23.01.2013 Aufrufe

Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich

Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich

Zukunft der Schweizer Textilindustrie ? - ETH Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anhang D – Schweiz D1<br />

D1 Historische Entwicklung 2<br />

ANHANG D<br />

SCHWEIZ<br />

� Die Geschichte <strong>der</strong> schweizerischen <strong>Textilindustrie</strong> verlief in den letzten 200 Jahren eng mit dem<br />

folgenden Evolutionspfad:<br />

Heimindustrie � Mechanisierung � Importsubstitution � internationale Wettbewerbsposition �<br />

Auslandexpansion � Globalisierung � De - Industrialisierung im Inland � Überleben weniger<br />

Weltmarktführer?<br />

� 18. Jahrhun<strong>der</strong>t: <strong>Schweizer</strong>ische Heimindustrie erlangt, angetrieben vom Wachstum <strong>der</strong><br />

Mousselineweberei, Zeugdruckerei und Stickerei, textile Weltmachtstellung.<br />

� Import von billigem englischem Baumwollgarn liess 1790 die Handspinnerei in <strong>der</strong> Schweiz<br />

zusammenbrechen<br />

� 1801 staatliche und private Bestrebungen für den Aufbau von mechanischen<br />

Baumwollspinnereien. Grün<strong>der</strong>boom im Kanton <strong>Zürich</strong>. Anzahl mechanischer Spinnereien<br />

stabilisierte sich auf 150.<br />

� 1900 Wechsel im Unternehmerverhalten von kaufmännisch orientiertem Verhalten (optimaler<br />

Baumwolleinkauf, Produktdifferenzierung für wechselnde Marktsegmente, tiefe Betriebskosten<br />

durch niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten, weitere Nutzung abgeschriebener Maschinen und<br />

Bewahrung <strong>der</strong> Fabrikationsgeheimnisse) von Rieter, Johannes Hürlimann und Jakob Wild zu<br />

technisch orientiertem Unternehmensstil (Anwendung neuester Technologie, qualifizierte<br />

Arbeitskräfte und kürzere Arbeitszeiten.<br />

� Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung 1850 bis 1874 während <strong>der</strong>en sich die Spinnereien auf<br />

die Variation <strong>der</strong> Feinheit und Qualität spezialisiert hatten, verschlechterte sich die Marktlage<br />

massiv. Als Ursachen dürften Protektionismus in <strong>der</strong> einsetzenden Weltwirtschaftskrise und die<br />

steigende Nachfrage nach gröberen Artikeln eine wichtige Rolle gespielt haben. Feingarne<br />

wurden nicht mehr gefragt und Unternehmer hatten technische Neuerungen vernachlässigt.<br />

Feinspinnereien und Webereien fielen auf den Stand von vor 1853 zurück. Die während dessen<br />

expandierenden Sektoren Stickerei und Seidenindustrie konnten diesen Rückgang nicht<br />

kompensieren.<br />

� 1913 erfolgte eine weitere Expansion in <strong>der</strong> Baumwoll- und Seidenindustrie in Italien,<br />

Süddeutschland und Österreich, wo schweizerische Unternehmer über eine grössere<br />

Produktionskapazität verfügten als im Inland (Pioniere in <strong>der</strong> Globalisierung!). Die hohen<br />

Gewinne während des ersten Weltkriegs ermöglichten es den Unternehmern ihre teilweise<br />

überalterten Maschinenparks zu erneuern.<br />

� Während <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrse (1918) versuchte manch ein Unternehmer, seinen Betrieb<br />

mittels Sparmassnahmen und Diversifikation durchzubringen.<br />

� Exporterfolge und wachsendes textiles Know-how in weiten Teilen <strong>der</strong> Welt führten ab 1965 zu<br />

stärker werdende Konkurrenz durch Niedriglohnlän<strong>der</strong>. Die Einführung flexibler Wechselkurse,<br />

die Aufwertung <strong>der</strong> <strong>Schweizer</strong>frankens und die Rezession 1974/76 führten dann schliesslich zum<br />

Erliegen <strong>der</strong> Massenproduktion in <strong>der</strong> Schweiz und zu einer verstärkten De-Industrialisierung in<br />

den Traditionellen Textilregionen (Zürcher Oberland, Glarnerland).<br />

� Nach 1990 setzte sich <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> <strong>Textilindustrie</strong> in <strong>der</strong> Schweiz, Europa und den USA<br />

fort. Die höheren Produktionskosten als in Asien führten trotz Rationalisierung und Know-how zu<br />

einer Abwan<strong>der</strong>ung in Län<strong>der</strong> mit eigener Baumwollproduktion und an<strong>der</strong>e Niedriglohnlän<strong>der</strong>.<br />

� Die heute in <strong>der</strong> Schweiz noch tätigen Textilunternehmen in <strong>der</strong> Schweiz wi<strong>der</strong>legen die gängige<br />

These <strong>der</strong> De-Industrialisierung. Langjährig erarbeitetes Know-how, <strong>der</strong> Einsatz mo<strong>der</strong>nster<br />

Produktionstechnologie und kontinuierliche Forschung und Entwicklung erlauben es diesen<br />

Betrieben, höchste Qualitätsansprüche zu befriedigen. Diese Unternehmen produzieren Produkte<br />

für das Hochpreissegment und spezifische Nischenprodukte, die ein sehr hohes Mass an Knowhow<br />

erfor<strong>der</strong>n.<br />

2 Vgl. auch Schöll, R., Hofer, A. & Kooijman, C. (2003). Appenzeller <strong>Textilindustrie</strong>. In R.W. Scholz, M. Stauffacher,<br />

S. Bösch & P. Krütli (Hrsg.). 2003. Umwelt Wirtschaft Region – Der Fall Appenzell Ausserrhoden. <strong>Zürich</strong>: Rüegger.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!