Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich
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Anhang E – <strong>Schweizer</strong> <strong>Textilindustrie</strong> nach Regionen E1<br />
ANHANG E<br />
SCHWEIZER TEXTILINDUSTRIE NACH<br />
REGIONEN<br />
E1 Region Appenzell / St. Gallen<br />
Historische Entwicklung<br />
Das Kerngebiet Appenzell / St. Gallen ist traditionell eine sehr starke Textilregion. Vor allem die Stadt St.<br />
Gallen exportierte schon im 18. Jh. Stickereien und wurde dadurch weltbekannt. Die anfangs noch als<br />
Handarbeit betriebene Stickerei wurde im 19. Jh. durch mechanische Spitzenstickerei abgelöst. Ende des<br />
19 Jh., anfangs 20. Jh. wurde die Stickerei zum Hauptexportgut <strong>der</strong> Schweiz. Zu jener Zeit lebten mehr<br />
als ein Fünftel <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong> Kantone St. Gallen, Thurgau sowie <strong>der</strong> beiden Appenzell von <strong>der</strong><br />
Herstellung von Stickerei. Infolge eines radikalen<br />
Modewechsels um 1920/21 geriet die Produktion von<br />
Stickereien in eine schwere Krise, so dass Zehntausende<br />
ihre Arbeit verloren. Nach Jahrzehnten des Nie<strong>der</strong>gangs<br />
setzte nach 1950 wie<strong>der</strong> eine gewisse Erholung ein.<br />
Technische Innovationen (computergesteuerte<br />
Produktion) haben den Konzentrationsprozess weiter<br />
vorangetrieben und die Stickerei zu einem hoch<br />
spezialisierten, aber beschäftigungsarmen Zweig <strong>der</strong><br />
<strong>Textilindustrie</strong> gemacht [Historisches Lexikon <strong>der</strong><br />
Schweiz].<br />
Parallel zu den Stickereien entwickelten sich im<br />
Kerngebiet Appenzell und St. Gallen auch Spinnereien und Webereien. So wurden 1801 Bestrebungen<br />
angestellt, mechanische Spinnereien und Zwirnereien für die Herstellung des Stickgarns in <strong>der</strong> Region in<br />
Betrieb zu nehmen [NZZ, Ressort Fokus <strong>der</strong> Wirtschaft, 8.Dezember 2001,Nr. 286, Seite 29]. Ebenfalls<br />
hatte <strong>der</strong> Boom <strong>der</strong> Stickerei auch positive Effekte für die Appenzeller Handweberei, so dass sich diese<br />
auf die Herstellung von feinen Baumwollgeweben spezialisierte. [Bild:<br />
http://www.textilmuseum.ch/ausstellung/img/sgstickerei03_gr.jpg]<br />
Aktuelle Lage<br />
Auch heute dominieren im Kerngebiet Appenzell / St. Gallen hauptsächlich noch Stickereibetriebe (~17)<br />
und Veredelungsbetriebe (~16). Daneben existieren aber auch Webereien (~8), Zwirnereien und<br />
Spinnereien (~7), Teppichfabrikanten (~4) sowie Betriebe für die Seidenverarbeitung (~2) und eine<br />
Bandfabrik. Das Kerngebiet Appenzell / St. Gallen weist mit seinen ca. 55 Textilunternehmen die höchste<br />
Dichte <strong>der</strong> Schweiz auf. So war die <strong>Textilindustrie</strong> im Kanton St. Gallen im Vergleich zum<br />
schweizerischen Mittel 1998 etwa dreimal stärker vertreten. [http://www.sg.ch/dienstleistungen/statistik/<br />
Berichte&Analysen/KSGMZ/KTSGMZ2000/Branchenstruktur.pdf].<br />
Über die letzen Jahre ist jedoch auch ein relativ starker Rückgang <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> zu verzeichnen<br />
(Kanton St. Gallen 1985 – 2001: Rückgang <strong>der</strong> Arbeitsstätten von 536 auf 225 ca. -58%; Rückgang <strong>der</strong><br />
Vollzeitäquivalente von 11919 auf 3781 ca. -68%) [Fachstelle für Statistik Kanton St. Gallen (21.01.2003)<br />
http://www.sg.ch/dienstleistungen/statistik/Themen/B03/BZ/BZ2001-Reg-Gem-Branchen.pdf]. Zur<br />
Beschreibung <strong>der</strong> Lage in den beiden Appenzell sind keine genaueren Statistiken über die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Textilbetriebe bekannt, man vermutet jedoch, dass die Lage vergleichbar mit jener des Kantons St.<br />
Gallen ist.