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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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• intersubjektive partielle Prüfbarkeit von introspektiven Aussagen über die<br />

innere Welt, also von “privaten” Phänomenen, die jedoch unter bestimmten<br />

theoretischen Annahmen teilweise objektiviert werden können (z. B. subjektive<br />

Müdigkeit als Wirkung eines Schlafmittels in einem Blindversuch);<br />

• intersubjektive Plausibilität und Nachvollziehbarkeit introspektiver bzw.<br />

selbst-referentieller Aussagen aufgrund von Analogieschlüssen (“so wie bei<br />

mir auch”), hypothetischem “Hineinversetzen” in den anderen, Nachahmung,<br />

Einfühlung und Empathie (z. B. emotionales Ausdrucks-Verstehen);<br />

• intrasubjektive Wiedererkennungsleistungen (Wittgensteins “E” im Tagebuch)<br />

und Vergleichsoperationen an solchen sprachlichen oder nicht-sprachlichen<br />

Zuständen und Annahmen (z. B. die Selbstbeurteilung von Zustandsänderungen,<br />

autobiographische Analysen);<br />

• subjektive Evidenz, Überzeugtheit, einfache Behauptung der Plausibilität,<br />

Glaubensgewissheit, Für-wahr-Halten einer Aussage ohne Versuch der<br />

Konfirmation.<br />

Die hier vor allem didaktisch gemeinte Stufenfolge von Verfahren zur<br />

Bestätigung von Aussagen lässt erkennen, wie breit das Spektrum der Möglichkeiten<br />

in der Methodenlehre der Psychologie tatsächlich ist. Der Oberbegriff<br />

Konfirmation wurde hier gewählt, um diese Verfahren mit den konventionellen<br />

Methoden zur Bestätigung und Widerlegung von Hypothesen zusammenfassen<br />

zu können (siehe z. B. Westermann, 2000). Wesentliche Aspekte der interindividuellen<br />

Überzeugungskraft einer Interpretation im Unterschied zur Behauptung<br />

subjektiver Evidenz wurden bereits im Kapitel 2 und 3 hervorgehoben: die<br />

Konvergenz beim Prüfen von Interpretationshypothesen im Interpretationsprozess,<br />

die Konvergenz innerhalb einer Interpretationsgemeinschaft,<br />

die Passung von Mustern und die heuristische Erschließung neuer Muster.<br />

Besonderheiten des interpretativen Paradigmas<br />

In einem Teil der neueren Literatur wird der Eindruck vermittelt, dass im interpretativen<br />

Paradigma bzw. in der “qualitativen” Methodik besondere<br />

Verhältnisse bestehen, welche die Gültigkeit einer Interpretation auf eine eigenständige<br />

Weise beurteilen lassen. Diese Auffassung scheint auf die ältere geisteswissenschaftliche<br />

Tradition der Hermeneutik und des Verstehens zurückzugehen.<br />

Solche spezifischen Validierungsstrategien sind jedoch – wenn von dem<br />

diffusen Begriff des Verstehens von Sinn – abgesehen wird, nicht zu sehen.<br />

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass es sich hier um allgemeinere methodische<br />

Prinzipien handeln muss, die eine lange Vorgeschichte, u. a. in der Traumpsychologie,<br />

Gesprächsführung, Biographik und Testpsychologie haben. Diese<br />

Zusammenhänge scheinen vielfach nicht gesehen zu werden. Außerdem fehlt oft<br />

die für praktische Anwendungen unverzichtbare Perspektive, die unter den Begrif-<br />

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