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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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des hermeneutischen und des psychologischen Verstehens und beschrieb als<br />

wichtige Erkenntnisbedingungen die Sympathie für den Text (den Autor), das<br />

Verstehen von Ausdruck und das Hineinversetzen in den Autor. Das Nachbilden<br />

und Nacherleben ermöglichen die Übertragung: “Das Verstehen ist ein Wiederfinden<br />

des Ich im Du” (Dilthey, 1910, S. 191). Vor allem auf Dilthey beriefen<br />

sich später die Anhänger der Verstehenden Psychologie in Abgrenzung von<br />

anderen Richtungen der Psychologie, d. h. der Experimentalpsychologie, der<br />

Psychoanalyse, der Verhaltenswissenschaft und Biologischen Psychologie.<br />

Gadamer (1960) schilderte in seinem vielzitierten <strong>Buch</strong> “Wahrheit und<br />

Methode” die Entwicklung der Hermeneutik als Methode der Geisteswissenschaften<br />

und interpretierte die Auffassungen von Schleiermacher, Dilthey,<br />

Husserl und Heidegger. Er stellte dabei in Frage, ob es eine solche Kunstlehre<br />

des Verstehens, einen Kanon oder ein Organon der Auslegung in den Geisteswissenschaften<br />

geben könnte.<br />

“Heidegger ging auf die Problematik der historischen Hermeneutik und Kritik<br />

nur ein, um von da aus in ontologischer Absicht die Vorstruktur des Verstehens<br />

zu entfalten. Wir gehen umgekehrt der Frage nach, wie die Hermeneutik, von den<br />

ontologischen Hemmungen des Objektivitätsbegriffs der Wissenschaft einmal<br />

befreit, der Geschichtlichkeit des Verstehens gerecht zu werden vermöchte. Das<br />

traditionelle Selbstverständnis der Hermeneutik beruhte auf ihrem Charakter als<br />

Kunstlehre.” (Gadamer, 1990, S. 270).<br />

“Jedenfalls aber wird man nach den Konsequenzen fragen dürfen, die<br />

Heideggers grundsätzliche Ableitung der Zirkelstruktur des Verstehens aus der<br />

Zeitlichkeit des Daseins für die geisteswissenschaftliche Hermeneutik hat. Die<br />

Konsequenzen brauchen nicht so zu sein, dass eine Theorie auf eine Praxis angewendet<br />

und dieselbe nun anders, d. h. kunstgerecht ausgeübt würde. Sie könnten<br />

auch darin bestehen, dass das Selbstverständnis des stets geübten Verstehens<br />

berichtigt und von unangemessenen Anpassungen gereinigt würde – ein<br />

Vorgang, der höchstens mittelbar der Kunst des Verstehens zugute käme.” (S.<br />

270).<br />

Heideggers Position kommt – sehr abgekürzt – in den folgenden Sätzen zum<br />

Ausdruck: “Nicht darum geht es, Verstehen und Auslegung einem bestimmten<br />

Erkenntnisideal anzugleichen, das selbst nur eine Abart von Verstehen ist, die<br />

sich in die rechtmäßige Aufgabe einer Erfassung des Vorhandenen in seiner<br />

wesenhaften Unverständlichkeit verlaufen hat.” ... “Das Entscheidende ist nicht,<br />

aus dem Zirkel heraus-, sondern in ihn nach der rechten Weise hineinzukommen.<br />

Dieser Zirkel des Verstehens ist nicht ein Kreis, in dem sich eine beliebige<br />

Erkenntnisart bewegt, sondern er ist der Ausdruck der existentiellen Vor-struktur<br />

des Daseins selbst. Der Zirkel darf nicht zu einem vitiosum, und sei es auch zu<br />

einem geduldeten, herabgezogen werden. In ihm verbirgt sich eine positive<br />

Möglichkeit ursprünglichsten Erkennens, die freilich in echter Weise nur dann<br />

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