Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich
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D8 Anhang D – Schweiz<br />
<strong>der</strong> EU zollfrei in Osteuropa und Nordafrika verarbeiten lassen, während sie bei Verarbeitung von<br />
<strong>Schweizer</strong> Ursprungswaren in einem Drittland einen Differenzzoll bezahlen mussten – ein<br />
schwerwiegenden Konkurrenznachteil für die <strong>Schweizer</strong> Exporteure. Auch <strong>Schweizer</strong> Konfektionäre, die<br />
in Osteuropa Klei<strong>der</strong> fertigen liessen, konnten diese nicht zollfrei in <strong>der</strong> EU absetzen.<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ursprungsregeln dank paneuropäischer Kumulation:<br />
Die paneuropäische Kumulation (vollständige Liberalisierung des Warenverkehrs), die zwischen <strong>der</strong> EU,<br />
<strong>der</strong> EFTA und zehn mitteleuropäischen Staaten vereinbart wurde, bringt seit 1997 eine wesentliche<br />
Verbesserung im Warenverkehr, da <strong>der</strong> Differenzzoll seither entfällt und bisherige Ungleichbehandlungen<br />
eliminiert wurden.<br />
Dank dem erleichterten Zugang zum osteuropäischen Markt setzen EU Kunden vermehrt schweizer<br />
Textilerzeugnisse ein, vor allem für qualitativ hochstehende Produkte. Die Konfektionsindustrie profitiert<br />
von dieser Verbesserung, indem sie in Osteuropa gefertigte Klei<strong>der</strong> neu nicht nur zollfrei in die Schweiz<br />
und die übrige EFTA, son<strong>der</strong>n auch zollfrei in den wichtigen EU Markt einführen kann.<br />
Formalitäten und Mehrwertsteuer:<br />
Die fehlende Mitgliedschaft <strong>der</strong> Schweiz beim EWR o<strong>der</strong> zur EU bringt trotz bilateralen Verhandlungen<br />
Benachteiligungen im Warenverkehr für die schweizerische Exportindustrie, welche auch zu einem<br />
späteren Zeitpunkt kaum verbessert werden können: Die Schweiz muss seine Geschäfte mit <strong>der</strong> EU mit<br />
vielen Formalitäten erledigen. Dies ist ein Konkurrenz-Nachteil im Zeitalter von «just-in-time» und «quick<br />
response». Eine weitere Benachteiligung für <strong>Schweizer</strong> Exporteure ist die Mehrwertssteuer, die von EU<br />
Kunden an <strong>der</strong> Grenze bezahlt werden muss.<br />
Soll die politische/wirtschaftliche Isolation <strong>der</strong> Schweiz und <strong>der</strong>en Auswirkungen aufgefangen werden,<br />
so muss sich die Schweiz nach den bilateralen Verhandlungen weitere Integrationsschritte überlegen<br />
(erneute Abstimmung zum EWR o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Abschluss eines Zollunionsvertrages zwischen <strong>der</strong> EU und <strong>der</strong><br />
Schweiz). Die zentrale Lage <strong>der</strong> Schweiz in Europa ist nicht nur ein wichtiger Standortvorteil, son<strong>der</strong>n<br />
auch eine Verpflichtung, am europäischen Integrationsprozess konstruktiv mitzuwirken.<br />
D8 Energie 7<br />
� Die Produktionskette <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> verfügt über teilweise sehr energieintensive Prozesse.<br />
Die <strong>Textilindustrie</strong> gehört damit zu dem Grossverbrauchern von Elektrizität und fossilen<br />
Brennstoffen.<br />
� Beson<strong>der</strong>s Prozesse wie Spinnen, Weben und Veredeln (Färben) sind ausserordentlich<br />
energieintensiv. Somit sind die Kosten für Energie oftmals entscheidend für Betriebe welche auf<br />
dieser Fabrikationsstufe operieren.<br />
� Eine Reduktion des Energiebedarfs lässt sich, wenn überhaupt meist nur mittels sehr hohen<br />
Investitionen in neue Energie schonen<strong>der</strong>e Produktionsanlagen o<strong>der</strong> durch<br />
Rückgewinnungsanlagen (Nutzung <strong>der</strong> Abwärme) erreichen.<br />
� Durch eine Besteuerung des Energieverbrauchs, wie dies das CO2-Gesetz vorsieht, werden nicht<br />
nachwachsende Energiequellen verteuert. � Die Energiediskussion läuft auf eine<br />
Verschlechterung <strong>der</strong> Rahmenbedingungen für den Werkplatz Schweiz hinaus.<br />
� Der Textilverband Schweiz ist bestrebt, Branchenlösungen zu erstellen, um den CO2-Ausstoss zu<br />
reduzieren und von <strong>der</strong> CO2-Abgabe befreit zu werden.<br />
� Die <strong>Textilindustrie</strong> <strong>der</strong> Schweiz ist mit durchschnittlich 11 Rappen pro kWh gegenüber<br />
europäischen Konkurrenten, welche Elektrizitätspreise von umgerechnet 6-7 Rappen bezahlen,<br />
benachteiligt. Durch eine Liberalisierung des Elektrizitätsmarkts verspricht man sich Preise<br />
ähnlich denen im europäischen Raum.<br />
� Das Energiemarktgesetz, welches eine Liberalisierung des Strommarktes vorsah, wurde im Jahr<br />
2002 durch das <strong>Schweizer</strong> Volk abgelehnt.<br />
7 Vgl. Schöll, R., Hofer, A. & Kooijman, C. (2003). Appenzeller <strong>Textilindustrie</strong>. In R.W. Scholz, M. Stauffacher, S.<br />
Bösch & P. Krütli (Hrsg.). 2003. Umwelt Wirtschaft Region – Der Fall Appenzell Ausserrhoden. <strong>Zürich</strong>: Rüegger.