Visualisierung in der mathematischen Begriffsbildung - PBworks
Visualisierung in der mathematischen Begriffsbildung - PBworks
Visualisierung in der mathematischen Begriffsbildung - PBworks
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Didaktische Pr<strong>in</strong>zipien<br />
2 DIDAKTISCHE PRINZIPIEN<br />
„Diejenigen, welche an <strong>der</strong> Praxis ohne Wissenschaft Gefallen f<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d wie<br />
Schiffer, die ohne Steuer und Kompaß fahren, sie s<strong>in</strong>d nie sicher, woh<strong>in</strong> die Fahrt<br />
geht. Die Praxis muß immer auf guter Theorie beruhen.“ (Leonardo da V<strong>in</strong>ci zit. nach<br />
Wittmann, 2009, S. 34)<br />
Jedes Unterrichtsgeschehen ist komplex und somit können Lehrende schnell die Übersicht<br />
verlieren. Didaktische Pr<strong>in</strong>zipien sollen den Lehrenden Regeln bzw. Gesetze bieten, wie<br />
mathematischer Unterricht gestaltet bzw. beurteilt werden kann (vgl. Weigand & Weth, 2002,<br />
S. 27).<br />
Sie bieten Hilfestellungen, die auf empirischer Forschung, theoretischen Überlegungen und<br />
praktischen Erfahrungen basieren (vgl. Zech, 1996, S. 114f).<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, die Rolle <strong>der</strong> <strong>Visualisierung</strong> <strong>in</strong> <strong>Begriffsbildung</strong>sprozessen im<br />
Mathematikunterricht fundiert darzustellen, und daher sollen beson<strong>der</strong>s relevante didaktische<br />
Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> die Überlegungen e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Ausgehend von Theorien Bruners werden das „E-I-S-Pr<strong>in</strong>zip“, das „Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Interaktion<br />
<strong>der</strong> Darstellungsformen“, das „Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Ver<strong>in</strong>nerlichung und <strong>der</strong> Verzahnung <strong>der</strong><br />
Darstellungsformen“, das „Rückschaltpr<strong>in</strong>zip“ und das „Operative Pr<strong>in</strong>zip“ erläutert. In den<br />
Ausführungen wird vor allem die Bedeutung von bildlichen, o<strong>der</strong> wie wir sie im Folgenden<br />
auch nennen werden, von ikonischen Darstellungen behandelt.<br />
2.1 E-I-S-Pr<strong>in</strong>zip nach J.S. Bruner<br />
Im diesem Abschnitt wird das E-I-S- Pr<strong>in</strong>zip von J.S. Bruner vorgestellt, das auch noch<br />
„Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Darstellungs- o<strong>der</strong> Repräsentationsformen“ genannt wird (vgl.<br />
Grevsmühl, 1995, S. 18).<br />
Bruners Ansätze basieren auf Theorien von Piaget. Im Gegensatz zu Piaget, <strong>der</strong> die<br />
Denkentwicklung auf zeitlich abgestufte Denkniveaus bezieht, vollzieht sie sich laut ihm <strong>in</strong><br />
verschiedenen Darstellungsformen, die ständig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen (vgl. Zech,<br />
1996, S. 104).<br />
Laut Bruner (1971, S. 21ff) dom<strong>in</strong>ieren <strong>in</strong> verschiedenen Lebenslagen jeweils an<strong>der</strong>e<br />
Darstellungsformen. In <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit spielen die selbst ausgeführten Handlungen e<strong>in</strong>e<br />
primäre Rolle. Sie ermöglichen es, die Umwelt kennenzulernen und Sachverhalte zu<br />
erfassen. Im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung kommt die Möglichkeit <strong>der</strong> Darstellung <strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>n h<strong>in</strong>zu,<br />
losgelöst von re<strong>in</strong>en Handlungen. Mit <strong>der</strong> Zeit wird es auch dem K<strong>in</strong>d möglich, sowohl<br />
Handlung als auch Bild <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sprache o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zeichensystem zu übersetzen.<br />
Barbara Kimeswenger 3