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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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liegenden Gruft <strong>und</strong> dem Chor bis zum Anschluss an die Rot<strong>und</strong>e <strong>in</strong> Angriff genommen,<br />

was von aussen sehr schlicht, fast 'hirsauisch' wirkt. Der mit der Zweistöckigkeit <strong>und</strong> der<br />

Kolonnade an die Versailler Hofkapelle <strong>und</strong> im Vergleich mit dem Zwiefalter Langhaus<br />

stärker an e<strong>in</strong>e 'Bahnhofshalle' er<strong>in</strong>nernde Chorbereich dürfte Ende 1771 im Rohbau<br />

fertiggestellt gewesen se<strong>in</strong>, sodass Bossi nach Entwürfen Dixnards se<strong>in</strong>en weitgehend<br />

ornamentalen Stuck 1772 anbr<strong>in</strong>gen konnte. 1774 wird vom fast fertigen Chor<br />

gesprochen, allerd<strong>in</strong>gs ohne das von Pigage entworfene Chorgestühl. Von 1770 bis 1772<br />

rang man <strong>in</strong> St. Blasien v.a. um die Fassade <strong>und</strong> die Kuppel der Rot<strong>und</strong>e. Von e<strong>in</strong>er<br />

vorgezogenen Porticus mit Dreiecksgiebel wie im röm. Pantheon, Soufflots Ste.<br />

Geneviève (jetzt Panthéon) <strong>in</strong> Paris oder der Hedwigskathedrale <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die dezidiert<br />

nach Friedrich dem Grossen auf das römische Pantheon zurückgeht, gelangte man zu der<br />

vielleicht von Servandonis St. Sulpice <strong>in</strong> Paris bee<strong>in</strong>flussten, mit e<strong>in</strong>er Balustrade<br />

versehenen Vorhalle <strong>in</strong> Flucht der jetzt vorgezogenen Turmstümpfe ("Thürmchen oder<br />

Pavillon" nach Nicolai; "Pylone" nach Wörner). Da Abt Gerbert (?) den gross <strong>und</strong> quer mit<br />

Dixnard signierten Gr<strong>und</strong>riss im Frühjahr 1772 hat stechen lassen, war dieser die zu<br />

diesem Zeitpunkt gültige Zwischenlösung. Für die immer kritisch <strong>und</strong> ängstlich beäugte<br />

Kuppelgestaltung, aber auch der Anerkennung wegen fuhr Dixnard 1772/73 nochmals<br />

nach Paris z.B. zu dem Baumeister des Stuttgarter Neuen Schlosses, Philippe de la<br />

Guêpière, mit voller Unterstützung von St. Blasien. Trotzdem müssen bei Abt <strong>und</strong> Konvent<br />

weiter grosse Unsicherheit wegen der Kuppel bestanden haben, da trotz erreichter<br />

Bauhöhe von 9 m noch der Kurpfälzische Baudirektor Nicolas Pigage <strong>in</strong> Mannheim gehört<br />

wurde. Er kritisierte (erst Frühjahr 1774?) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>und</strong>atierten Schreiben neben anderem<br />

auch aus statischen Gründen die Planung der Kuppel (zu schwache F<strong>und</strong>amente u.a.).<br />

Mittlerweile war Dixnard nach e<strong>in</strong>em nicht abgesprochenen Treffen im Dezember 1773<br />

sogar mit der Kaiser<strong>in</strong> Maria Theresia <strong>in</strong> Wien, bei dem er (Selbst-) Werbung für se<strong>in</strong>en<br />

aufwändig ersche<strong>in</strong>enden Bau gemacht hatte, bei Abt Gerbert <strong>in</strong> Ungnade gefallen,<br />

sodass se<strong>in</strong> 1774 ausgelaufener Vertrag (aber auch der Salzmanns) nicht verlängert<br />

wurde. Ohne richtigen Vertrag, aber mit grosszügigen 'douceurs' wurde Pigage kurzzeitig<br />

der Nachfolger Dixnards. Ihm ist die durch Strebepfeiler <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Attika veränderte Lösung<br />

samt der e<strong>in</strong>fachen Holz<strong>in</strong>nenkuppel mit dem flachen Spiegel, die Innendekoration, die<br />

Zurücksetzung der Altäre zwischen die Säulen an die Aussenwand <strong>und</strong> weiteres zu<br />

verdanken. Erstaunlicherweise hat Dixnard <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em schon 1779 gestochen<br />

Architektursammelwerk die Änderungen Pigages e<strong>in</strong>gearbeitet <strong>und</strong> andererseits von<br />

se<strong>in</strong>er unausgeführten Idee e<strong>in</strong>er Grabes-Unterkirche oder Krypta nicht abgelassen.<br />

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