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e-Buch-Psychologisch.. - Jochen Fahrenberg

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Prüfungen im Durchlaufen des hermeneutischen Zirkels können in einer Gruppe<br />

geleistet werden. Dieses Verfahren kann in sehr anregender Weise befolgt werden,<br />

z. B. bei der Interpretation einer Biographie oder bei der Interpretation von<br />

Testergebnissen.<br />

Zu dieser Interpretationsgemeinschaft kann natürlich auch der Autor eines<br />

Textes bzw. die Person, um deren Biographie oder Testergebnisse es geht, gehören.<br />

Bei Übungsbeispielen des Kapitels 5 wurde erläutert, wie in den<br />

Interpretationsprozess andere Personen und Ebenen einbezogen und der Kontext<br />

durch die Rückmeldungen erweitert werden kann.<br />

Die Verständigung und die Entwicklung der Interpretation auf diesen verschiedenen<br />

Ebenen könnten hochinteressante Themen für Methodenstudien und sozialpsychologische<br />

Analysen abgeben. Von kleinen Ansätzen abgesehen scheint es<br />

bisher solche Untersuchungen mit adäquaten Kontrollen und weiterführenden<br />

Ergebnissen nicht zu geben. Die sog. Interaktions-Prozess-Analysen hatten andere<br />

Themen und Ziele.<br />

Auch der sozialwissenschaftliche Arbeitsprozess hat über die hier zunächst<br />

gemeinten Interpretationen von Texten hinaus viele wichtige sozialpsychologische<br />

Aspekte, die im Sinne einer Aktions- und Feldforschung, zum interpretativen<br />

Paradigma in Psychologie und Sozialwissenschaft gehören (Breuer, 1996a,<br />

1996b, Heeg, 1996).<br />

Grounded Theory<br />

Als qualitativ-interpretative Rahmenkonzeption wurde von mehreren Autoren<br />

die in der Soziologie entstandene Grounded Theory von Strauss und Corbin<br />

(1996) genannt. Damit ist im Unterschied zu einer deduktiven Strategie eine vor<br />

allem gegenstandsbegründete Entwicklung einer Theorie gemeint. Dies geschieht<br />

auf der Basis sehr detaillierter Analysen sozialer Phänomene im Feld,<br />

und induktive Prozesse sollen die erarbeiteten Strukturen zu Theorieentwürfen<br />

verallgemeinern. Diese sollen durch fortwährende Rückkopplung mit dem Untersuchungsfeld<br />

ausgebaut werden. Breuer (1996) betonte die Orientierung an<br />

Begriffen aus einem interaktionalen Vokabular statt aus einer “solitär-personalen<br />

physiologischen, kognitiven, emotionalen o. ä. Binnenwelt” (S. 18). Er hob die<br />

Auffassung des Individuums als Ensemble seiner sozialen Verhältnisse und die<br />

möglichen Interventionen und Transaktionen zum Untersuchungsfeld hervor.<br />

Der Sammelband enthält vier Arbeitsbeispiele “gegenstandsbegründeter Theorie-Entwürfe”,<br />

u. a. zu den Lebensläufen von Einwanderern in Kalifornien und<br />

zur Autonomieentwicklung im familiären Weihnachtsritual.<br />

Häufig wiederkehrende Stichworte sind: Theoriegewinnung mittels komparativer<br />

Analyse in der soziologischen Forschung, Verwendung qualitativer Daten,<br />

theoretisches Sampling und Gruppenvergleiche (Glaser & Strauss, 1998). Da diese<br />

Aspekte kaum als neue Ideen zu bezeichnen sind, bleibt oft unklar, welches die tie-<br />

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