Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich
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Appenzeller <strong>Textilindustrie</strong> (Vorversion)<br />
Da die Produktion sehr viele und zudem unterschiedliche<br />
und immer maschinengebundene, also investitionsintensive<br />
Schritte umfasst, haben sich die meisten Betriebe<br />
auf ein einzige Produktionsstufe konzentriert. Sie haben<br />
sich dabei auf wenige Produkte spezialisiert. Diese Entwicklung<br />
kann bei vielen an<strong>der</strong>n produzierenden Branchen<br />
beobachtet werden. Sie ist bei <strong>der</strong> Produktion von<br />
Textilien durch die hohe Abhängigkeit <strong>der</strong> Kettenglie<strong>der</strong><br />
jedoch speziell problematisch.<br />
Abb. 3.1 stellt die Etablierung sowie den Tätigkeitsbereich<br />
<strong>der</strong> beteiligten Betriebe innerhalb <strong>der</strong> textilen Produktion<br />
auf verschiedenen Prozessebenen dar. Keines <strong>der</strong><br />
Unternehmen beherbergt die gesamte Prozesskette unter<br />
einem Dach, bzw. die Art <strong>der</strong> Produkte bedarf nicht aller<br />
Prozessstufen. Bei <strong>der</strong> Christian Eschler AG werden heute<br />
Strick- und Wirkwaren für die Sport- und Lingerieindustrie<br />
hergestellt, wobei auch technische Textilien produziert<br />
werden. Die Sefar AG ist führend in <strong>der</strong> Herstellung<br />
von Präzisionsgeweben sowie im Konfektionieren von<br />
Filtermedien und setzt als Problemlöser weltweit Massstäbe<br />
in <strong>der</strong> Anwendungstechnik. Die Breite <strong>der</strong> Produktpalette<br />
(Medizin, Luftfahrt, Automobil, Prozessfiltration,<br />
Nahrungsmittel etc.) vermin<strong>der</strong>t auch in diesem Unternehmen<br />
die Anfälligkeit gegenüber konjunkturellen<br />
Schwankungen und verschwindenden Marktsegmenten<br />
o<strong>der</strong> Produkten. Ein weiterer Vorteil <strong>der</strong> vertikalumfassenden<br />
(alle wichtigen Produktionsschritte innerhalb<br />
des Unternehmens) Produktion des Unternehmens<br />
ist, dass damit die Qualitätssicherung und Kontrolle über<br />
alle Prozessschritte ermöglicht wird. So ist es nicht weiter<br />
erstaunlich, dass Betriebe wie die Sefar AG und die<br />
Eschler AG im Bereich <strong>der</strong> technischen Textilien weltweit<br />
zu den wichtigsten Produzenten und Lieferanten<br />
zählen. Zu den Textilveredlern zählen die AG Cilan<strong>der</strong>,<br />
die spezialisiert ist auf die Veredlung von technisch anspruchsvollen<br />
Geweben. Die Signer & Co AG hat sich<br />
neben <strong>der</strong> Veredlungstätigkeit auch auf Druckarbeiten<br />
konzentriert. Die Hermann Koller AG ist vor allem auf<br />
das Ätzen und Färben von Stickereien für Damenunterwäsche<br />
im Hochpreissegment spezialisiert. Zu den beteiligten<br />
Betrieben <strong>der</strong> Fallstudie zählen die Eduard Tanner<br />
AG und <strong>der</strong> Eisenhut und Co. AG, wichtige Akteure in<br />
<strong>der</strong> Stickereiindustrie im Prozessbereich des Scherlens<br />
und des Stickerei-Designs sowie des -Vertriebs.<br />
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Wir erweitern nun den Fokus auf das ausserhalb <strong>der</strong> textilen<br />
Produktion i.e.S. liegende Umfeld, das mit <strong>der</strong> Produktion<br />
unmittelbar verknüpft ist. Wir konzentrieren uns<br />
dabei primär auf die Material- und Dienstleistungsflüsse,<br />
die in die textile Produktion einfliessen bzw. von ihr wegführen.<br />
