JAHRESBERICHT 2010 - Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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steht gleichzeitig für<br />
die sammlungsgeschichte<br />
und den<br />
Blick in die Zukunft:<br />
Jeff Walls »The Thinker«<br />
Blick in den ersten raum der Jubiläumsausstellung »Zukunft seit 1560«,<br />
im Vordergrund die Drahtziehbank von Leonhard Danner, 1565<br />
dem Erfinder des Buchdrucks 1452, ist das aber nicht die<br />
Ablösung der GutenbergApplikation, sondern es ist eine<br />
Ergänzung, denn nach wie vor ist das Netz skriptoral. Es<br />
wird nur ergänzt um ein optisches Medium.<br />
Es ist die Entwicklung vom »Weltbild zur Bilderwelt», wie<br />
Bazon Brock einmal treffend formulierte, die sich anhand<br />
der Dresdner Sammlungen so wunderbar verfolgen lässt.<br />
Denn von der Wunderkammer führt der Weg über das<br />
Museum als Hort der (Ab)bilder, vorangetrieben durch<br />
sich immer schneller erneuernde Technologien bis zu den<br />
heutigen Medien. Diese neuen Medien machen die Rezeption<br />
und Einordnung von Bildern zu einer der größten<br />
Herausforderungen für uns. Die ordnende Kraft, die im<br />
Museum von den Kuratoren und Wissenschaftlern ausgeht,<br />
übernehmen dort Suchmaschinen, die mit ihren<br />
komplexen Algorithmen versuchen, die vom Nutzer gewünschten<br />
Informationen herauszufiltern.<br />
Angesichts dieser Macht der Bilder, die seit dem »Iconic<br />
Turn« unsere Realität dominiert und deren Dominanz sich<br />
auch in Zukunft nur noch weiter ausbauen wird, wird eine<br />
Institution wie die <strong>Staatliche</strong>n <strong>Kunstsammlungen</strong> <strong>Dresden</strong><br />
zu einem ruhenden Pol im Auge des Sturms. Hier kann<br />
der Blick für Wesentliches geschärft werden und der Geist<br />
Dr. Hubert Burda zu<br />
Gast bei den sKD<br />
kann sich an den großen Bildern weiten, die zu Ikonen<br />
geworden sind und in denen der heutige Betrachter die<br />
Vielfalt der Bedeutungsebenen in einem Werk findet. Aus<br />
dieser Aura des Kunstwerks entsteht eine Klarheit, die uns<br />
in der Welt der Bilder verankern kann. Hier liegt die große<br />
Kraft der Museen, die wir auch in Zukunft brauchen werden.<br />
Sie entsteht, wenn für einen Augenblick der Gegensatz<br />
zwischen originalem Werk und massenmedialer<br />
Verbreitung verschwindet und die neue, multimediale<br />
Wunderkammer quasi zum 450. Geburtstag den Ort ihrer<br />
Entstehung besucht. Ich wünsche den <strong>Staatliche</strong>n <strong>Kunstsammlungen</strong><br />
<strong>Dresden</strong> für die Zukunft eine große Zahl<br />
solcher Begegnungen zwischen alter und neuer Zeit,<br />
zwischen alten und neuen Bildern.<br />
Dr. Hubert Burda<br />
Kunsthistoriker und Verleger<br />
(von Hubert Burda erschien <strong>2010</strong>:<br />
»In medias res. Zehn Kapitel zum Iconic Turn«)<br />
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