Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich
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Appenzeller <strong>Textilindustrie</strong> (Vorversion)<br />
Abb. 7.1: Drittes Begleitgruppentreffen. Akteure <strong>der</strong> Textilwirtschaft<br />
skizzieren (gemeinsam mit Studierenden) erste<br />
Umsetzungsschritte <strong>der</strong> Fallstudien-Ergebnisse.<br />
Für die Bearbeitung <strong>der</strong> Fragen wurden zwei Gruppen<br />
gebildet (inklusive <strong>der</strong> Studierenden, welche die Aufgaben<br />
erklärten und sich auch an den Diskussionen beteiligten,<br />
umfassten die Gruppen je ca. 10 Personen). Die<br />
Akteure bewerteten die einzelnen Fragen immer zuerst<br />
einzeln, dann wurde in <strong>der</strong> Gruppe ein Konsens gesucht.<br />
Ausgangspunkt für die Bearbeitung <strong>der</strong> Fragen waren<br />
die im Explorationsparcours präsentierten Varianten. Von<br />
Seiten <strong>der</strong> Firmenvertreter wurde schon am Anfang <strong>der</strong><br />
Fallstudie bemerkt, daß die Systemgrenze <strong>der</strong> beiden<br />
Halbkantone recht unnatürlich sei und man Folgerungen<br />
eher für den Raum Nordostschweiz, den deutschsprachigen<br />
Raum o<strong>der</strong> gar Europa ziehen solle. Aus diesem<br />
Grund wurden die Vertreter <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> gebeten,<br />
ihre Bewertung und Folgerungen nicht aus <strong>der</strong> Perspektive<br />
des eigenen Betriebes son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> gesamten<br />
<strong>Textilindustrie</strong> im Raum Nordostschweiz vorzunehmen.<br />
Am Schluss <strong>der</strong> Veranstaltung stellten sich die<br />
beiden Gruppen gegenseitig ihre Resultate vor.<br />
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Die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Begleitgruppe erzielten zu folgenden<br />
Aussagen Einvernehmen:<br />
• Die Dynamik und <strong>der</strong> Kostendruck in <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong><br />
wird weiter anhalten. Dies führt dazu, daß sich<br />
einzelne Betriebe und die gesamte Branchenstruktur in<br />
den nächsten Jahren massiv verän<strong>der</strong>n werden. In<br />
zwanzig Jahren erwarten die Akteure eine hochintegrierte<br />
<strong>Textilindustrie</strong>, die in den Bereichen Forschung<br />
und Entwicklung und Marketing überregional o<strong>der</strong> gar<br />
global vernetzt ist.<br />
• Am Standort Schweiz werden nur noch Spezialitätenund<br />
High-tech-Textilien produziert, welche ein spezielles,<br />
Standort-Schweiz Know-how verlangen. Lokale<br />
Netzwerke, Verbünde, Firmencluster o<strong>der</strong> Ähnliches<br />
ergänzen die globale Vernetzung vor allem in den Bereichen<br />
Ressourcenmanagement und Aus- und Weiterbildung.<br />
• We<strong>der</strong> gegenseitige finanzielle Beteiligungen noch<br />
Betriebsübernahmen und Stilllegungen sind tabu. Als<br />
wichtig wird erachtet, das hier die Entscheidungen<br />
rechtzeitig erfolgen. Die Akteure skizzieren ein Bild<br />
einer hochmo<strong>der</strong>nen und effizienten <strong>Textilindustrie</strong>.<br />
Diese Industrie stellt für den Standort Schweiz dann<br />
eine Bedrohung dar, wenn die Anzahl <strong>der</strong> Angestellten<br />
in den einzelnen Betrieben unter eine kritische Grenze<br />
sinkt. In diesem Fall müssten sich die verbleibenden<br />
Betriebe noch stärker transnational vernetzen.<br />
• Ein wichtiger Faktor für das Überleben <strong>der</strong> Betriebe ist<br />
ihre Kapitalkraft und ein fairer Zugang zu Kapitaldienstleistungen.<br />
Nur wer permanent in neue Prozesse<br />
investieren kann, hat eine Überlebenschance.<br />
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Zur Rolle <strong>der</strong> Unternehmen, Behörden und Finanzdienstleister<br />
wurden folgende Schlüsse gezogen:<br />
• Die Textilbetriebe haben den Transformationsprozess<br />
aktiv zu gestalten. Vordringlich ist <strong>der</strong> Aufbau betriebsübergreifen<strong>der</strong><br />
Kommunikationsnetze. Kooperationsprojekte<br />
sollten auf verschiedenen Ebenen initiiert<br />
werden.<br />
• Dem Textilverband Schweiz kommt in diesem Prozess<br />
eine wichtige Vermittlerrolle zu. Der Verband sah seine<br />
Aufgabe bisher nahezu ausschliesslich als Lobbyorganisation<br />
gegenüber Aussen. Nach Aussagen er Unternehmer<br />
sollte <strong>der</strong> Verband den Kooperationsprozess<br />
durch geeignete Massnahmen formen und mitgestalten.<br />
Der Gefahr, dass ein Engagement des Textilverbands<br />
auf regionaler Ebene Missgunst von Betrieben in an<strong>der</strong>en<br />
Regionen wecken könnte, sollte mit Kommunikationsmassnahmen<br />
begegnet werden. In <strong>der</strong> Diskussion<br />
wird die Idee skizziert, Massnahmen im Raum Nordostschweiz<br />
als Pilotprojekt zur Kooperation und Profilierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> durchzuführen, welches auf<br />
die ganze Schweiz ausgedehnt werden könnte.<br />
• Der Textilverband Schweiz hat im Bereich Ausbildung<br />
die führende Rolle auszubauen.<br />
• Die kantonalen Behörden sollten durch planerische und<br />
steuerliche Maßnahmen sowie durch einen angemessen<br />
Vollzug im Bereich Umwelt attraktive Standortbedingungen<br />
schaffen. Die Festlegung <strong>der</strong> lokalen Bauzonen<br />
scheint zu wenig auf übergeordnete und langfristige<br />
Gesichtspunkte Rücksicht zu nehmen und zu stark von<br />
den Interessen <strong>der</strong> einzelnen Gemeinden geprägt zu<br />
sein. Hier wird vom Kanton eine aktivere Rolle erwartet.<br />
60 UNS-Fallstudie 2002