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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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turieren sind. Das gemeinsame dieser Verfahren ist die Entfaltungsmöglichkeit<br />

für individuelle Prozesseigenschaften und der serielle Aufbau, denn es handelt<br />

sich um Folgen von ähnlichen Bildern, Schriftzeilen, Zeichnungen oder Pyramiden.<br />

Diese Verlaufgestalten wurden psychologisch interpretiert. Einige Regeln<br />

für diese Analyse, Kombinatorik und syndromatische Ordnung von Befunden<br />

wurden u. a. im Kapitel 9 dargestellt. Der Konstrukteur eines projektiven Tests<br />

muss eine “Deutungsrelation” angeben. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen<br />

der Vergegenständlichung der Person im Test und der nicht direkt fassbaren<br />

latenten Persönlichkeitsstruktur.<br />

Aus dem Grundgedanken der psychodiagnostischen Verlaufsanalyse folgen<br />

bestimmte Schritte:<br />

• Aufzeichnung der einzelnen Reaktionen und Deutungen eines projektiven<br />

Tests bzw. Merkmalsprotokoll der graphologischen Analyse;<br />

• Auswertung im Hinblick auf Verlaufsgestalten, d. h. Abläufe, die in ihrer<br />

typischen Gestalt oder in erkennbaren Variationen (Wechselmerkmaligkeit)<br />

wiederkehren;<br />

• Prüfung dieser Hypothese am übrigen Material, zunächst in der Serie der<br />

Tafeln bzw. Schriftzeichen;<br />

• Formulierung einer Deutehypothese durch Übersetzung der Verlaufsgestalten<br />

der Merkmalsebene in psychologische Bedeutungen (den diagnostischen<br />

Prinzipien der Tests entsprechend) in Begriffen von Prozesseigenschaften;<br />

• Suche nach Übereinstimmungen innerhalb eines projektiven Tests, zwischen<br />

den Tests und zwischen Tests und Handschrift und schließlich zwischen dem<br />

psychodiagnostischen Befunden dieser Verlaufsanalyse und der biographischen<br />

Exploration;<br />

• Kombinatorik zu einem Persönlichkeitsbild.<br />

Anwendungen<br />

Die von Heiß und Mitarbeitern vertretene “diagnostische Psychologie” war eine<br />

in den 50er und 60er Jahren verbreitete Orientierung und Praxis der Psychologie.<br />

Dazu trugen mehrere Übersichtsaufsätze und Handbuchartikel bei. Doch schon<br />

T. Herrmann (1989) erwähnte bei seinem Vergleich von Positionen der Psychologie<br />

1949 und 1989 (in Erinnerung an den ersten Jahrgang der <strong>Psychologisch</strong>en<br />

Rundschau) nicht einmal die dort publizierten und damals vielzitierten Aufsätze<br />

von Heiß über diagnostische Verfahren.<br />

Die benutzten testpsychologischen Verfahren und die Graphologie, auf die sich<br />

diese psychologische Verlaufsanalyse bezog, werden heute als sehr problematisch<br />

beurteilt und sind deswegen weithin unüblich geworden. Damit hat dieser<br />

methodische Ansatz seine empirische Basis weitgehend verloren. Insofern ist die<br />

Tradition dieser Verlaufsanalyse nach Heiß abgebrochen.<br />

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