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Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt

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Und BECKER-DILLINGEN auf das Anbauer-Interesse:<br />

Weißkraut Rotkraut<br />

Frühsorten Frühsorten<br />

rundköpfig<br />

spitzköpfig<br />

Sorten für Herbsternte Sorten für Herbstbedarf und Überwinterung<br />

plattrunde Sorten<br />

runde Sorten<br />

(weitere Handelssorten und Lokalformen<br />

u.a. das spitzköpfige Fil<strong>der</strong>kraut)<br />

Bei ihm zeigt sich dies sogar in seiner Auffassung einzelner Merkmale am Kohlkopf. So wird<br />

(nicht durchgehend) die relative Größensortierung (groß - mittel - klein) z.T. ersetzt durch<br />

Angaben über den Kopfdurchmesser (in cm) bzw. das Kopfgewicht (in g); umfangreiche<br />

Tabellen machen Angaben über Gesamtgewicht <strong>der</strong> Pflanzen, den Ackerabfall, das daraus<br />

resultierende Marktgewicht, den Küchenabfall und den verbleibenden essbaren Anteil. Darin<br />

reflektiert sich das in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts anwachsende Bemühen<br />

um eine Standardisierung landwirtschaftlich/gartenbaulicher Erzeugnisse.<br />

Es waren Fragen <strong>der</strong> Absatzorganisation, die zuerst im regionalen Rahmen zu Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Sortierung in verschiedene Größen- und Güteklassen führten. So bestimmte die Liegnitzer<br />

Kräuterinnung 1913:<br />

"Unter prima Weißkohl, Handel- und Einschneideware, versteht man eine saisongemäß ausgereifte,<br />

feste, sauber geputzete Ware. Der Kopf muß, breit gemessen, mindestens einen Durchmesser<br />

von 12 cm haben und darf nicht stark beschnitten und geplatz bzw. nicht grün durchgewachsen<br />

sein." 86<br />

Die Entwicklung fester Handelsformen für den Gemeinschaftsabsatz (erst als Zusammenschluß<br />

zu örtlichen Erzeugervereinen, dann zu Regionalverbänden), Anbau- und Lieferverträge<br />

zwischen Gemüseerzeugern und Verwertungsindustrie und schließlich <strong>der</strong> Ausbau des<br />

Fernabsatzes unter den Bedingungen des Gemüsegroßhandels beschleunigten die<br />

Ausformulierung von Standardisierungsvorschriften. Auch von <strong>der</strong> Produktionsseite her<br />

wurde versucht, das Sortierungsschema mitzubestimmen. So verfügte die Landwirtschaftskammer<br />

für die Provinz Schleswig-Holstein mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> "Kohlmarke" 1928 eine<br />

obligatorische Regelung über die Größensortierung in vier Klassen nach dem Gewicht.<br />

Weiterhin war darin erstmals in Deutschland ein wichtiges Element <strong>der</strong> Standardisierung<br />

verwirklicht: die Sorteneinschränkung: Für Weiß-, Rot- und Wirsingkohl waren nur je 4 bis 5<br />

Sorten zugelassen, die nach Ablauf <strong>der</strong> Übergangsbestimmungen sogar aus anerkanntem<br />

Saatgut stammen mussten 87 . Dass die Einführung <strong>der</strong> Standardkohlmarke ohne greifbaren<br />

Erfolg blieb, scheint daran gelegen zu haben, dass sie z.B. mit dem Ausschluss kleinerer<br />

Köpfe im Gewicht von 2 - 2,5 Pfund (die befriedigende Preise hätten erzielen können), an<br />

den Sortierungsschemata <strong>der</strong> Großmärkte vorbei ging. Denn die Definitionsmacht für die<br />

Standardisierungsvorschriften liegt beim Handel. Während die Reichseinheitsvorschriften für<br />

die Sortierung von Obst und Gemüse von 1942 lediglich Gewichtsklassen enthielten 88 ,<br />

nehmen sich die inexpliziten Handelsvorstellungen schon 1934 wesentlich genauer aus:<br />

86 ROSENBERGER, HANNA: Untersuchungen über die Entwicklung des Liegnitzer Gemüsehandels und<br />

<strong>der</strong> Rohkonservenindustrie, phil. Diss. Jena 1922 (Manuskript), zitiert nach KÄMPFER 1944: 22.<br />

87 Landwirtschafts-Kammer für die Provinz Schleswig-Holstein 1928; KÄMPFER 1944: 26.<br />

88 GOLTZ & STOLLE 1942; Übersichtstabellen bei KÄMPFER 1944: 31ff. Die älteste mir bekannten<br />

fruchtartübergreifenden Sortierungsvorschriften (von 1910) haben offenbar keine größere Beachtung<br />

gefunden. Sie bestimmten bei Kopfkohl über Gewichtsklassen hinaus für Qualität A: "Gesund, ausgereift,<br />

fest, <strong>der</strong> Sorte entsprechend gut in Form und Farbe (Gesamtlieferung in gleichmäßiger Form und<br />

Färbung, ohne Risse, Stoßflecke o<strong>der</strong> sonstige Verletzungen <strong>der</strong> Deckblätter, frei von Insektenfraß<br />

und Faulstellen, im Winter absolut frostfrei; am Strunk nicht zu kurz geschnitten, damit äußere Deckblätter<br />

noch festen Halt haben. Ab 1. Januar evtl. erste Deckblätter fehlend" (Arbeitsausschuß für<br />

Obst- und Gemüseabsatz 1910: 32).<br />

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