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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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len Auffälligkeiten wesentlich. Die durchschnittlichen Merkmalsverteilungen<br />

liegen jedoch nicht als statistische, bevölkerungsrepäsentative Normen vor, wie<br />

dies bei einem Leistungstest oder einem Persönlichkeitsfragebogen der Fall ist,<br />

sondern als Erfahrungswissen der Interpreten.<br />

Die Kombinatorik von Merkmalen und Bedeutungen entspricht strategisch der<br />

hermeneutischen Prozedur. Die Prägnanz der Testantworten und der Schriftmerkmale<br />

und die ausgearbeiteten Regeln machen den Interpretationsprozess<br />

durchsichtiger, leichter nachvollziehbar, und durch andere Interpreten kontrollierbar.<br />

In dieser lehr- und lernbaren Kombinatorik sind Regeln und Strategien zu<br />

erkennen, welche weit über diese unmodern gewordenen psychodiagnostischen<br />

Verfahren hinaus und jenseits der Fragen nach ihrer empirischen Validität methodisches<br />

Interesse verdienen.<br />

3.5 Evidenz und Überzeugungskraft<br />

Mit etwas Übung und psychologischem Hintergrundwissen ist es nicht schwierig,<br />

Interpretationen wie die des einleitenden Traumbeispiels zu verfassen. Die<br />

Aufgabe wurde in diesem Fall durch die Auswahl eines gut geeigneten Traums<br />

erleichtert.<br />

Die größeren Schwierigkeiten liegen in der Begrenzung der Mehrdeutigkeit<br />

und in dem Abwägen verschiedener Interpretationsansätze. Angesichts der vielen<br />

Methodenprobleme werden sich regelmäßig Unsicherheiten und grundsätzliche<br />

Zweifel einstellen. Nach welchen Gesichtspunkten soll entschieden werden,<br />

wo es weder verbindliche Kriterien für ein empirisches “richtig” oder “falsch”<br />

noch ein statistisch formulierbares Fehlerrisiko gibt?<br />

Sinnverständnis (hermeneutische Evidenz)<br />

In der geisteswissenschaftlichen Tradition wird an das Sinnverständnis appelliert.<br />

Wir können den Sinn des Textes verstehen, weil wir an einer gemeinsamen<br />

geistig-kulturellen Welt teilhaben – vorausgesetzt, wir verfügen über genügendes<br />

Sprachverständnis und hinreichende Übung in der Interpretationsmethodik. In<br />

diesem Bemühen um Textverständnis stellt sich die Evidenz ein, den Sinn des<br />

Textes zutreffend erfasst zu haben. Statt in diesem Evidenzgefühl zu verharren,<br />

sollte der Interpret, misstrauisch gegen sich selbst, seinen Vorentwurf und seine<br />

Interpretationsansätze auf Mängel, Widersprüche und mögliche Alternativen<br />

prüfen.<br />

Folgerichtigkeit und Triftigkeit<br />

Von richtigen bzw. falschen Deutungen zu sprechen, wird vermieden und statt<br />

dessen nach Folgerichtigkeit und Triftigkeit gefragt. Folgerichtigkeit bezieht<br />

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