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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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Themas tun. Einführende Lehrbücher in das Gesamtgebiet der Psychologie sollten<br />

jedoch möglichst unparteiisch bleiben, d. h. alle hauptsächlichen Themen und<br />

Richtungen der Psychologie fair und vorurteilslos repräsentieren. So wäre es eine<br />

verzerrende Darstellung, wenn die empirische Psychologie primär als eine<br />

Geisteswissenschaft / Sozialwissenschaft / Verhaltenswissenschaft / Biologische<br />

Wissenschaft präsentiert würde statt den realen und notwendigen Pluralismus der<br />

Auffassungen, Theorien und Methoden deutlich zu machen.<br />

Bereits die kurze Durchsicht der Sachregister in verbreiteten Einführungstexten<br />

kann zu überraschenden Eindrücken hinsichtlich der Auswahl bzw. dem<br />

Auslassen eigentlich zu erwartender Stichwörter führen. Zum Testen dieser<br />

Hypothese auf tendenziöse Auswahl und Information eignen sich fünf kleine<br />

Listen von Stichwörtern:<br />

Biographik, Hermeneutik, Inhaltsanalyse, Phänomenologie;<br />

Evolution, Gehirn, Genetik, Primaten (Schimpansen);<br />

Ideologie, Kultur, Religion, soziale Schicht;<br />

Leib-Seele-Problem, freier Wille, Gewissen, Menschenbild;<br />

Berufsethik, Datenschutz, Qualitätskontrolle, Verantwortung.<br />

Solche Auswertungen können klassifizieren (vorhanden, nicht vorhanden), die<br />

Häufigkeit der Nennung zählen, die Länge der Beschreibungen messen, die positive<br />

oder negative Einstellung des Autors, soweit ersichtlich, bewerten und<br />

Zusammenhänge innerhalb der Listen als Korrelationskoeffizienten berechnen.<br />

Bereits dieses einfache Beispiel lässt mehrere der methodischen Möglichkeiten<br />

einer Inhalts- und Textanalyse erkennen.<br />

Die Fragestellung gehört zu den Autorenanalysen, weil die Auswahltendenzen<br />

des Verfassers erfasst werden sollen. An die Auswertung der vorkommenden<br />

(manifesten) Stichwörter, einschließlich dessen was offensichtlich fehlt, aber<br />

latent im Wissen gegenwärtig ist, kann sich eine tiefergehende Interpretation<br />

anschließen. Diese könnte sich auf Kontexte richten: Vielleicht hatte der Autor<br />

bestimmte Gründe für die Auswahl oder Vorgaben für sein Lehrbuch? Oder die<br />

Interpretation könnte die Hypothese weiterverfolgen, dass hier u. U. eine latente<br />

(verborgene) Absicht besteht oder sich die Folgen einer einseitigen Orientierung<br />

und vielleicht auch einseitigen Ausbildung äußern.<br />

Die Schlussfolgerungen vom Text bzw. dessen Registern und dessen Literaturverzeichnis<br />

auf den Kontext oder auf latente Einstellungen des Autors wären hier<br />

sehr fragwürdig und weitgehend spekulativ, falls keine zusätzlichen Informationen<br />

vorhanden sind.<br />

Mit diesem Verfahren können natürlich auch die neueren Handbücher über<br />

“qualitative” Forschungsmethoden in den Sozialwissenschaften und in der<br />

Psychologie untersucht werden (Denzin & Lincoln, 2000; Flick et al., 2000). So<br />

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