E&W-Printausgabe 3/2011
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ichael Holzinger ist seit Jahren als<br />
MJournalist in den Bereichen IT, Fotografie,<br />
Telekommunikation und Unterhaltungselektronik<br />
tätig. 2009 gründete er<br />
das audiovisuelle Webportal www.sempreaudio.at,<br />
um eine führende Plattform für<br />
die vernetzte multimediale Welt der Unterhaltungs-Elektronik<br />
zu schaffen. Im<br />
Zuge einer Medienkooperation gibt Holzinger<br />
den Lesern der E&W Einblicke in<br />
die Welt des Audio:<br />
Längst müssen Kopfhörer für mobile<br />
Devices weit mehr leisten, als ihnen durch<br />
ihre primäre Aufgabe zuteil wird. Es ist<br />
also mitunter nicht allein deren Qualität<br />
bei der Darbietung von Musik entscheidend,<br />
sondern vor allem ihr Design. Nicht<br />
ausschließlich, aber natürlich allen voran<br />
Kids setzen Kopfhörer inzwischen ganz<br />
klar als Mode-Accessoire ein. Die Wahl<br />
der „richtigen” Kopfhörer wird somit<br />
nicht selten nach den gleichen Kriterien<br />
getroffen, wie bei Schuhen, Jeans und<br />
Sweatshirts ...<br />
Anfänge einer<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Es war im Jahr 1979, da löste der japanische<br />
Unterhaltungs-Elektronikkonzern<br />
Sony eine wahre Revolution aus, die die<br />
Branche, aber auch die Art und Weise, wie<br />
wir Musik konsumieren, grundlegend veränderte.<br />
Am 1. Juli 1979 präsentierte<br />
Sony mit dem Sony Walkman TPS-L2 ein<br />
mobiles Abspielgerät für Musikkassetten.<br />
Damit war es erstmals möglich, die eigene<br />
Musik in sehr guter Qualität immer und<br />
überall genießen zu können. Aber allein<br />
diese Flexibilität war wohl nicht ausschlaggebend<br />
für den Erfolg des Walkman.<br />
Einerseits traf Sony mit dem<br />
Walkman geradezu punktgenau den Nerv<br />
der Zeit, andererseits sorgte eine sehr<br />
kluge und groß angelegte Marketing-<br />
Kampagne dafür, dass dieses neue Gerät<br />
binnen kürzester Zeit zu einem unerlässlichen<br />
Begleiter für all jene wurde, die<br />
schick sein und dem Trend entsprechen<br />
wollten.<br />
So entwickelte sich der Sony Walkman<br />
binnen kürzester Zeit zu einem wahren<br />
Status-Symbol und zu einem prägenden<br />
Produkt der 1980er Jahre. Das gut sichtbare<br />
Zeichen dafür, dass man einen Walkman<br />
hat, waren natürlich in erster Linie<br />
die Kopfhörer. Ein ähnliches Kunststück<br />
wie Sony gelang Apple mit dem im Jahr<br />
2001 erstmals präsentierten iPod. Ebenso<br />
wie bei Sonys Walkman entwickelte sich<br />
auch hier der Markenname zum Synonym<br />
für eine gesamte Produktgruppe und auch<br />
sonst weist die Entwicklung einige Parallelen<br />
auf. Auch beim Walkman reichten<br />
zunächst die im Lieferumfang enthaltenen<br />
Kopfhörer. Das typische Orange zeigte<br />
jedem, dass man sich einem urbanen, jugendlichen<br />
Lebensstil verpflichtet fühlt.<br />
Ab dem Jahr 2001 waren es die weißen<br />
Ohrstöpsel des Apple iPods, die als auf<br />
den ersten Blick sichtbares Zeichen galten,<br />
dass man hip und stylish ist.<br />
Doch diese Zeiten sind längst vorbei.<br />
Zu inflationär wurden weiße Ohrstöpsel<br />
