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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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Ein Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt ist dann ein querschnittliches<br />

Muster. Die einzelnen Variablen werden längsschnittlich beschrieben und<br />

bilden u. U. Muster von Zustandsänderungen (Verlauf von querschnittlichen<br />

Mustern).<br />

Das Gesamt-Prozess-Gefüge ist in diesem Zusammenhang das System<br />

Mensch. Die Prozessglieder sind die einzelnen Strukturen der Prozesse.<br />

(Begriffliche Erläuterungen z. T. nach DIN 66201 und mit Unterstützung von<br />

Dipl.- Math. F. Foerster).<br />

Heiß hat sich nicht mit abstrakten Definitionen befasst, sondern den Schritt zur<br />

psychologischen Empirie vollzogen. Seine Idee war es, die beherrschenden<br />

Grundgestalten und Verlaufsgestalten einer Persönlichkeit aus den seriellen<br />

Reaktionen in projektiven Tests und aus den Ausdruckserscheinungen im<br />

Bewegungsfluss der Handschrift zu diagnostizieren. Auch der Frage, die unter<br />

der Perspektive “Person als Prozess” für die psychologische Anthropologie folgen<br />

müsste, ist er nicht ausführlich nachgegangen: Ist in diesem Prozess überhaupt<br />

noch eine konstante Person oder Ich-Identität zu bestimmen oder wird<br />

diese alte Vorstellung als Illusion aufgeklärt?<br />

Der Begriff Prozess wirft, wenn alles fließt, die metaphysische Frage nach dem<br />

Konstanten, dem Nicht-Veränderlichen auf. So kann die Idee Gottes oder die<br />

Idee einer unsterblichen individuellen Seele entstehen. Aus der Prozessartigkeit<br />

allen Daseins folgt aber, dass es in diesem Strom keine überdauernde personale<br />

Identität (im Sinne einer Substanz oder eines Substrats) geben kann: Gott und<br />

Seele (Selbst) wären demnach nur regulative Ideen des menschlichen Denkens.<br />

Ein sich selbst regulierendes Gehirn ist der Träger eines fortlaufenden Prozesses<br />

des Sich-selbst-Definierens: Ein Bündel zusammengesetzter, sich ständig verändernder<br />

Funktionen, das wir Ich nennen. In diesem Zusammenhang ist daran zu<br />

erinnern, dass die Lehre vom Nicht-Ich (Anatta) all dieser Prozesse eine der zentralen<br />

Annahmen der buddhistischen Lehre ist (u. a. im Visuddhi-Maga, siehe<br />

Nyanatiloka, 1952a, 1952b).<br />

Verlaufsgestalten<br />

Heiß entwickelte aus der Kritik an der verbreiteten Auffassung von der<br />

“Eigenschaftspersönlichkeit” seinen methodischen Ansatz, wie die Prozesse zu<br />

erfassen sind: “Wir kümmern uns nicht um die konstanten Merkmale oder,<br />

genauer gesagt, um die Konstanz der Merkmale, sondern suchen ihren Wechsel<br />

auf. Das Merkmalsbild eines diagnostischen Verfahrens ist uns in erster Linie<br />

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