Visualisierung in der mathematischen Begriffsbildung - PBworks
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<strong>Begriffsbildung</strong> durch technikunterstützte <strong>Visualisierung</strong>en<br />
6.3.2 Computer als Bereicherung aus semiotischer Sicht<br />
In <strong>der</strong> Semiotik wird nach Dörfler (2006) vor allem die Bedeutung von Inskriptionen, d.h. von<br />
externen ikonischen o<strong>der</strong> symbolischen Darstellungen als Mittel <strong>der</strong> Erkenntnisgew<strong>in</strong>nung<br />
betont. Diese werden oft unter dem Begriff „Diagramm“ subsumiert, <strong>der</strong> sich e<strong>in</strong>deutig von<br />
se<strong>in</strong>em umgangssprachlichen Gebrauch, <strong>der</strong> sich nur auf geometrische o<strong>der</strong> bildhaft figurale<br />
Grafiken bezieht, unterscheidet.<br />
Werden durch das Experimentieren mit diesen erstellten Darstellungen neue Erkenntnisse<br />
erschlossen, <strong>in</strong>dem Beobachtungen <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>en Begriffen formuliert werden, wird dies als<br />
„Diagrammatisches Schließen“ bezeichnet. Dieser Begriff stammt von dem<br />
Naturwissenschaftler und Philosophen Peirce, 1893 – 1914, <strong>der</strong> „Diagrammatisches<br />
Schließen“ als die wichtigste mathematische Erkenntnistätigkeit ansah (vgl. Hefendehl-<br />
Hebeker, 2010, S. 118).<br />
Diese Diagramme können ikonische o<strong>der</strong> symbolische Repräsentationen se<strong>in</strong> und sie folgen<br />
<strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise e<strong>in</strong>em Regelsystem. Sie können auf Papier o<strong>der</strong> zum Beispiel mit dem<br />
Computer erstellt werden. Diagramme sollen als Forschungsobjekte angesehen werden.<br />
Sie eignen sich zum Experimentieren und anschließende Beobachtungen, sollen auf ihre<br />
Gültigkeit überprüft und danach gesichert werden. Diese Vorgänge werden nach Perice als<br />
das „Diagrammatische Denken“ bezeichnet (vgl. Dörfler, 2006).<br />
Wichtig aus Dörflers (2006) Sicht ist, dass <strong>der</strong> gängigen Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> breiten Bevölkerung<br />
entgegengewirkt wird, die besagt, „Mathematik = abstrakt = schwierig“ und daher alles<br />
an<strong>der</strong>e als s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbar, sichtbar, angreifbar, vorzeigbar, kommunizierbar o<strong>der</strong><br />
vermittelbar. Diagramme bzw. externe Darstellungen ermöglichen bedeutende Zugänge:<br />
Durch sie kann Mathematik wahrnehmbar, sichtbar, angreifbar, vorzeigbar, kommunizierbar<br />
und vermittelbar werden.<br />
„Diagramme s<strong>in</strong>d also e<strong>in</strong> ‚Ersatz‘ für die abstrakten Objekte. Und mathematische<br />
Tätigkeit wird zu e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nlich-empirischen und nicht bloß mentalen, nämlich mit den<br />
Inskriptionen als Diagrammen“ (Dörfler, 2006, S. 211)<br />
Die skizzierte semiotische Sichtweise ist dem operativen Pr<strong>in</strong>zip sehr ähnlich, wie auch<br />
Dörfler (2006, S. 213) und Hefendehl-Hebeker (2010, S. 117) schreiben.<br />
Laut Hefendehl-Hebeker (2010, S. 118f) werden aus semiotischer Perspektive die neuen<br />
Möglichkeiten des Computers beson<strong>der</strong>s geschätzt, die das Darstellen und Experimentieren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik auf e<strong>in</strong>e vielfältigeWeise gestatten. Computerwerkzeuge wie TKP, DGS,<br />
aber auch <strong>in</strong>teraktive Arbeitsblätter, Simulationssoftware etc. gelten als beson<strong>der</strong>e<br />
Bereicherungen im Mathematikunterricht. Der Computer unterstützt das „diagrammatische<br />
Schließen“ <strong>in</strong> mannigfaltiger Art und Weise, <strong>in</strong>dem zum e<strong>in</strong>en unzählige Chancen zum<br />
Experimentieren geschaffen werden. Zum Beispiel können geometrische Konstruktionen<br />
beliebig variiert o<strong>der</strong> unzählige Daten <strong>in</strong> Wertetabellen erzeugt werden. Zum an<strong>der</strong>en<br />
Barbara Kimeswenger 65