Berichte des Forschungszentrums Jülich
Berichte des Forschungszentrums Jülich - JuSER
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8 KAPITEL 2. GRUNDLAGEN DER OZONCHEMIE<br />
gase HCl und CION0 2<br />
(CIX ) :<br />
und der Summe der Mischungsverhältnisse <strong>des</strong> aktiven Chlors<br />
Cl y<br />
def<br />
HCl + CION02 +<br />
HOCI + C10 + 2 C1 2 + 2 C1202 + OC10 + C100 + Cl. + sonstige .<br />
def CIX<br />
Exemplarisch sind Höhenprofile einiger Chlorsubstanzen in der Stratosphäre anhand<br />
von Beobachtungen aus dem Jahre 1994 an Bord <strong>des</strong> Space-Shuttles in Abbildung 2 .1<br />
für die mittlere Breiten der Nordhemisphäre gezeigt [WMO, 1998] . Die Summe der<br />
Mischungsverhältnisse der organischen Chlorsubstanzen werden als organisches Chlor<br />
CCIY bezeichnet, während sich Cltot aus der Summe von organischem und anorganischem<br />
Chlor (Cl tot = CCly + Cl y ) zusammensetzt .<br />
Unter normalen Bedingungen liegt der Hauptteil (90 %) <strong>des</strong> anorganischen Chlors<br />
Cl y in der Stratosphäre in Form der Reservoirgase HCl und CION0 2 vor [z . B . Brasseur<br />
und Solomon, 1984 ; Dessler et al., 1995] . Nur 10 % <strong>des</strong> anorganischen Chlors<br />
liegen demnach in aktiver Form vor . Folglich ist der durch diese Spezies verursachte<br />
Ozonabbau sehr eingeschränkt . Unter sogenannten chemisch gestörten Bedingungen,<br />
wie sie z . T . in der winterlichen polaren Stratosphäre anzutreffen sind (vgl . Kap . 2 .2),<br />
spielen die aktiven Chlorsubstanzen jedoch eine wesentliche Rolle beim Ozonabbau .<br />
Die entscheidende Rolle von Chlor- und Bromradikalen am Ozonabbau in der unteren<br />
Stratosphäre durch katalytische Zyklen war bereits in den achtziger Jahren hinreichend<br />
wissenschaftlich belegt . Deshalb wurde im Montrealer Protokoll von 1987 und<br />
seinen Ergänzungen (London 1990, Kopenhagen 1992, Wien 1995, Montreal 1997) eine<br />
Begrenzung bzw . ein vollständiger Stop der Produktion ozonabbauender Substanzen<br />
festgelegt . Eine Abnahme der Mischungsverhältnisse diverser Chlor- und Bromverbindungen<br />
in der Troposphäre ist seit 1995 als Folge dieser Konventionen erreicht [z . B .<br />
Elkins et al ., 1993 ; Montzka et al ., 1996] . In den Jahren 1992-1994 erreichte das organische<br />
Chlor CCly in der Troposphäre ein Maximum von ca . 3 .7 ppbv und sinkt<br />
seitdem in der gesamten Troposphäre [WMO, 1998] . Im Mittel sind 3-6 Jahre notwendig,<br />
um troposphärische Luft in die mittlere Stratosphäre zu transportieren . In<br />
der unteren Stratosphäre ermittelte Trends von FCKW-12 - die größte Einzelquelle<br />
von ca . 28 % unter den Chlorquellgasen mit einer atmosphärischen Verweildauer von<br />
ca . 102 Jahren [ WMO, 1998] - zeigen erstmalig eine Verlangsamung <strong>des</strong> Anstiegs von<br />
FCKW-12 für den Zeitraum 1990 -1997 im Vergleich zu den Jahren 1978 -1990 [Engel<br />
et al ., 1998] . Wegen den langen atmosphärischen Verweildauern der meisten FCKWs<br />
von mehreren Dekaden bis einigen hundert Jahren, ist nur mit einer langsamen Erholung<br />
der Ozonschicht in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen [Austin et al., 2001] .<br />
Ferner hängt der zukünftige Zustand der Ozonschicht von zahlreichen Faktoren wie<br />
anthropogene Emission von Methan, Lachgas, Stickoxiden und Sulfatpartikeln sowie<br />
der Änderung <strong>des</strong> Erdklimas ab, deren Folgen eine diesbezügliche Prognose erschweren<br />
[WMO, 1998] .