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Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt

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den sind. Arbeitet man mit einem solchen mehrdeutigen Namen, ohne die Umgrenzungsinformation<br />

des jeweiligen Taxons mitzuführen, so kann es passieren, dass einem Taxon<br />

z.B. archaeobotanische, pharmakognostische o<strong>der</strong> biochemische Daten zugeordnet werden,<br />

die eigentlich zu dem gleichnamigen Taxon mit an<strong>der</strong>er Umgrenzung gehören. Das Konzept<br />

<strong>der</strong> "potential taxa" nun löst dieses Problem, indem es die Umschreibung eines Taxons und<br />

die Zuschreibung eines Namens zu diesem Taxon datenbanktechnisch dadurch auseinan<strong>der</strong><br />

zieht, dass es die Taxa-Namen durch potential-taxa-Namen ersetzt. Das sind Namen, die<br />

die Umgrenzungsinformationen für das jeweilige Taxon mitführen, indem sie mit einer<br />

bibliographischen Referenz auf die Stelle verweisen, an <strong>der</strong> diese Umgrenzungsinformationen<br />

zu finden sind; "sec." für "secundum", d.h. "gemäß", "im Sinn von"<br />

kennzeichnet den Namen als potential-taxon-Name.<br />

Abbildung 9 aus BERENDSOHN 1998 gibt ein Beispiel aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Moose:<br />

Ein wesentliches Problem für die Anwendung dieses Konzeptes in <strong>der</strong> Sortengeschichte<br />

besteht darin,<br />

1. dass die Namen von Sorten (allemal von alten Sorten) nicht an nomenklatorische Typen<br />

geknüpft sind (die eindeutigste Form wären Typusexemplare in Herbaren), die am ehesten<br />

die Möglichkeit geben, die Ideen eines Autors im Hinblick auf die Umgrenzung des<br />

Taxons (hier: <strong>der</strong> Sorte) zu rekonstruieren 68 .<br />

2. Jedes <strong>der</strong> alternativen Taxa ist klar (wenn auch vielleicht nicht umfassend) definiert, z.B.<br />

durch einen Bestimmungsschlüssel in einer Flora. Ältere sortenkundliche Quellen aber<br />

enthalten häufig nicht vergleichbare Umgrenzungsinformationen, weil sie anbau- und<br />

verwertungsorientiert, nicht aber identifikationsorientiert sind.<br />

3. Am schlimmsten aber ist dies: Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Dimensionalität des Merkmalsraumes<br />

gibt es in <strong>der</strong> Taxonomie und in <strong>der</strong> Sortenkunde (obwohl <strong>der</strong> Merkmalsraum per<br />

se ohne zeitliche Dimension ist): In <strong>der</strong> Taxonomie sind sie das Ergebnis taxonomischen<br />

Erkenntnisgewinns, in <strong>der</strong> Sortenkunde eine Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Züchtungsarbeit (in beiden<br />

Fällen also in historischen Ereignissen begründet). In <strong>der</strong> Taxonomie finden sie statt vor<br />

dem Hintergrund einer relativ hohen evolutionären Stabilität, in <strong>der</strong> Sortenkunde vor dem<br />

68 Die Typus-Methode aus dem Internationalen Code <strong>der</strong> botanischen Nomenklatur (ICBN-1993) kann<br />

aus folgenden Gründen bei Kulturpflanzen-Sorten nicht angewandt werden:<br />

1. Der nomenklatorische Typus ist nicht notwendigerweise <strong>der</strong> typischste o<strong>der</strong> repräsentativste Teil<br />

eines Taxons (Artikel 7.2),<br />

2. dürfen Typusexemplare <strong>der</strong> Namen von Taxa nicht lebende Pflanzen o<strong>der</strong> Kulturen sein (Art. 8.2).<br />

Deshalb enthalten die älteren ICNCP-Fassungen keine strikten Vorschriften <strong>zur</strong> Sicherung <strong>der</strong> Identität<br />

eines Sortennamens (BRANDENBURG 1986: 91), obwohl die Notwendigkeit entsprechen<strong>der</strong> Maßnahmen<br />

schon längst gesehen wurde (s. z.B. PARKER 1986, BRICKELL 1986: 32-34). In <strong>der</strong> neuesten<br />

Fassung (ICNCP-1995, Principle 3, Art. 12 und 32; vgl. TREHANE 1993) ist mit dem Konzept des Standards<br />

ein Versuch gemacht worden, eine Parallellösung <strong>zur</strong> Typen-Methode zu etablieren, die aber die<br />

Verwendung des Namens nicht obligatorisch regelt (<strong>zur</strong> Anwendung s. MILLER 1995, MILLER & GRAYER<br />

1999).<br />

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