kostenfreier Download - Konstruieren und Gießen
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Diese Reaktionen finden an der Oberfläche der Gussstücke statt, wodurch fortwährend<br />
ein Entzug von Kohlenstoff stattfindet. Zum Ausgleich des Konzentrationsgefälles diff<strong>und</strong>iert<br />
Kohlenstoff von innen zur Gussoberfläche <strong>und</strong> reagiert dort wiederum mit der<br />
Glühatmosphäre. Auf diese Weise erfolgt eine allmähliche Entkohlung zunehmend von<br />
innen nach außen.<br />
Die Länge der Haltezeit auf Glühtemperatur richtet sich nach dem angestrebten Entkohlungsgrad<br />
<strong>und</strong> der Wanddicke der Gussstücke. Besonders weitgehend wird die Entkohlung<br />
bei schweißbarem weißem Temperguss GJMW-S durchgeführt; denn hier darf in<br />
Wanddicken bis 8 mm nur maximal 0,3 %C enthalten sein.<br />
Für GJMW-450-7 wird eine Luftvergütung vorgenommen, Bild 18, rechts. Nach dem<br />
entkohlenden Glühen erfolgt schnelle Abkühlung an bewegter Luft. Anschließend wird<br />
ein Anlassen auf etwa 700 °C vorgenommen, wobei sich der lamellare in körnigen Perlit<br />
umwandelt. Diese Ausbildungsform des Perlits ist die Ursache dafür, dass der GJMW-<br />
450-7 relativ hohe Werte sowohl für die Festigkeit als auch für die Bruchdehnung aufweist.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des entkohlenden Glühens hat weißer Temperguss ein typisches, wanddickenabhängiges<br />
Gefüge mit von außen nach innen zunehmendem Kohlenstoffgehalt,<br />
wie es schematisch in Bild 17 dargestellt ist. Dünne Querschnitte sind temperkohlefrei<br />
<strong>und</strong> ferritisch bzw. ferritisch-perlitisch; dicke Querschnitte haben eine ferritische Randzone,<br />
einen ferritisch-perlitischen Übergangsbereich <strong>und</strong> eine perlitische Kernzone, wobei<br />
der Anteil an Temperkohle vom Übergangsbereich zur Kernzone zunimmt. ]80s<br />
2.2 Chemische Zusammensetzung, Einfluss von Legierungselementen<br />
[Seiner chemischen Zusammensetzung nach ist Temperguss eine untereutektische Eisen-Kohlenstoff-Silizium-Legierung,<br />
deren Kohlenstoffgehalt nach der Erstarrung des<br />
Gussstückes chemisch geb<strong>und</strong>en als Fe3C (Eisencarbid, Zementit) vorliegt; das Gefüge<br />
ist graphitfrei <strong>und</strong> wird als ledeburitisch bezeichnet. Im Gegensatz dazu kristallisiert bei<br />
Gusseisen mit Lamellengraphit bzw. Gusseisen mit Kugelgraphit der Kohlenstoff entweder<br />
vollständig oder zum überwiegenden Teil elementar als Graphit unmittelbar aus der<br />
Schmelze.<br />
[Während des Temperns scheidet sich, statistisch verteilt, elementarer Kohlenstoff in<br />
Form von kompakten Knoten bzw. Flocken — die Temperkohle — aus. Diese spezifische<br />
Art der Graphitausbildung begründet die stahlähnlichen Eigenschaften des duktilen<br />
Werkstoffes Temperguss; sein Gr<strong>und</strong>gefüge kann durch ein entsprechend durchgeführtes<br />
Tempern oder durch eine nachfolgende Wärmebehandlung treffsicher ferritischen,<br />
perlitisch oder martensitisch (untere Zeile in Bild 2) eingestellt werden, je nach Verwendungszweck<br />
<strong>und</strong> mechanischer Beanspruchung des Gussstückes.<br />
Im Schmelzbetrieb wird aus den Rohstoffen Roheisen, Stahlschrott, Ferrolegierungen<br />
sowie dem als Kreislaufmaterial bezeichneten Gieß- <strong>und</strong> Anschnittsystem der Gussstücke<br />
ein schmelzflüssiges Eisen von festgelegter chemischer Zusammensetzung mit enger<br />
Analysenstreuung erschmolzen. Die Auswahl der Rohstoffe <strong>und</strong> ihr Anteil in der Gattierung<br />
hängt davon ab, ob entkohlend geglühter „weißer" oder nichtentkohlend geglühter<br />
„schwarzer" Temperguss erzeugt werden soll. Richtwerte für die chemische Zusammensetzung<br />
enthält Tabelle 2 auf Seite 10.<br />
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