Visualisierung in der mathematischen Begriffsbildung - PBworks
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Grundlegendes zum Thema <strong>Visualisierung</strong> im Mathematikunterricht<br />
Hier soll erneut die ikonische Darstellungsform fünf schwarzer und drei weißer Perlen (siehe<br />
Abbildung 4) erwähnt werden. Obwohl alle acht Kreise den gleichen Abstand zu ihren<br />
Nachbarn aufweisen, werden die Elemente mit ähnlichen bzw. gleichen Eigenschaften als<br />
Gruppe angesehen. Daher werden die ersten fünf schwarz ausgefüllten und die letzen drei<br />
weißen Kreise mit schwarzen Umrissen als zusammengehörig wahrgenommen.<br />
Gesetz <strong>der</strong> guten Fortsetzung<br />
Abbildung 14a bis Abbildung 14d: zwei Strecken, Gesetz <strong>der</strong> guten Fortsetzung (vgl.<br />
Metzger, 1975, S. 69)<br />
Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Abbildung 14a wird von dem Gesetz <strong>der</strong> guten Fortsetzung<br />
bee<strong>in</strong>flusst. D.h. das Gebilde (siehe a) wird zum e<strong>in</strong>en als zweigliedrig, nicht dreigliedrig und<br />
zum an<strong>der</strong>en nicht als e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>kel mit e<strong>in</strong>er Strecke (siehe b und c), son<strong>der</strong>n als zwei<br />
Strecken (siehe d) aufgefasst (Fortsetzung <strong>der</strong> Richtung) (vgl. Metzger, 1975, S. 69).<br />
4.2 For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er „neuen“ Anschaulichkeit unter<br />
Berücksichtigung denkpsychologischer Ansätze<br />
Der Begriff „<strong>Visualisierung</strong>“ wurde bis Anfang <strong>der</strong> 90-er Jahre selten im Zusammenhang mit<br />
Mathematikdidaktik gebraucht. Zuvor wurde vorwiegend über „Anschauung“ bzw.<br />
„Anschaulichkeit“ <strong>in</strong> den Klassenräumen diskutiert. In den 90-er Jahren wurden diese zwei<br />
Begriffe durch jenen <strong>der</strong> „<strong>Visualisierung</strong>“ ersetzt, aber wie es bei fast allen term<strong>in</strong>ologischen<br />
Neuerungen <strong>der</strong> Fall ist, <strong>in</strong>kludierte dieses neue Wort auch e<strong>in</strong>e Verschiebung des<br />
Geme<strong>in</strong>ten (vgl. Boeckmann, 1982, S. 13). Mathematikdidaktiker<strong>in</strong>nen und<br />
Mathematikdidaktiker for<strong>der</strong>n, so auch Kautschitsch (1994, S. 79), sich von <strong>der</strong> traditionellen<br />
Bedeutung <strong>der</strong> „Anschauung“ bzw. „Anschaulichkeit“ zu lösen und sie <strong>in</strong> neuem Licht zu<br />
betrachten.<br />
Welche neue Bedeutung dieser neue Begriff „<strong>Visualisierung</strong>“ mit sich brachte, soll im<br />
Folgenden geklärt werden.<br />
Dem traditionellen Begriff <strong>der</strong> „Anschauung“ wird vorgeworfen, dass se<strong>in</strong>e Hauptfunktion das<br />
re<strong>in</strong>e Präsentieren von (zu) abstrakt wirkenden Sachverhalten ist (vgl. Neubrand, 1987, S.<br />
30). Anschauungen dienen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie dazu, verbale o<strong>der</strong> symbolische Formulierungen zu<br />
unterstützen. Durch e<strong>in</strong>e Darbietung von vielen ikonisch repräsentierten Objekten können im<br />
besten Fall durch das Beobachten und Vergleichen äußere Merkmale erkannt werden (vgl.<br />
Barbara Kimeswenger 18