. die heute auf dem Markt befindlichen technischen<br />
Umsetzungen der Oberfläche eines Lotusblatts unter einem Rasterelektronenmikroskop<br />
genau ansieht, so stellt man fest, dass diese<br />
technisch realisierten Oberflächen noch weit von einer Oberflächenstruktur<br />
entfernt sind, die wie die Oberfläche des Lotusblatts wirken<br />
könnte. Entscheidende Charakteristika, wie die hierarchische Strukturierung<br />
mit Noppen <strong>und</strong> auf ihnen angesiedelten Wachskristallen,<br />
werden noch nicht erreicht.<br />
Dieser Bef<strong>und</strong> trifft genauso zu auf die hierarchisch strukturierten<br />
biologischen Materialien wie Knochen, Zähne, Perlmutt oder Spinnenseide,<br />
die in jüngerer Zeit mehr <strong>und</strong> mehr in den Fokus bionischen<br />
Arbeitens geraten. Für die Herstellung solcher Materialien bzw. die<br />
Herstellung von Produkten aus diesen Materialien wird eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Veränderung unseres Produktionsparadigmas unvermeidbar<br />
sein. Die beiden bisher dominierenden Produktionsparadigmen<br />
bestanden zum einen darin, aus einem vorgegebenen Materialblock<br />
(bspw. Stein oder Holz) eine Form herauszumeißeln. Im darauf folgenden<br />
Paradigma wurde zunächst der Werkstoff (bspw. Metalle oder<br />
Beton) homogenisiert <strong>und</strong> dann in eine Form gegossen oder ihm eine<br />
Form aufgeprägt. Hierarchisch strukturierte Materialien sind aber auf<br />
diese Weise nicht zu realisieren.<br />
Für die Herstellung von hierarchisch strukturierten Materialien<br />
dürften nur Selbstorganisationsprozesse weiter helfen, die sich nicht<br />
nur an der biologischen Form, sondern auch am Prozess ihrer Entstehung,<br />
also an biologischen Entwicklungs- bzw. Wachstumsprozessen<br />
selbst orientieren. Sollte dies gelingen, würden sich auch gleich weitere<br />
erstrebenswerte Eigenschaften von „smart materials“ erschließen<br />
lassen, bspw. die Fähigkeit zur Selbstheilung <strong>und</strong> die Fähigkeit zur<br />
2 . 2 Drei Hauptentwicklungsstränge der <strong>Bionik</strong><br />
bionik – <strong>Trends</strong> <strong>und</strong> <strong>Potenziale</strong> | 21<br />
Fertigungstechnische<br />
Umsetzungsprobleme<br />
Beispiel Lotusblatt<br />
Veränderung des<br />
Produktionsparadigmas<br />
Selbstorganisation<br />
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