JAHRESBERICHT 2010 - Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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Kunstkammerinventarvitrine aus dem<br />
Neuen Grünen Gewölbe<br />
10 Wu n Derkammern<br />
Als vor über 450 Jahren die sächsischen Kurfürsten begannen,<br />
Pretiosen aller Art in ihrem Schloss zusammenzutragen,<br />
werden sie kaum geahnt haben, welche einzigartige<br />
Geschichte diese Sammlung einmal haben würde. In der<br />
Wunderkammer hat der Fürst das ganze Wissen seiner<br />
Zeit wie in einer großen begehbaren Enzyklopädie zusammengefasst.<br />
Hier kommen das Exotische, der Reiz der<br />
Bilder und der Prunk der Herrschaftsinsignien zusammen.<br />
In jener Zeit der Wunderkammern ist der Fürst nicht nur<br />
der Herr des Rechts und der Kriegsführung, sondern im<br />
Zeitalter von Galileo Galilei, Kepler und etwas später<br />
Newton die treibende Kraft in der Erkundung der Welt.<br />
Der Fürst ist Stellvertreter Gottes, als Schöpfer der Welt,<br />
als Erfinder.<br />
Und auch wenn die Sammlung im Laufe dieser Geschichte<br />
ihren Charakter verändert hat und auf die fast unvorstellbare<br />
Zahl von 1,5 Millionen Objekten angewachsen ist, so<br />
ist doch das Staunen gleich geblieben, dieses so besondere<br />
Gefühl der Erhabenheit, das den Besucher angesichts<br />
der funkelnden Pracht und einzigartigen Qualität der in<br />
<strong>Dresden</strong> versammelten Kunstwerke befällt.<br />
Ich hatte schon einmal die Gelegenheit, vor einem großen<br />
Publikum über die Besonderheit der Dresdner Sammlungen<br />
zu sprechen: zur Eröffnung des Historischen Grünen<br />
Gewölbes im Jahr 2006. Seitdem sind vier Jahre vergangen,<br />
in denen sich diese weltweit einzigartigen Museumsräume<br />
zu einem wahren Besuchermagneten entwickelt<br />
haben. Es freut mich deshalb umso mehr, den <strong>Staatliche</strong>n<br />
<strong>Kunstsammlungen</strong> <strong>Dresden</strong> nun auf diese Weise zu ihrem<br />
450jährigen Jubiläum gratulieren zu können.<br />
Das Besondere an diesen Sammlungen ist, dass sie uns<br />
noch heute einen realistischen Eindruck davon vermitteln<br />
können, wie mit den Wunderkammern die Geschichte des<br />
Museums begann. Die ganze Welt in ihrer Vielfalt und<br />
Pracht wollten die alten Herrscher in diesen Kammern<br />
abbilden. Dabei ging es nicht allein um Kunst, sondern um<br />
Wissenschaft, Naturkunde und Handwerk. Die Drahtziehbank<br />
von Kurfürst August, die so eindrucksvoll die Jubiläumsausstellung<br />
»Zukunft seit 1560« eröffnet hat, ist<br />
Ausdruck dieser komplexen Auffassung von künstlerischer<br />
Gestaltung, praktischer Anwendung und herrschaftlicher<br />
Repräsentation. Diese Wunderkammer-Objekte bilden<br />
den Kern, in dem unsere heutige Realität bereits verankert<br />
ist. Hier liegt der Ursprung für die Übermacht der Bilder,<br />
die technisch und digital millionenfach reproduziert, unsere<br />
Gegenwart bestimmen.<br />
Heute übernehmen die Intendanten die Rolle der Fürsten,<br />
und die Chefredakteure sind diejenigen, die die öffentliche<br />
Meinung bilden. Gleichzeitig ist Kunst heute Kreativität.<br />
Die heutigen Wunderkammern stehen nicht mehr allein<br />
in <strong>Dresden</strong>, sondern es sind vor allem Google und Facebook,<br />
die ihre Funktion übernommen haben. Inhalte oder<br />
Empfehlungen werden aufgrund sozialer Nähe und Interaktion<br />
als relevanter oder weniger relevant für den einzelnen<br />
Nutzer passgenau zugeschnitten und angezeigt.<br />
Diese digitale Wunderkammer ist die digitale Revolution,<br />
die alles verändert. Im Sinne von Johannes Gutenberg,