29.01.2013 Aufrufe

e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

geschildert werden. Es sind nicht etwa vererbte Vorstellungen, sondern nur<br />

Möglichkeiten des Vorstellens (Der Mensch und seine Symbole, Jung, 1968;<br />

siehe auch Jacobi, 1971).<br />

Zu diesen dynamischen Konstellationen, den Archetypen (griech. urtümliche<br />

Bilder), gehören nach Jung u. a. der Schatten, d. h. die negativen und abgelehnten<br />

Aspekte des Individuums, außerdem Animus und Anima als gegengeschlechtliche<br />

Konzepte (“Seelenbilder”), die auf dem Weg der Individuation zu integrieren sind.<br />

Weiterhin können in einer unbestimmten Anzahl von Archetypen, u. a. die<br />

Gestalten der großen Mutter (magna mater) und des alten Weisen auftauchen.<br />

Eine besondere Bedeutung haben die sog. Mandala als einigende Symbole des<br />

Selbsts. Mandala sind tibetisch-buddhistische Motive, die oft auf Thangkas<br />

(Bildrollen, siehe Lavizzari-Raeuber, 1986) dargestellt werden. Häufig sind es<br />

die rechteckigen Grundrisse eines Palasts mit Toren in den vier Himmelsrichtungen,<br />

eingeschlossen von vielgestaltig illustrierten Kreisen als Zeichen des<br />

kosmischen Alls, oder das buddhistische Rad der Wiedergeburt. Dies sind mystische<br />

Symbole der Integration und Verinnerlichung und eine Vorlage für<br />

Meditationsübungen.<br />

Methodisch unterschied Jung zwischen einer Deutung auf der Objektstufe und<br />

auf der Subjektstufe. Auf der Objektstufe werden die Traumgestalten mit den realen<br />

Objekten und Personen gleichgesetzt. Auf der Subjektstufe werden die<br />

Traumfiguren und Traumereignisse dagegen als projizierte Darstellungen der<br />

inneren Situation des Träumers aufgefasst. Diese Ebenen werden sich häufig vermischen<br />

und Synthesen erzeugen.<br />

Jung bezog sich stärker als Freud auf den manifesten Traumbericht, hat aber<br />

durch die Welt des kollektiven und archetypischen Unbewussten einen neuen<br />

Kontext und Hintergrund eingeführt. Durch seine tiefenpsychologischen Analysen<br />

von Symbolen und Archetypen und durch seine Methode der Amplifikation,<br />

d. h. die auslegende Erweiterung von Symbolen, hat Jung die Psychologie<br />

der Träume, Mythen und Märchen bereichert. Der Kontrast zum Stil Freuds<br />

und dessen Strategie, die vorrangig der psychoanalytischen Therapie dienen sollte,<br />

ist unübersehbar.<br />

Andere Traumtheorien<br />

Stekel (1911) befasste sich eingehend mit der Traumsymbolik in Serien von<br />

Träumen und unterschied dabei die aktuelle Konfliktsituation von der unverarbeiteten<br />

Vergangenheit und der Schau in die Zukunft. Die Kombination solcher<br />

retrospektiven und prospektiven Tendenzen ist für manche Träume charakteristisch<br />

– bzw. für die Interpretationsansätze. So hat Adler (1924) die Lebenspläne<br />

und Zielsetzungen des Einzelnen, das Macht- und Erfolgsstreben hervorgehoben<br />

und im Unterschied zu Freud auf die Interpretation aus Sicht der infantilen<br />

Sexualität verzichtet.<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!