Auf <strong>der</strong> Inputseite sind die zentralen Faktoren (die<br />
natürlichen o<strong>der</strong> chemischen) Rohstoffe, die in einer Abfolge<br />
von Prozessstufen zum Endprodukt gebracht wer-<br />
den, Kapital- und Energieeinsatz sowie Personalverfügbarkeit<br />
und Einsatz von Textilmaschinen. Auf <strong>der</strong> Outputseite<br />
sind die Produkte, konfektionierte Textilien o<strong>der</strong><br />
technische Textilien. Als weitere Produktionsfaktoren<br />
dienen Wasser und Luft (siehe Abb. 3.2).<br />
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Der Endkonsument bestimmt durch die verschiedenen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Textil im Wesentlichen die Art und<br />
Weise, wie dieses hergestellt wird. Dies spiegelt sich auch<br />
in den Produktionsschritten <strong>der</strong> Textilien wi<strong>der</strong>. Wie aus<br />
dem vorangehenden Abschnitt ersichtlich wird, ist die<br />
Produktionskette <strong>der</strong> Textilien produktspezifisch. Somit<br />
kann die Wertschöpfung nur für Einzel-Produkte bestimmt<br />
werden. Es ist daher sehr schwierig ein allgemeines<br />
Bild <strong>der</strong> Wertschöpfung <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> im Appenzellerland<br />
zu generieren.<br />
Man kann Textilien aufgrund ihres Einsatzbereichs in<br />
technischen Systemen o<strong>der</strong> als Bekleidungstextilien unterscheiden.<br />
Durch die Art <strong>der</strong> Verwendung durch den<br />
Konsumenten ergeben sich weitere Gruppen von Textilien,<br />
die sich in ihren Herstellungsprozessen verschieden<br />
stark unterscheiden können. Die Produktionskette unterscheidet<br />
sich so von Artikel zu Artikel, da zu <strong>der</strong>en Herstellung<br />
nicht immer dieselben Prozesse notwendig sind.<br />
Zu einem weiteren Problem führt die starke Trennung<br />
einzelner Produktionsschritte nicht nur in unterschiedlichen<br />
Betrieben (vertikale Fertigung innerhalb eines einzelnen<br />
Betriebes ist so gut wie nie gegeben) son<strong>der</strong>n die<br />
Verlagerung dieser Produktionsschritte in unterschiedliche<br />
Län<strong>der</strong>. So kann man kaum von einer regionalen<br />
Wertschöpfung eines Produktes sprechen son<strong>der</strong>n lediglich<br />
von <strong>der</strong> Wertschöpfung eines Teilproduktes.<br />
Um nun trotzdem eine einheitliche Produktionskette<br />
darstellen zu können und einen direktmöglichen Bezug<br />
zur Wertschöpfungskette zu schaffen – die Wertschöpfungskette<br />
läuft entlang <strong>der</strong> Produktkette, aber in umgekehrter<br />
Richtung, wobei anstelle von Waren Geld fliesst –<br />
, haben wir uns für vier konkrete Produkte entschieden,<br />
von denen wir jeweils separat eine Produktionskette erstellen<br />
(siehe Abb. 3.4). Es wird ersichtlich, dass sowohl<br />
Flächenherstellung als auch Veredlung für alle vier Produkte<br />
notwendig sind. Als einziges Produkt bedingt <strong>der</strong><br />
Büstenhalter den Prozess des Stickens/Scherlens.<br />
Zu obigen Produktionsketten wurden von den Betrieben<br />
Wertschöpfungsschätzungen, wie sie für den jeweiligen<br />
Betrieb zutreffen, erhoben. Daraus resultieren die Angaben<br />
in Tab. 3.1-3.5.<br />
Die Wertschöpfungen sind für die Prozessstufen Stickerei<br />
(Tab. 3.1), Scherlerei (Tab. 3.2) und Veredlung<br />
(Tab.3.3) dargestellt. Tab. 3.4 zeigt die Wertschöpfung<br />
von technischen Textilien (z.B. Mehlsieb). Am Beispiel<br />
eines Velo-Shirts wird die gesamte Wertschöpfungskette<br />
18 UNS-Fallstudie 2002