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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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überschaubaren Kontext, in weitgehend neutraler, unvoreingenommener Weise,<br />

in konkreten Einheiten und in relativer Vollständigkeit erfolgen (u. a. Fisseni,<br />

1998; Thomae, 1987b). Auf diese schwierigen Anforderungen wird in einem<br />

Abschnitt zur Grundlagenkritik des Anspruchs biographischer Methodik eingegangen.<br />

11.2 Beschreibungseinheiten<br />

Episoden<br />

Eine Episode (griech. Dazwischenkommen) ist ursprünglich ein in den fortlaufenden<br />

Bericht oder in eine Ereignisserie eingeschobener Teil oder eine vorübergehende<br />

Störung. Eine Episode ist also inhaltlich-funktional vom anderen<br />

Geschehen (Kontext) abgrenzbar. Eine persönlich bedeutsame Handlung, eine<br />

soziale Auseinandersetzung, eine wichtige “Szene” oder eine auffällige emotionale<br />

Reaktion wären Beispiele für psychologische Episoden. Auch in der physiologischen<br />

Regulation gibt es Aktivierungsphasen, auffällige Reaktionsverläufe<br />

und Störungen (symptomatische Episoden, Anfälle und dgl.).<br />

Die Segmentierung eines Protokolls und die Hervorhebung von Episoden wird<br />

in hohem Maße von der Fragestellung und von theoretisch-methodischen Vorentscheidungen<br />

abhängen. Solche Episoden heben sich vom eher gleichförmigen<br />

Hintergrund als Erlebnisse, Szenen, Verhaltensweisen und Handlungen mit einer<br />

Einheit des Geschehens ab. Im Tageslauf sind sie jedoch oft nicht scharf abzugrenzen,<br />

so dass diese Unterteilung (Segmentierung) bereits ein interpretatorischer<br />

Schritt ist. Thomae (1968) erwähnt Erwartungswerte zwischen etwa 25 und<br />

50 Episoden am Tag.<br />

Eine Mikroanalyse, wie sie in der Inhaltsanalyse von Texten (siehe Kapitel 8)<br />

praktiziert wird, würde über diese Episoden hinaus eine Feinstruktur der Prozesse<br />

aufzeigen können. Die mögliche Vielfalt von Episoden macht ein Klassifikationssystem<br />

auf dieser Ebene aussichtslos, falls nicht computer-unterstützte<br />

Textanalysen möglich sind und als ausreichend angesehen werden. Die hauptsächlichen<br />

Beschreibungseinheiten der psychologischen Biographik müssen auf<br />

einer höheren Ebene gesucht werden.<br />

Situationen<br />

Auch Situationen sind Beschreibungseinheiten. Deutlicher als beim Begriff<br />

Episode ist hier der Kontext von Umgebung und sozialen Bedingungen gemeint.<br />

Der Begriff Situation ist zwar ein sehr gängiger, aber ein psychologiehistorisch<br />

schwieriger Begriff. Wegen der Vielzahl von Begriffsbestimmungen und theoretischen<br />

Bezügen ist “Situation” u. U. sehr missverständlich. In der Motivationspsychologie<br />

und Persönlichkeitsforschung ist der Begriff Situation besonders<br />

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