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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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feren Unterschiede zu der viel breiteren Methodologie empirischer Forschung, wie<br />

sie zumindest in der Psychologie seit langem üblich ist, sein könnten. Die Strategie<br />

des induktiv-hypothetisch-deduktiven Verfahrens besteht ja in der schrittweisen,<br />

vergleichenden und rekursiven Prüfung von empirischen Daten, Hypothesen, theoretischen<br />

Annahmen, Widersprüchen und Konvergenzen, durchaus in der Absicht<br />

praktischer Anwendung (siehe u.a. die Lehrbücher von Bortz & Döring, 2002;<br />

Kerlinger & Lee, 2000; Westermann, 2000).<br />

Integration von Hermeneutik und Empirismus<br />

Groeben hat einen umfangreichen Programmentwurf zur Integration vorgelegt:<br />

“Handeln, Tun, Verhalten als Einheiten einer verstehend-erklärenden Psychologie”<br />

(1986). Er ging von Diltheys Unterscheidung “Erklären – Verstehen” aus<br />

und verfolgte diesen weitreichenden und einflussreichen Dualismus in den<br />

wissenschaftstheoretischen Auffassungen und Diskussionen. Aus seiner Sicht<br />

muss dieser Dualismus überwunden werden, indem diese Sichtweisen als komplementär<br />

begriffen werden. Deshalb sind Methodenkombinationen notwendig.<br />

In der Psychologie muss vor allem die Frage nach den angemessenen Einheiten<br />

der Beschreibung und nach der notwendigen Komplexität vertieft werden, indem<br />

die Reflexionsfähigkeit und die Sprachkompetenz des menschlichen Subjektes<br />

ernstgenommen werden. Reflexionsfähigkeit heißt (1) Fähigkeit der Referenz<br />

auf internale Ereignisse und (2) Auskunft über sich selbst geben zu können (“epistemologisches<br />

Subjektmodell”). Aus dieser Sicht ergaben sich Kritik an<br />

Experiment und Verhaltensforschung, vielfältige methodologische Argumente,<br />

aber auch Ideen für eine “kommunikative Validierung” bzw. “Dialogisierung von<br />

Interpretationsverfahren”.<br />

Groeben diskutierte die Zweifel an der Fähigkeit zur gültigen Selbstauskunft<br />

und fragte zusammenfassend nach den Bedingungen für einen “optimalen<br />

Selbstbericht des reflexiven Individuums über seine mentalen Prozesse und Zustände”.<br />

Mögliche Methoden und Kriterien zur Abgrenzung von Irrtum, Spekulation,<br />

Vorurteilen, Schemata der “folk psychology” bzw. zur Prüfbarkeit oder<br />

Bestätigung von Aussagen, Fehlerkorrektur und Rekonstruktion wurden jedoch<br />

nicht systematisch dargestellt. Insgesamt forderte Groeben die Auflösung der<br />

beiderseitigen Reduktionismen (Erklären, Verstehen) und die Integration von<br />

hermeneutischer und empiristischer Tradition. Groebens Ansatz führt allerdings<br />

in viele altbekannte Schwierigkeiten (psychophysischer Interaktionismus; intersubjektive<br />

Prüfbarkeit von Aussagen) und seine Perspektive beschränkt sich auf<br />

eine Psychologie ohne biologische Grundlagen, ohne Gehirn und ohne<br />

Evolution. Die beabsichtigte Integration zu einer wirklich umfassenden Methodologie<br />

der Psychologie fehlt also noch.<br />

Ohne von Triangulation zu sprechen, haben Scheele und Groeben (1988) eine<br />

dialog-hermeneutische Legetechnik, ein teilstandardisiertes Interview und eine<br />

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