kostenfreier Download - Konstruieren und Gießen
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2 Herstellung<br />
2.1 Temperung, Karbidzerfall & Gefügeeinstellung<br />
[Für die Wärmebehandlung von schwarzem <strong>und</strong> weißem Temperguss sind bis auf die<br />
unterschiedlichen Glühatmosphären im Prinzip weitgehend gleiche Glühofentypen anwendbar.<br />
Neuzeitliche Temperöfen mit selbsttätig geregelter, inerter oder entkohlender<br />
Gasatmosphäre, wie z. B. Hauben-, Elevator- oder Durchlauföfen, haben sich hinsichtlich<br />
Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong> Gussqualität bewährt, wobei Durchlauföfen im Energieaufwand<br />
Vorteile bieten.<br />
Die früher übliche Methode, die Tempergussstücke in inerte oder entkohlende Packmittel<br />
(z. B. Eisenerz) einzusetzen <strong>und</strong> zu glühen, wurde wegen des hohen Arbeits- <strong>und</strong><br />
Energieaufwandes weitgehend durch das Gastempern ersetzt. Die Gussstücke werden<br />
dabei zur Vermeidung von Verzug in gelochte Glühkästen gepackt <strong>und</strong> auf hitzebeständigen<br />
Rosten in kontinuierlichem Zeittakt durch den Ofenraum gefahren.<br />
Die Wärmebehandlung — das „Tempern" — hat entscheidenden Einfluss auf die Qualität<br />
der Tempergussstücke. Sie hat im Wesentlichen diese Aufgaben zu erfüllen:<br />
Zerfall der im Temperrohguss vorliegenden eutektischen Carbide nach der Reaktion:<br />
Fe3C 3 Fe + C (Temperkohle),<br />
Entkohlung der oberflächennahen Randschichten (nur bei weißem Temperguss),<br />
Einstellen des der gewünschten Sorte entsprechenden Gr<strong>und</strong>gefüges. ]80s<br />
2.1.1 Wärmebehandlung von schwarzem Temperguss<br />
[Schwarzer Temperguss wird in neutraler Ofenatmosphäre entsprechend den Zeit-<br />
Temperatur-Schaubildern in Bild 16 geglüht, wobei man zwei Glühstufen unterscheidet.<br />
In der ersten zerfallen die eutektischen Carbide <strong>und</strong> lösen sich im Gr<strong>und</strong>gefüge (Austenit<br />
bei Glühtemperatur) auf, dabei scheidet sich elementarer Kohlenstoff in Form von<br />
Temperkohleknoten ab (1. Graphitisierungsstufe). Da bei schwarzem Temperguss keine<br />
Entkohlung durchgeführt wird <strong>und</strong> außerdem ein höherer Siliziumgehalt vorliegt, ist die<br />
Glühtemperatur mit 950 °C niedriger <strong>und</strong> auch die Haltezeit kürzer als bei weißem Temperguss.<br />
— Mit der zweiten Glühstufe wird das Gr<strong>und</strong>gefüge <strong>und</strong> damit die Werkstoffsorte<br />
bestimmt.<br />
Ferritischer GJMB-350-10 (Bild 16, links) wird von Glühtemperatur auf etwa 760 °C abgekühlt<br />
<strong>und</strong> es folgt die zweite Glühstufe, während der mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit<br />
von 3 bis 5 °C/h der eutektoide Bereich langsam durchfahren wird. Dabei bildet<br />
sich aus dem Austenit Ferrit <strong>und</strong> Graphit (2. Graphitisierungsstufe). Die zweite Glühstufe<br />
ist bei etwa 680 °C beendet; die weitere Abkühlung kann beliebig erfolgen.<br />
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