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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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Verhalten mit herbeigeführt wurden. Die mögliche Wiederkehr ähnlicher Vorkommnisse<br />

und die gleichartige, bessere oder misslingende Bewältigung solcher<br />

Krisen bilden einen Kernbereich jeder biographischen Exploration.<br />

Vulnerabilitäten und Risikofaktoren<br />

Während die Frage nach kritischen Lebensereignissen den Blick auf bestimmte<br />

Geschehnisse lenkt, führen die Fragen nach Anlagen, körperlichen Merkmalen und<br />

Familienähnlichkeiten zur Beschreibung der überdauernden Konstitution einer<br />

Person. Da diese psychobiologische Perspektive in der psychologischen Biographik<br />

oft vernachlässigt wird, werden hier die Begriffe Konstitution, Vulnerabilität<br />

und Risikofaktor erläutert.<br />

Der Begriff der Konstitution umfasst die angeborenen und die unter Umwelteinflüssen<br />

früh ausgebildeten psychobiologischen Merkmale, die über längere<br />

Entwicklungsphasen bzw. über die gesamte Lebensspanne weitgehend konstant<br />

bleiben:<br />

• die psychophysische Individualität des Menschen;<br />

• die individuellen Unterschiede in der Reaktivität (Sensitivität, Adaptivität) des<br />

Organismus und der einzelnen Systeme bei Stimulation und Belastung;<br />

• die von solchen Dispositionen abhängigen Unterschiede in der Verletzlichkeit<br />

(Vulnerabilität) und Empfänglichkeit (Suszeptibilität) bzw. Resistenz (Immunität,<br />

Widerstandskraft) gegenüber schädlichen Einflüssen, Infektionen usw.;<br />

• Krankheitsdispositionen.<br />

Zu jedem biographischen Gespräch sollte auch das Thema Gesundheit und<br />

Krankheit gehören. Viele Menschen haben eine schon früh auftretende und oft lebenslang<br />

anhaltende Vulnerabilität. In der Medizin wird auch der Begriff Diathese<br />

verwendet, um die individuelle Disposition zu einer Krankheit zu kennzeichnen, z.<br />

B. eine allergische Diathese. Im Diathese-Stress-Modell wird die Entstehung psychischer<br />

und psychosomatischer Krankheiten auf die Überbeanspruchung bereits<br />

prädisponierter (vulnerabler) Funktionssysteme zurückgeführt, wobei spezielle<br />

Lebensereignisse, Konditionierung, Sensitivierung durch Stimulation bzw.<br />

Stressexposition diskutiert werden. Die morphologisch-physiologisch-biochemische<br />

Individualität (Konstitution) disponiert zu bestimmten somatischen Funktionsstörungen<br />

und Krankheiten (siehe <strong>Fahrenberg</strong>, 1995; Murphy & Moriarty,<br />

1976, Zuckerman, 1999).<br />

In der Literatur wurden einige Merkmale, die zum Teil schon bei Neugeborenen<br />

und in der frühen Kindheit zu beobachten sind, als mögliche Indikatoren allgemeiner<br />

Vulnerabilität genannt: Hyperaktivität, sensorische Überempfindlichkeit, häufige<br />

und intensive negative (aversive) Reaktionen, Überwiegen des Vermeidungsverhaltens<br />

bei neuen Reizen, Störungen von Ernährungs- und Verdauungsfunk-<br />

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