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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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keiner Hinsicht überzeugend” bis zu “völlig missverstanden und irreführend”.<br />

Wegen der divergenten Produktion und aufgrund der möglichen Verknüpfung<br />

vieler Kontexte und Ebenen mit ihren besonderen Methodenproblemen, wird es<br />

kaum eine uneingeschränkte Zustimmung zur psychologischen Interpretation<br />

eines längeren Textes geben können. Auch der Konsens in einer Interpretationsgemeinschaft<br />

ist keine sichere Instanz.<br />

Interpretationsgemeinschaft<br />

Bisher war von Interpretation die Rede, als ob sich ein einzelner Interpret bzw.<br />

eine Interpretin mit einem Text auseinandersetzt. Andere Interpreten wären nur<br />

dann wichtig, wenn Sie als Vorgänger “zur Tradition” gehören und deshalb in das<br />

Vorverständnis der Interpretationsaufgabe eingegangen sind. In der Praxis werden<br />

Interpretationen aber vielfach gemeinschaftlich, d. h. in einem fachlichen<br />

Team oder einer Unterrichtsgruppe, ausgeführt, so dass der Interpretationsprozess<br />

z. T. dialogisch abläuft. Die Interpretationsgemeinschaft ermöglicht es,<br />

methodisch wichtige Einfälle und fortgeschrittene Konstruktionen zu vergleichen,<br />

Widersprüchen und Varianten nachzugehen und Übereinstimmungen zu<br />

finden.<br />

Einpassung in Muster<br />

Nach Kaplan (1964; siehe auch Ritsert, 1972) können zwei Aspekte der<br />

Triftigkeit unterschieden werden: Die Interpretation ist triftig, wenn alles seinen<br />

Platz findet, wobei die Elemente durchaus Komponenten eines in sich widerspruchsvollen<br />

Musters sein können: eine Substruktur wird einer Struktur eingefügt.<br />

Dieses Einpassen geschieht nicht mechanisch wie bei einem Puzzle. Statt<br />

dessen wird die Gesamtstruktur erweitert, vertieft und verändert. Eine<br />

Interpretation gilt zweitens als triftig, wenn heuristisch erschlossen, eventuell<br />

sogar vorhergesagt werden kann, welche anderen Elemente an diesem oder<br />

jenem Platz des Musters zu erwarten sind. Hier wird also betont, dass<br />

Strukturelemente als Ergebnis triftiger Interpretationen neu identifiziert und verknüpft<br />

werden können.<br />

Psychoanalytische Konstruktionen<br />

Die psychoanalytische Methodik konstruiert einen Zusammenhang zwischen<br />

Erlebnissen, Verhaltensweisen, neurotischen Symptomen und tieferliegenden,<br />

unbewussten Prozessen. Dabei bilden Traumdeutung, Einfälle des Träumers und<br />

freie Assoziationen den “königlichen Weg zum Unbewussten” (siehe Kapitel 7).<br />

Im Unterschied zur geisteswissenschaftlichen Hermeneutik werden (1) unbewusste<br />

Prozesse behauptet, (2) ein Praxisbezug in der Neurosenbehandlung hergestellt,<br />

und (3) eine empirische Prüfbarkeit der Deutungen angenommen. Eine<br />

Deutung ist dann zutreffend, wenn sich beim Patienten eine Wirkung zeigt: ver-<br />

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