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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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(2) Strukturelle inhaltliche Beschreibung der Stücke, die durch<br />

Rahmenschaltelemente abgegrenzt sind (u. a. Interpunktion, sprachliche<br />

Verknüpfungselemente, Markierer des Zeitflusses, Markierer der mangelnden<br />

Plausibilität, Detaillierung, auch Pausen und Selbstkorrekturen).<br />

(3) Analytische Abstraktion von den Details der einzelnen Lebensabschnitte<br />

und Herausarbeitung der erfahrungsdominanten Prozessstrukturen.<br />

(4) Wissensanalyse als Explikation der eigentheoretischen, argumentativen<br />

Einlassungen des Informanten zu seiner Lebensgeschichte und zusammenhängende<br />

Interpretation (als Funktionen der Orientierung, Verarbeitung,<br />

Verdrängung, Selbstdefinition, Legitimation usw.).<br />

(5) Kontrastive Vergleiche zwischen unterschiedlichen Texten mit generalisierendem<br />

Interesse, u. a. mit Erzähltexten minimaler und maximaler Verschiedenheit<br />

zum Ausgangstext.<br />

(6) Konstruktion eines theoretischen Modells der Wechselwirkung biographisch-sozialer<br />

Prozesse.<br />

(nach Schütze, S. 285 f.)<br />

In seiner sozialwissenschaftlichen Biographieforschung wollte Schütze in den<br />

Lebensläufen zwischen Handlungsschemata, welche das intentionale Prinzip des<br />

Lebensablaufs geben, institutionellen bzw. normativen Erwartungsmustern und<br />

dem “Prinzip des Getriebenwerdens durch sozialstrukturelle und äußerlichschicksalshafte<br />

Bedingungen der Existenz” unterscheiden (S. 288). Er sprach<br />

von sozialen Verlaufskurven und von der “Prozessstruktur der Verlaufskurve”<br />

und meinte damit sozial bestimmte Entwicklungen. So gibt es z. B. in der beruflichen<br />

Welt Einschränkungen und Ausweitungen des Spielraums für Handlungen<br />

und Identitätsentfaltung. Schütze ging nicht auf das seit Freud diskutierte<br />

Problem der Entschlüsselung latenter Bedeutungen und auf die Prüfung entsprechender<br />

Interpretationshypothesen ein. Außerdem bleibt offen, wie aus einer<br />

Erzählung, ohne andere Quellen, verlässliche Urteile zu gewinnen sind, was sich<br />

in einer Lebensgeschichte “faktisch ereignet” hat.<br />

Wiedemann (1986, 1989) hat eine Einführung in die Theorie und Auswertung<br />

narrativer Interviews verfasst. Er sieht einen Verlust der Erzählkunst und empfahl,<br />

sie als sozialwissenschaftliche Methode wiederzubeleben. Er betrachtete<br />

den Zusammenhang von Narration, Erzählinhalt und Interaktionsstruktur, um<br />

das kognitive Strukturschema der Erzählung zu erfassen. Von Schütze (1983)<br />

wird der Begriff der Interpretations- und Auslegungsrelevanz übernommen. Der<br />

Sinn einer Erzählung besteht nicht im Ereignis schlechthin, sondern umfasst<br />

auch die Neuauslegungen. Erzählungen sind also nicht sprachliche Abbilder fest-<br />

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