Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt
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so ist es natürlich, daß sich <strong>der</strong>selbe kräftiger ausbildet und die übrigen Pflanzen-[S.3]theile<br />
gewöhnlich <strong>zur</strong>ückbleiben, wodurch die Pflanzen unendliche Umformungen erleiden können.<br />
Nehmen wir an, daß also bei dem Kohle dieser sich bildende Saftandrang nach den Blättern<br />
sich hinneigt, so bilden sich dieselben an Umfang aus, die Rippen und Nerven werden dicker<br />
und fleischiger und die zwischen diesen befindliche Blattmasse dehnt sich ebenfalls bedeutend<br />
aus. Da aber diese Ausbildung <strong>der</strong> Blattmasse durch die Rippe und Nerven gewisse Grenzen<br />
gesetzt ist, so fängt dieselbe an, sich in Blasen zu bilden, wodurch die Blätter, weil sich die Blasen<br />
nach außen ausdenhen, sich nach dem Herzen zu wölben und einen Kopf bilden. Diese<br />
Bildung ist in <strong>der</strong> 3ten Unterart Br. oleracea capitata bullata genau zu ersehen.<br />
Wenn nun die Entwicklung <strong>der</strong> Blätter nach vorstehen<strong>der</strong> Weise vor sich geht, jedoch so, daß<br />
die Rippe und Nerven sich mehr mit <strong>der</strong> zwischen ihnen befindlichen Blattmasse vereingien und<br />
die Substanz <strong>der</strong>selben ebenfalls mehr fleischig wird, so leisten die Nerven keinen Wi<strong>der</strong>stand<br />
und das Blatt dehnt sich ohne blasig zu werden aus; die Blätter wölben sich dadurch bedeutend<br />
und schließen sich zuletzt in einen festen Kopf zusammen, wodurch dann die Bildung <strong>der</strong> 4ten<br />
Unterart, Br. olerac. capitata laevis, das K r a u t , bewerkstelligt ist.<br />
Im an<strong>der</strong>n Fall erstreckt sich die Ausbildung <strong>der</strong> Pflanze allein auf den Strunk... 5te Unterart, Br.<br />
olerac. caulorapa, K o h l r a b e ...<br />
Eine weitere Mißbildung geschieht, wenn sich <strong>der</strong> Drang <strong>der</strong> Säfte auf den Blüthenstand erstreckt...6te<br />
Unterart, Brass. oler. botrytis...<br />
[S.5] Dies sind die Hauptgrundsätze, die bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Kohlarten hauptsächlich berücksichtigt<br />
werden müssen..."<br />
METZGER war mit diesen Überlegungen zu den Variationsmöglichkeiten an den verschiedenen<br />
Pflanzenorganen ein plausibles System <strong>der</strong> infraspezifischen Glie<strong>der</strong>ung auf <strong>der</strong> Ebene<br />
<strong>der</strong> Unterarten (wie er es nannte) bzw. <strong>der</strong> Convarietäten (wie HELM 1963, GLADIS & HAM-<br />
MER 2003 es nennen) in weitgehen<strong>der</strong> Übereinstimmung mit den gewohnten volkssprachlichen<br />
gartenbaulichen Typenbildungen gelungen 85 . Er hat sehr wohl gesehen, dass dieser<br />
Ansatz im Hinblick auf die einzelnen Organe (Blatt, Kopfform) mit einem Zugewinn nachrangiger<br />
Beschreibungsbegriffe weiter vertieft werden kann; aber er hat diesen Gedanken<br />
nicht konsequent weiter geführt son<strong>der</strong>n, ohne sein Potential zu nutzen, gleichsam angehängt:<br />
[S.5] Dies sind die Hauptgrundsätze, die bei <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> Kohlarten hauptsächlich berücksichtigt<br />
werden müssen; ebenso dürfen nachstehende Charaktere, die ebenfalls dem<br />
Wechsel häufig unterworten sind, nicht außer dem Auge gelassen werden.<br />
G e s c h l i t z t e Blätter... sie entstehen, wenn sich die Blattrippen und Nerven stärker und<br />
auf Rechnung <strong>der</strong> fleischigen Blattmasse ausbilden...<br />
G e f r a n z t e Blätter...<br />
K r a u s ...<br />
Das A e s t i g w e r d e n ...<br />
Die F a r b e ist ebenfalls wechselnd und nüancirt sehr oft. Die ursprüngliche Farbe <strong>der</strong><br />
Stammform ist grün und geht bei alten o<strong>der</strong> kranken Pflanzen, beson<strong>der</strong>s im Herbst, ins Röthliche<br />
über...<br />
[S.6] Die r u n d e o d e r l ä n g l i c h e K o p f f o r m ist eine Folge <strong>der</strong> Blattform; ist das<br />
Blatt rund, so wird sich <strong>der</strong> Kopf ebenfalls rund ausbiilden, und erscheint dasselbe nach <strong>der</strong><br />
Länge ausgedehnt, so ist die Kopfbildung lang."<br />
Ohne systematische Kraft ist dann eben auch die tiefere infraspezifische Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
"vierten Unterart" Brassica oleracea capitata laevis, die dann zwar einige Leitmerkmale aufgreift,<br />
sie aber nicht plausibel organisiert:<br />
Erste Spielart: Weißkraut<br />
a) geschlitzblättriges Weißkraut<br />
b) Frühes rundes Weißkraut<br />
c) Späters rundes Weißkraut<br />
d) Großes rundes Weißkraut<br />
e) Großes rundes bläuliches Weißkraut<br />
Zweite Spielart: Rothkraut<br />
85 Seine (und DE CANDOLLES) Nomenklatur wurde in <strong>der</strong> floristischen Literatur umgehend verwendet<br />
von PETERMANN 1838 (489), in <strong>der</strong> Flora von MARTENS & KEMMLER 1865 (34) wird sogar das Glie<strong>der</strong>ungssystem<br />
samt <strong>der</strong> morphogenetischen Terminologie übernommen.<br />
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