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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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psychischen Prozesse und Strukturen, die “Lebenswelt” des Einzelnen, die<br />

Wahrnehmung, Befindlichkeit und Leiblichkeit, die Persönlichkeit und ihre<br />

einzelnen Funktionen sollen in der Einheit des Lebenszusammenhanges<br />

begriffen werden. Außer dem psychologischen Werk von Lersch sind die sehr<br />

differenzierten Analysen von Befindlichkeiten und Befindlichkeitsstörungen<br />

des phänomenologisch orientierten Philosophen Schmitz (1992) hervorzuheben.<br />

Eine nicht vorgeformte Auffassung von Sachverhalten zu erhalten, ist –<br />

genau betrachtet – eine psychologische Unmöglichkeit. Falls die wissenschaftlich<br />

geleiteten Konzepte fehlen, werden sich die naiven und impliziten (konventionellen)<br />

Schemata einstellen. <strong>Psychologisch</strong>e Argumente dieser Art wurden<br />

von Husserl nicht akzeptiert. Er hatte sich energisch gegen die Versuche<br />

gewehrt, die empirischen Analysen wie in der Denkpsychologie auch auf die<br />

Logik und die Denkgesetze anzuwenden. Diesen “Psychologismus” wies er<br />

zurück (siehe auch Bernet, Kern & Marbach, 1996; Husserl, 1986; Münch,<br />

1998; Schmidt, 1995; Ziche, 1998). Aus Husserls langjähriger Funktion als<br />

Direktor des <strong>Psychologisch</strong>en Laboratoriums an der Freiburger Universität<br />

sind keine schriftlichen Quellen bekannt, welche für diese späterliegende Phase<br />

in Husserls Leben einen konkreten Zusammenhang seiner Grundposition<br />

und der damals von Cohn in Freiburg gelehrten empirischen Psychologie belegen<br />

könnten (siehe <strong>Fahrenberg</strong> & Stegie, 1998). Husserl hat allerdings nach<br />

seiner Emeritierung, im Sommersemester 1928, über “phänomenologische<br />

Psychologie” gelesen und “phänomenologisch-psychologische Übungen” veranstaltet.<br />

Auch von Heidegger ist kein direkter fachlicher Einfluss auf die<br />

Freiburger Psychologie jener Zeit belegt. Heidegger war als Nachfolger<br />

Husserls Mitdirektor des Labors neben Cohn (den Heidegger 1933 in seiner<br />

Rolle als Rektor entließ).<br />

Wissenschaftstheoretische Grundsätze<br />

Aus den genannten Positionen wurden Strategien und Regeln des methodischen<br />

Vorgehens entwickelt, z. B. in der Psychoanalyse, in der strukturalistischen Textinterpretation<br />

und in den Richtungen der Inhaltsanalyse. In den Kapiteln dieses<br />

<strong>Buch</strong>s wurden einige der für die Psychologie interessanten Ansätze geschildert.<br />

Diese Arbeitsprogramme schreiben das als adäquat behauptete Verfahren vor<br />

und enthalten eine praktisch mehr oder minder entwickelte Interpretationslehre.<br />

Gemeinsamkeiten dieser Ansätze sind nur in sehr allgemeiner Form zu<br />

bestimmen: die Interpretation sinnvoller Kommunikationen in einer geistigen<br />

und sozialen Welt. Dies verweist wieder auf den Ursprung der Hermeneutik.<br />

Heute wird oft die moderne Bezeichnung “interpretatives Paradigma” für diesen<br />

Sachverhalt verwendet.<br />

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