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Download - VEN Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt

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1995 Bundessortenamt (Hrsg.): Beschreibende Sortenliste 1995. Wurzelgemüse, Zwiebelgemüse,<br />

Kohlgemüse, Hannover (Landbuch Verlags-GmbH) 1995, 191 S.<br />

2002 GLADIS, THOMAS - HAMMER, KARL: Die Brassica oleracea-Gruppe (= Schriften des <strong>Verein</strong>s<br />

<strong>zur</strong> <strong>Erhaltung</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzpflanzenvielfalt</strong>, 1), Lennestadt (<strong>VEN</strong>) 2003, 70 S.<br />

Schritt 1: historiographische Sättigung <strong>der</strong> Merkmalsmatrix<br />

Ein oberitalienischer Arzt des 9. Jhd. notierte in sein Vademecum:<br />

item. Ad uuam n(e) molesta sit. Brasice folium crudum liuisime terito; ex eo suco uuam tangito,<br />

continuo silit. - Ebenso: Damit das Halszäpfchen nicht krank sei, soll man ein tiefblaues, rohes<br />

Kohlblatt zerreiben und mit dem daraus entstandenen Saft das Halszäpfchen betupfen, was zu<br />

andauern<strong>der</strong> Beschwerdefreiheit führt." 83<br />

JOACHIM CAMERARIUS schrieb 1626 in seiner Bearbeitung des "Kreutterbuchs" von PETRUS<br />

ANDREAS MATTHIOLUS:<br />

"Das Kölkraut hat vielerley geschlecht / son<strong>der</strong>lich in Welschen Landen / die sind an Blettern vnd<br />

Geschmack vnterschieden. Aber in gemein zu reden / findet man seiner drey Geschlecht: Der<br />

glatten / krausen / vnd Cappes... Der Cappes hat seinen Namen von dem runden Haupt / das in<br />

<strong>der</strong> mitten ligt. Die Bletter sind runtzlecht / groß / vnd schleußt sich allwegen eins vber das an<strong>der</strong><br />

in eine runde / werden zu letzt in <strong>der</strong> mitte zu einem Haupt. Dieser Cappes hat nicht einerley<br />

Farbe / dann etlicher ist grün / <strong>der</strong> an<strong>der</strong> weiß / etlicher rot. Der weisse ist <strong>der</strong> beste / vnd<br />

anmütigest zu <strong>der</strong> Speiß." 84<br />

Die Farbe des Kopfes ist wohl das älteste Unterscheidungskriterium <strong>zur</strong> Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Kopfkohle. Was kommt als nächstes? Die Kopfform.<br />

KRÜNITZ (1788: 384) z.B. schrieb:<br />

Der weiße, <strong>der</strong> rothe und <strong>der</strong> blaue Kopf-Kohl sind nur <strong>der</strong> Farbe nach unterschieden, doch ist<br />

<strong>der</strong> Gebrauch nicht einerley...<br />

Man unterscheidet den weißen Kopf-Kohl, theils in Rücksicht auf die Größe <strong>der</strong> Häupter [große,<br />

mittlere, kleinere Arten], theils auch in Ansehung <strong>der</strong> äusseren Form, und an<strong>der</strong>er Umstände in<br />

verschiedene Arten."<br />

Nehmen wir an, wir unterscheiden 2 Farben: weiß/rot und zwei Formen: spitz/rund. Hierarchisieren<br />

wir diese beiden Kriterien mit ihren vier Werten, so erhalten wir zwei Möglichkeiten<br />

<strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung:<br />

weiß rot spitz rund<br />

spitz rund spitz rund weiß rot weiß rot<br />

82 angenommen als Technisches Protokoll durch das Gemeinschaftliche Sortenamt <strong>der</strong> EU am<br />

15.11.2001 (CPVO-TP/48/1): Community Plant Variety Office (CPVO): Protocol for distinctness, uniformity<br />

and stability tests. Brassica oleracea L. convar. capitata (L.) Alef. - cabbage.<br />

83 heute Cod. 217 <strong>der</strong> Stiftsbibliothek St. Gallen, S.337, ed. KÖPP 1980: 79, dt. S.121; <strong>zur</strong> HS siehe<br />

auch BÜCHI 1982-86: 1.105-116 und 141-155.<br />

Mit dieser Stelle kommt man zeitlich deutlich unter HILDEGARD VON BINGEN (1098-1179), <strong>der</strong>en "rubeae<br />

caules" (Physica I.84) üblicherweise als erster Nachweis des Rotkohls dient (FISCHER-BENZON 1894:<br />

112, 205; FISCHER 1929: 29, 262; GATES 1953: 368; HELM 1963 (Kultursippen): 179; KÖRBER-GROHNE<br />

1988: 181; BARTHA-PICHLER - ZUBER 2002: 76). Nur bleibt in beiden Fällen die Frage offen: Ist überhaupt<br />

von einem roten Kopfkohl die Rede?<br />

Auch mit Bezug auf den Schluss <strong>der</strong> Blätter zum Kopf gilt die "Physica" <strong>der</strong> HILDEGARD VON BINGEN oft<br />

als Erstquelle. Wesentlich klarer ist die 1158 in Sevilla publizierte "Unterweisung für Bauern" (Kitâb al<br />

Falahah) des andalusischen Agronomen IBN AL-AWWÂM. In Cap. 23.9 unterscheidet er u.a. einen kurzkegelförmigen<br />

[ochsenherz-förmigen] Kohl und einen orientalischen Kohl mit großen und noch dazu<br />

dichten Blättern in Kopfform (CLÉMENT-MULLET 1864-1867: II.156).<br />

84 CAMERARIUS, JOACHIM: Kreutterbuch deß Hochgelehrten und weitberühmbten Herrn D. PETRI<br />

ANDREAE MATTHIOLI... gemehret und verfertigt, Frankfurt am Main (Fischers Erben) 1626 [Reprint<br />

Grünwald (Kölbl) 1982], Buch 2, cap. 43 (fol. 139b und d).<br />

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