Michael Holzinger – sempre-audio.at Zeig mir, wer du bist ... Kompakte Kopfhörer sind längst mehr als nur ein Behelf, um unterwegs mit iPod und Co. Musik hören zu können. Es sind Mode-Accessoires, über die Kunden ihr individuelles Lebensgefühl ausdrücken und dabei somit nicht in erster Linie auf den Preis schauen.
ichael Holzinger ist seit Jahren als MJournalist in den Bereichen IT, Fotografie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik tätig. 2009 gründete er das audiovisuelle Webportal www.sempreaudio.at, um eine führende Plattform für die vernetzte multimediale Welt der Unterhaltungs-Elektronik zu schaffen. Im Zuge einer Medienkooperation gibt Holzinger den Lesern der E&W Einblicke in die Welt des Audio: Längst müssen Kopfhörer für mobile Devices weit mehr leisten, als ihnen durch ihre primäre Aufgabe zuteil wird. Es ist also mitunter nicht allein deren Qualität bei der Darbietung von Musik entscheidend, sondern vor allem ihr Design. Nicht ausschließlich, aber natürlich allen voran Kids setzen Kopfhörer inzwischen ganz klar als Mode-Accessoire ein. Die Wahl der „richtigen” Kopfhörer wird somit nicht selten nach den gleichen Kriterien getroffen, wie bei Schuhen, Jeans und Sweatshirts ... Anfänge einer Erfolgsgeschichte Es war im Jahr 1979, da löste der japanische Unterhaltungs-Elektronikkonzern Sony eine wahre Revolution aus, die die Branche, aber auch die Art und Weise, wie wir Musik konsumieren, grundlegend veränderte. Am 1. Juli 1979 präsentierte Sony mit dem Sony Walkman TPS-L2 ein mobiles Abspielgerät für Musikkassetten. Damit war es erstmals möglich, die eigene Musik in sehr guter Qualität immer und überall genießen zu können. Aber allein diese Flexibilität war wohl nicht ausschlaggebend für den Erfolg des Walkman. Einerseits traf Sony mit dem Walkman geradezu punktgenau den Nerv der Zeit, andererseits sorgte eine sehr kluge und groß angelegte Marketing- Kampagne dafür, dass dieses neue Gerät binnen kürzester Zeit zu einem unerlässlichen Begleiter für all jene wurde, die schick sein und dem Trend entsprechen wollten. So entwickelte sich der Sony Walkman binnen kürzester Zeit zu einem wahren Status-Symbol und zu einem prägenden Produkt der 1980er Jahre. Das gut sichtbare Zeichen dafür, dass man einen Walkman hat, waren natürlich in erster Linie die Kopfhörer. Ein ähnliches Kunststück wie Sony gelang Apple mit dem im Jahr 2001 erstmals präsentierten iPod. Ebenso wie bei Sonys Walkman entwickelte sich auch hier der Markenname zum Synonym für eine gesamte Produktgruppe und auch sonst weist die Entwicklung einige Parallelen auf. Auch beim Walkman reichten zunächst die im Lieferumfang enthaltenen Kopfhörer. Das typische Orange zeigte jedem, dass man sich einem urbanen, jugendlichen Lebensstil verpflichtet fühlt. Ab dem Jahr 2001 waren es die weißen Ohrstöpsel des Apple iPods, die als auf den ersten Blick sichtbares Zeichen galten, dass man hip und stylish ist. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Zu inflationär wurden weiße Ohrstöpsel unters Volk gestreut, nicht nur von Apple selbst, sondern von zahlreichen anderen Herstellern, die auf der Erfolgswelle des kalifornischen Unternehmens mitschwimmen wollten. Heutzutage bedarf es deutlich mehr, um sich aus der Masse abzusetzen. Entsprechend vielfältig gestaltet sich das aktuelle Angebot. Lifestyle So haben alle führenden Hersteller längst erkannt, dass sich Kopfhörer immer mehr zu Mode-Accessoires entwickelt haben und bieten exakt auf verschiedenste Zielgruppen zugeschnittene Lösungen an. Viele renommierte Hersteller setzen natürlich bei ihren Produkten nach wie vor zunächst auf Qualität, aber gleichzeitig ist man auf ein möglichst gediegenes, edles Design bedacht, mit dem man Kunden lockt, die zurückhaltende Eleganz zu schätzen wissen. Gleichzeitig kooperiert so mancher Hersteller aber etwa direkt mit Mode-Labels, vor allem bei der Entwicklung so genannter Sport- oder Outdoor- Kollektionen. Ein prestigeträchtiges Logo auf einem Produkt im typisch auffallendem Design einer Marke wie adidas oder ähnlichen Firmen hilft dabei, neue Kundenschichten zu erschließen und den eigenen Produkten ein besonders hippes Image zu verpassen. Promi-News Ebenfalls voll im Trend liegen so genannte Signature-Serien, also Produkte, die den Namen etwa eines renommierten Musikers oder zumindest eines Prominenten tragen. Hier reicht das Spektrum von Legenden wie Quincy Jones oder Miles Davis bis hin zu mehr oder weniger bekannten DJs oder Lady Gaga. Zur Not verpasst man den richtigen Image-Trägern, etwa Skispringern oder dem Formel 1-Weltmeister die Produkte, sodass diese bei jeder Gelegenheit werbewirksam vor der Kamera präsentiert werden. Dabei ist vor allem in letzter Zeit klar ersichtlich, dass der Trend weg von den In-ear-Model- Kooperation | MULTIMEDIA Kopfhörer sind nicht nur technische Gadgets, sondern auch modische Accessoires len hin zu „richtigen“ Kopfhörern geht, denn diese bieten allein durch ihre opulentere Bauform mehr Platz für individuelle Designs. Hohes Marktpotenzial Dies alles zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in diesem Marktsegment tatsächlich steckt. Denn wer glaubt, dass hier allen voran der Preis entscheidend ist, der irrt gewaltig. Erstens gibt es eine immer größere Zielgruppe, die bereit ist, tatsächlich allein für Qualität einen fairen Preis zu zahlen, andererseits jene, die in erster Linie auf Grund des Designs oder besser gesagt des Images eines Produkts ihre Auswahl treffen. Und da ist es wie so oft bei rein emotionalen Entscheidungen bzw Produkten, die hip und stylish sind: je ausgefallener das Design, je prominenter der „Werbepartner”, umso kostspieliger dürfen die Produkte sein. Text: Michael Holzinger Foto: Lady Gaga_Heartbeats Info: www.sempre-audio.at 3/<strong>2011</strong> | 79