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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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stellung der Psychoanalyse im Vergleich zur geistes- und sozialwissenschaftlichen<br />

Hermeneutik wird oft nicht gesehen.<br />

Interpretationstiefe und Interpretationsdivergenz<br />

Statt von verborgenen und latenten Bedeutungen zu sprechen, wurden hier die<br />

Begriffe Interpretationstiefe und Interpretationsdivergenz eingeführt (siehe<br />

Abschnitt 8.3). Es sind Konzepte, die den Prozess der Interpretation operational<br />

genauer zu kennzeichnen erlauben. Die wichtigsten Fragen lauteten: In welchem<br />

Bereich zunehmender Divergenz kann die Inhaltsanalyse noch aussichtsreich<br />

konvergent geleistet werden? Wo müssen wissenschaftliche Untersuchungen und<br />

wo müssen Anwendungen, die u. U. nachhaltige Konsequenzen für andere Personen<br />

haben, abgebrochen werden? An welchen Kriterien ist die Grenzüberschreitung<br />

abzulesen, dass die Deutung zu spekulativ, die Interpretation zur<br />

Dichtung wird? Dies muss heute – zumindest in den Anwendungsfeldern der<br />

empirischen Psychologie und Sozialwissenschaft – genauer gesagt werden können,<br />

d. h. in den Begriffen von Gütekriterien (Zuverlässigkeit und Validität in<br />

ihren verschiedenen Aspekten). Dazu gehört auch die kritische Evaluation der<br />

Ergebnisse (mit entsprechendem Appell an die fachliche Qualitätskontrolle).<br />

12.4.3 Methodik und Gütekriterien<br />

Die Methodik der Interpretation steht im Zusammenhang mit grundsätzlichen<br />

philosophischen und wissenschaftstheoretischen Überlegungen, die zu einer allgemeinen<br />

Interpretationslehre gehören. Die kritische Frage nach den<br />

Gütekriterien ist jedoch auf der Ebene der praktischen Methodenlehre unausweichlich,<br />

denn sie richtet sich ausnahmslos an jede wissenschaftliche Methode.<br />

Die Überlegungen zur Gültigkeit von Interpretationsergebnissen wurden von<br />

Bortz und Döring (2002) in zwei allgemeinen Fragen zusammengefasst: “Läßt<br />

sich die Gesamtinterpretation tatsächlich zwingend bzw. plausibel aus den Daten<br />

ableiten?” und “Inwieweit sind die herausgearbeiteten Muster und Erklärungen<br />

auf andere Situationen bzw. andere (nicht untersuchte) Fälle verallgemeinerbar?”<br />

(S. 335).<br />

Diese Fragen entsprechen den allgemeinen Prinzipien der internen und der<br />

externen Validität bei der Beurteilung einer psychologischen Methode. Der<br />

Sachverhalt ist jedoch bei den interpretativen Verfahren viel komplizierter als bei<br />

einem Wahrnehmungsexperiment oder einen Intelligenztest. Weder eine Biographie<br />

noch die Inhaltsanalyse eines Textes, eines Traumes oder eines Interviews<br />

sind zwingend zu interpretieren oder zu generalisieren. Dennoch sind Gütekriterien<br />

unerlässlich. Sie müssen jedoch viele Besonderheiten der Fragestellung<br />

und der methodischen Eigenart berücksichtigen. Deswegen werden hier mehrere<br />

Gesichtspunkte und Prinzipien dargestellt. Es gibt in diesem Bereich keine<br />

einfachen Maßstäbe.<br />

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