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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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Meine Eltern saßen nachmittags oft am Schreibtisch. In den Ferien war das<br />

natürlich anders, aber ich habe meine Klassenkameraden immer beneidet, wenn<br />

sie von größeren Auslandsreisen mit ihrer Familie erzählten. Bei uns ging es<br />

meist auf einen Bauernhof oder zu Verwandten. Es gab dann allerlei Unternehmungen<br />

zu unserer Bildung und Erziehung. Es war manchmal schon nett,<br />

aber meine Eltern sind eben Lehrer.<br />

Meine erste Freundin hatte ich auf einer Klassenreise. Außer ein paar<br />

Zärtlichkeiten war aber nicht viel. Ich wollte auch innerhalb meiner Klasse<br />

nichts anfangen. Das war dann anders mit einer acht Jahre älteren Frau, einer<br />

Nachbarin. Das war mit heimlichen Treffen und anderem sehr romantisch. Sie ist<br />

dann später aus beruflichen Gründen weggezogen und damit war es zu Ende.<br />

In der Oberstufe gab es einen Schüleraustausch nach den USA. Ich war in<br />

einer Kleinstadt in der Nähe von NY bei einer Familie, die mich sehr freundlich<br />

und hilfsbereit aufnahm. Ich fand das alles sehr neu, aber letztlich hat mir der<br />

Lebensstil überhaupt nicht zugesagt. Es war doch oft oberflächlich und laut. Mir<br />

ist dabei klar geworden, wie man doch von seinem Elternhaus oder seinem<br />

Milieu beeinflusst sein kann. Ich hätte keine Lust in den USA zu leben, obwohl<br />

es dort landschaftlich sehr schöne Gegenden und natürlich viele Möglichkeiten<br />

gibt. Etwas ist in jener Zeit passiert, was mir bis heute noch nachgeht: Ich wurde<br />

abends von zwei Leuten überfallen, sie bedrohten mich und ich musste alles Geld<br />

und meinen Fotoapparat herausgeben. Ich habe mich nicht gewehrt, aber es war<br />

schon ein Erlebnis.<br />

Nach dem Abitur war ich als Zivi in einem Altersheim und habe mich um die<br />

alten Leute gekümmert (meine Großmutter war schon gestorben). Es war oft psychisch<br />

und körperlich sehr anstrengend, aber ich fand es doch sehr sinnvoll, sich<br />

dort zu engagieren. Vielleicht hat das auch die Entscheidung für die Psychologie<br />

bestimmt. Das Studium habe ich in M. begonnen, weil ich dort einen Platz bekam.<br />

Ich hatte auch an Dipl. Ingenieur an der TH gedacht, aber die Berufschancen<br />

waren auch nicht viel besser, so dass es bei der Psychologie blieb.<br />

Mit meinen Eltern habe ich eigentlich ein gutes Verhältnis, höchstens mal<br />

etwas getrübt, wenn es um die finanzielle Seite meines Studiums ging oder um<br />

solche Themen wie gemeinsamer Kirchgang zu Weihnachten. Ihre Reserve<br />

gegenüber Psychologie scheint auch nur normal zu sein.<br />

Ich habe Studienfreunde, aber ohne eine solche enge Beziehung wie vielleicht<br />

in einer WG. Ich will mich nicht zu sehr binden oder Verpflichtungen eingehen,<br />

sondern noch selbständig bleiben. Ich habe mich auch nie für Vereine und kirchliche<br />

oder politische Gruppen interessiert. Große Vorbilder habe ich eigentlich<br />

nicht, also irgendwelche Personen aus der Kirche oder Politik. Respekt habe ich<br />

eher vor einer integren Person in der dritten Welt wie Nelson Mandela.<br />

Lebensziele kann ich so allgemein nicht sagen. Wahrscheinlich ganz konventionell<br />

mit Beruf und später mal Familie. Ich würde gern eine Weile ins Ausland<br />

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