unters Volk gestreut, nicht nur von Apple<br />
selbst, sondern von zahlreichen anderen<br />
Herstellern, die auf der Erfolgswelle des<br />
kalifornischen Unternehmens mitschwimmen<br />
wollten. Heutzutage bedarf es deutlich<br />
mehr, um sich aus der Masse<br />
abzusetzen. Entsprechend vielfältig gestaltet<br />
sich das aktuelle Angebot.<br />
Lifestyle<br />
So haben alle führenden Hersteller<br />
längst erkannt, dass sich Kopfhörer immer<br />
mehr zu Mode-Accessoires entwickelt<br />
haben und bieten exakt auf verschiedenste<br />
Zielgruppen zugeschnittene Lösungen an.<br />
Viele renommierte Hersteller setzen natürlich<br />
bei ihren Produkten nach wie vor<br />
zunächst auf Qualität, aber gleichzeitig ist<br />
man auf ein möglichst gediegenes, edles<br />
Design bedacht, mit dem man Kunden<br />
lockt, die zurückhaltende Eleganz zu<br />
schätzen wissen. Gleichzeitig kooperiert so<br />
mancher Hersteller aber etwa direkt mit<br />
Mode-Labels, vor allem bei der Entwicklung<br />
so genannter Sport- oder Outdoor-<br />
Kollektionen. Ein prestigeträchtiges Logo<br />
auf einem Produkt im typisch auffallendem<br />
Design einer Marke wie adidas oder<br />
ähnlichen Firmen hilft dabei, neue Kundenschichten<br />
zu erschließen und den eigenen<br />
Produkten ein besonders hippes<br />
Image zu verpassen.<br />
Promi-News<br />
Ebenfalls voll im Trend liegen so genannte<br />
Signature-Serien, also Produkte,<br />
die den Namen etwa eines renommierten<br />
Musikers oder zumindest eines Prominenten<br />
tragen. Hier reicht das Spektrum von<br />
Legenden wie Quincy Jones oder Miles<br />
Davis bis hin zu mehr oder weniger bekannten<br />
DJs oder Lady Gaga. Zur Not<br />
verpasst man den richtigen Image-Trägern,<br />
etwa Skispringern oder dem Formel<br />
1-Weltmeister die Produkte, sodass diese<br />
bei jeder Gelegenheit werbewirksam vor<br />
der Kamera präsentiert werden. Dabei ist<br />
vor allem in letzter Zeit klar ersichtlich,<br />
dass der Trend weg von den In-ear-Model-<br />
Kooperation | MULTIMEDIA<br />
Kopfhörer sind nicht nur technische<br />
Gadgets, sondern auch modische<br />
Accessoires<br />
len hin zu „richtigen“ Kopfhörern geht,<br />
denn diese bieten allein durch ihre opulentere<br />
Bauform mehr Platz für individuelle<br />
Designs.<br />
Hohes Marktpotenzial<br />
Dies alles zeigt eindrucksvoll, welches<br />
Potenzial in diesem Marktsegment tatsächlich<br />
steckt. Denn wer glaubt, dass hier<br />
allen voran der Preis entscheidend ist, der<br />
irrt gewaltig. Erstens gibt es eine immer<br />
größere Zielgruppe, die bereit ist, tatsächlich<br />
allein für Qualität einen fairen Preis<br />
zu zahlen, andererseits jene, die in erster<br />
Linie auf Grund des Designs oder besser<br />
gesagt des Images eines Produkts ihre Auswahl<br />
treffen.<br />
Und da ist es wie so oft bei rein emotionalen<br />
Entscheidungen bzw Produkten,<br />
die hip und stylish sind: je ausgefallener<br />
das Design, je prominenter der „Werbepartner”,<br />
umso kostspieliger dürfen die<br />
Produkte sein.<br />
Text: Michael Holzinger<br />
Foto: Lady Gaga_Heartbeats<br />
Info: www.sempre-audio.at<br />
3/<strong>2011</strong> | 79