Epidemiologische Untersuchungen - Stiftung Tierärztliche ...

2.7 Der Tierbehandlungsindex (TBI)
32
UNGEMACH (2000) stellt fest, dass es mit Ausnahme von Dänemark und teilweise
Schweden nur sehr wenige und unvollständige Daten zum Antibiotikaverbrauch in Europa
gibt.
In ihrem Fortschrittsbericht über Antibiotikaresistenzen geben EKDAHL und GRAVE (2001)
Auszüge aus den sogenannten „Kopenhagener Empfehlungen“ von 1998 in Übereinstimmung
mit den Empfehlungen des wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der Europäischen Union
(EUROPEAN COMMISSION 1999) unter anderem wie folgt wieder: „Die Sammlung von
Daten über den Antibiotikaverbrauch in öffentlichen und Krankenhausapotheken und in der
Veterinärmedizin zur Behandlung und als Leistungsförderer ist anzustreben.“
Auch im Sinne des Tierschutzes muss gesagt werden, dass das Halten von Tieren unter
Bedingungen, die ständig zu Erkrankungen führen und wiederholte Behandlungen
erforderlich machen, ein tierschutzgesetzwidriger Tatbestand ist (BLAHA u. BLAHA 1995).
Doch kann die Menge an verwendeten antibiotisch wirksamen Therapeutika auch als
indirektes Maß der Häufigkeit infektiöser Erkrankungen herangezogen werden (Blaha 2006
a). Deshalb wurde mit dem Ziel, die Tiergesundheit einer zusammengehörenden Tiergruppe
indirekt über die Behandlungsintensität einschätzen zu können, an der Außenstelle der
Tierärztlichen Hochschule Hannover in Bakum der „Tierbehandlungsindex“ (TBI) (BLAHA
et. al 2006) entwickelt und unter anderem im Rahmen dieser Arbeit erprobt.
Unter dem Begriff „Index“ versteht man unter anderem eine aus mehreren Messgrößen
rechnerisch zusammengesetzte Größe, die einen Zustand oder Vorgang einfach (durch eine
Zahl) möglichst weitgehend beschreibt und vergleichbar macht (ROCHE LEXIKON
MEDIZIN 1999).
Der Tierbehandlungsindex basiert auf der Annahme, dass Tiere, die wiederholt und über
längere Zeiträume antibiotisch behandelt werden müssen, weniger gesund sind als Tiere, die
nie oder nur sehr selten behandelt werden.
Dabei gibt der TBI die durchschnittliche Anzahl von Tagen an, die jedes Tier eines Bestandes
bzw. einer Mastgruppe mit einer antimikrobiellen Substanz behandelt wurde, wobei sowohl
Einzeltierbehandlungen als auch orale oder parenterale Gruppenbehandlungen berücksichtigt
werden.