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Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt

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Daraus folgt auf einer praktischen Ebene <strong>der</strong> Beschäftigung mit Sortengeschichte:<br />

− Sortengeschichte setzt immer Sortimentsgeschichte voraus; aber Sortimentsgeschichte<br />

ist nicht ohne Sortengeschichte formulierbar.<br />

− Voraussetzung einer Sortimentsgeschichte ist die Beschreibung des geschichtlichen<br />

Wandels <strong>der</strong> Dimensionalität des Merkmalsraumes und <strong>der</strong> möglichen Werte auf den<br />

einzelnen Merkmalsachsen.<br />

− Sortengeschichte ist dann die Beschreibung <strong>der</strong> Umgrenzungen spezifischer Selektionen<br />

von Merkmalswerten innerhalb <strong>der</strong> zeitschnittrelativen Merkmalsrahmen in ihrer<br />

historischen Abfolge. Beschreibung <strong>der</strong> rahmenbezogenen Umgrenzungsinformationen<br />

bedeutet dabei: Re-Identifizierung <strong>der</strong> Gebrauchsabsichten, die in die je (sorten-)spezifische<br />

Konfiguration des Bündels aus Merkmalen und Merkmalswerten relativ zu einem<br />

Sortiment eingelagert und eingeprägt sind. Eine historisch-sortenkundliche Datenbank<br />

bereitet dafür nur das Material auf, das in den sortengeschichtlichen Quellen liegt; erst<br />

die Re-Identifizierung <strong>der</strong> Gebrauchsabsichten aber ist historiographische Arbeit.<br />

Das ist die schärfste und befriedigendste Charakteristik, die ich dem Ziel sortengeschichtlicher<br />

Arbeit geben kann.<br />

Daraus folgt für eine historisch-sortenkundliche Datenbank: Sie muss sortimentsgeschichtliche<br />

Informationen bereithalten und sie muss im Hinblick auf die Geschichte des Sortenbegriffs<br />

neutral sein. Ich habe in den zwei Thesen oben festgehalten, dass in einem namensorientierten<br />

Zugriff beides nicht geleistet werden kann (S. 41 und S. 53).<br />

Weil im Unterschied dazu eine merkmalsorientierte Datenbank<br />

− tolerant ist gegenüber Bedeutungsverschiebungen im Sortenbegriff und gegenüber den<br />

verschiedenen Kategorien von Sorten (Landsorte, Gruppensorte, Hochzuchtsorte 107 ) und<br />

− Synonymiebehauptungen <strong>der</strong> Quellen lediglich Feldinformationen, nicht aber Organisationsmerkmale<br />

<strong>der</strong> Datenbank sind,<br />

kann ich mit folgenden Argumenten für eine merkmalsorientierte Datenbank werben:<br />

1. Ich habe oben (1.3.a) begründet, welche Vorteile eine sortimentsbezogene Sortengeschichte<br />

gegenüber einer sortenbezogenen hat. Das Sortiment als Rahmen für die<br />

Stellung einer bestimmten Sorte lässt sich über die Literaturquelle <strong>der</strong> Datensätze je<strong>der</strong>zeit<br />

herstellen. Doch ist dies lediglich eine formale Darstellung des Sortiments. Der<br />

Sortimentsbezug wird erst dann substantiell, wenn die Daten in <strong>der</strong> Form präsentiert<br />

werden, in <strong>der</strong> sie ehedem die Wahlmöglichkeit im Sortiment begründet haben: als Beschreibungs-<br />

und Charakterisierungswerte.<br />

2. Wir brauchen die Rückübersetzung sortengeschichtlicher Quellen in eine sortenkundliche<br />

Beschreibungs- und Charakterisierungs-Matrix, um das Maß <strong>der</strong> Übereinstimmung<br />

unserer Quellen im Hinblick auf die von den Namen und Synonymen behauptete Identität<br />

jeweils neu bestimmen (1.3.b)<br />

3. und an dem möglicherweise noch vorhandenen und anbaubaren biologischen Material<br />

überprüfen zu können.<br />

4. Weil jede Quelleneinarbeitung eine Quellenbearbeitung ist, kann eine merkmalsorientierte<br />

Datenbank sehr heterogene Quellenformate und damit ein viel breiteres Quellenspektrum<br />

für die Sortengeschichte nutzbar machen:<br />

− Gemälde und Zeichnungen nachbeschreiben,<br />

− Daten aus dem Genbank-Anbau und<br />

− Daten aus aktuellem Anbau pflanzengenetischer Ressourcen einarbeiten.<br />

5. Die Datenbankstruktur erlaubt bei <strong>der</strong> Datenbank-Auswertung die Analyse <strong>der</strong> Merkmalsverteilung<br />

im Hinblick auf jedes Merkmal wie auch im Hinblick auf jede mögliche<br />

Merkmalskombination; d.h. auch: eine Analyse auf ganz unterschiedlich komplexen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Ähnlichkeit von Sorten (ohne in die Abhängigkeit von vorgängigen Gruppenbildungen<br />

bei Sorten zu geraten).<br />

6. Mir bereiten die neueren Entwicklungen <strong>der</strong> Cultivar-Identifikation (auch für die Sortenzulassung)<br />

mit molekularbiologischen Methoden Sorgen. Das hier entworfene Programm<br />

einer historisch-sortenkundlichen Datenbank versucht zu erreichen, dass über eine<br />

107 Zu den Begriffen s. den Anhang, insbeson<strong>der</strong>e S. 92 mit Anm. 157.<br />

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