Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt
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Abb.3:<br />
Saatgutverkehr:<br />
Sortengeschichte:<br />
"Allgemein ist eine Kulturpflanzensorte eine ! einheitliche Population, die zu einem bestimmten<br />
Zweck angebaut und dazu zeitweilig künstlich innerhalb gewisser Grenzen konstant gehalten<br />
wird." 15<br />
MANSFELD hat aber auch auf die Züchterpraxis hingewiesen, dass "viele Sorten ständig verän<strong>der</strong>t,<br />
ihre Namen aber beibehalten" werden 16 .<br />
(3) Pflanzen haben für Historiker den großen Fehler, dass sie nicht altern wie Bücher o<strong>der</strong><br />
Bauwerke, son<strong>der</strong>n dass sie sich immer erneuern müssen um zu bestehen. Die Lebensdauer<br />
des Saatguts setzt die Grenzwerte für den Rhythmus <strong>der</strong> Reproduktion. Eine <strong>der</strong> Folgen<br />
dieses Sachverhalts hat BANGA in seiner mustergültigen Geschichte <strong>der</strong> westlichen<br />
Carotin-Möhrensorten an Beispielen festgehalten: Sorten, die um die Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
entwickelt worden waren, waren gegen Ende des Jahrhun<strong>der</strong>ts aufgrund des nachlassenden<br />
züchterischen Interesses an diesen Sorten in den primären Typ, aus dem sie ehedem<br />
selektiert worden waren, <strong>zur</strong>ückgefallen 17 .<br />
Noch ein an<strong>der</strong>er Fall ist bei Fremdbefruchtern wohl von genereller Bedeutung: Das Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Uniformität einer Sorte (definiert über den Durchschnitt M und die Variation <strong>der</strong><br />
Beschreibungsmerkmale) wird u.a. bestimmt durch die Reproduktionsform und die Selektionsmethoden.<br />
Ist dieses Maß beim züchterisch zu bearbeitenden Ausgangsmaterial nicht<br />
allzu klein, so besteht die Möglichkeit, durch eine an<strong>der</strong>e Definition von Durchschnitt und<br />
Variation, Sorten aus Sorten zu selektieren (Abb. 4). Bei einigen Fremdbefruchtern (wie z.B.<br />
Möhre, Zwiebel, Porree) hat dieses Selektionsverfahren zu benannten Selektionen geführt 18 ,<br />
die dann aber als Sorten missverstanden wurden.<br />
Abb. 4 19 :<br />
Umgekehrt muss man dann aber damit rechnen, dass in vielen Fällen durch die Pflege einer<br />
gut nachgefragten Sorte in mehreren Saatgutfirmen unterschiedliche Selektionen entstanden,<br />
die aber gerade nicht als benannte Selektionen unterschieden wurden, son<strong>der</strong>n<br />
unter dem Namen <strong>der</strong> bearbeiteten Sorte verhandelt wurden. Der "Technische Teil, Kap. 2"<br />
<strong>der</strong> Untersuchung über die sog. "älteren Gemüsesorten" <strong>zur</strong> Einführung des Gemeinsamen<br />
EU-Sortenkataloges für Gemüsearten steckt voller Beispiele, die diesen Sachverhalt illustrieren.<br />
So wurde <strong>der</strong> Blumenkohl ’Walcheren Winter’ in 8 Selektionen ’Walcheren Winter<br />
2’, ’Walcheren Winter 3’... ’Walcheren Winter 9’ aufgeteilt 20 .<br />
15 MANSFELD 1953: 149; meine Hervorhebung.<br />
16 MANSFELD 1954: 130.<br />
17 BANGA 1963: 39f.<br />
18 s.o. Beispiel 6: Porree ’Blaugrüner Winter’.<br />
19 nach BRANDENBURG 1986: 92.<br />
20 Commission of the European Communities: EEC "Umbrella" varieties programme for vegetables<br />
(Renewal of the official acceptance of certain old vegetable varieties and <strong>der</strong>ivation of varieties from<br />
them - Council Directive 70/458/EEC on the marketing of vegetable seed), 1669/VI/92-EN (15.5.1992)<br />
(544 S.): 311-318.<br />
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