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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Leichen'. Gerbert kannte wahrsche<strong>in</strong>lich auch die vorchristliche Historie des Pantheons<br />

anfänglich als Verherrlichung des Julier-Geschlechtes, später als geweihter Ort an alle<br />

Götter (man vergleiche die vielleicht ironische Bemerkung zu dem 'ignoto deo' Spieglers <strong>in</strong><br />

der Abtei), was ihn aber sicher nicht zur Übernahme <strong>in</strong>spirierte. E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie von<br />

den sieben den Planeten mit gleicher Zahl gewidmeten Nischen des römischen Vorbildes<br />

zu den sieben 'Gaben des Hl. Geistes' im Chor von St. Blasien wird er wohl selbst kaum<br />

gezogen haben. Auf die Hl.Geist-Thematik wie im Chor (vgl. Ottobeuren) stösst man des<br />

öfteren auch <strong>in</strong> Bibliotheken. Das Pantheon war besonders für diese Zeit e<strong>in</strong>fach d a s<br />

Muster e<strong>in</strong>es überkuppelten Zentralbaus, an dem man nicht daran vorbeikommen konnte.<br />

Vielleicht aus Selbstverständlichkeit lassen Dixnard <strong>und</strong> Abt Gerbert nie das Wort 'La<br />

Rotonda' oder Pantheon aus ihrer Feder fliessen. Das schon erwähnte, auf 27.2.1770<br />

datierte Antwortschreiben des Schweizer Baumeisters J. G. Werdmüller spricht<br />

ausdrücklich davon, dass die ihm überschickten Pläne nach der sogenannten La Rotonda<br />

<strong>in</strong> Rom gemacht seien. Der nicht genannte Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> grössere Kenner (D. Vogel) macht<br />

sich <strong>in</strong> dem Begleitschreiben an die Kritik: Die Nachahmung der Santa Maria Rotonda<br />

mache (schon mal) dem Geschmack des Fürstabtes alle Ehre. Das Pantheon zeichne sich<br />

nach E<strong>in</strong>falt <strong>und</strong> Grösse (?) im Plan <strong>und</strong> Anordnung, Erhabenheit <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fachheit <strong>in</strong> der<br />

Verzierung, <strong>in</strong> der Richtigkeit der Verhältnisse, <strong>in</strong> der Majestät des Lichts, <strong>in</strong> der Grösse<br />

(Monumentalität) als Ursache des Erstaunens <strong>und</strong> der Ehrfurcht aus. Der Entwurf für St.<br />

Blasien sei also zu kle<strong>in</strong>, hätte nur 18 Säulen gegenüber 28 Säulen <strong>und</strong> Pfeiler der<br />

'Rotonda'. Es gäbe e<strong>in</strong>e Unterbrechung durch den Chore<strong>in</strong>gang. Die Sockel <strong>und</strong> die Form<br />

der Kapellen entsprächen nicht der Generalform (des Kreises). E<strong>in</strong> Umgang fände sich <strong>in</strong><br />

der Antike nur beim Bacchustempel. Die Säulen würden durch die dah<strong>in</strong>terliegenden<br />

Gesimse der Emporen zerteilt. Die Proportionierung, die Form der Kapellen, die<br />

Vergoldung (ke<strong>in</strong>e schöne Zierde), das zerdrückte Gewölbe werden weiter kritisiert.<br />

Ausserdem seien die Gemälde <strong>in</strong> der zweiten Kuppelschale zu weit <strong>in</strong> der Höhe entfernt.<br />

Am besten wäre natürliches Licht durch E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Laterne. Die Vorhalle wäre zu wenig<br />

tief <strong>und</strong> hätte nur vier zu dünne Säulen überdies jetzt dorisches Art. Im Chor fielen die<br />

flache Rückwand, die Position des Hauptaltares statt am Chorbeg<strong>in</strong>n gegenüber dem<br />

Haupte<strong>in</strong>gang negativ auf. Abt Gerbert sche<strong>in</strong>t also, obwohl er die 'Rot<strong>und</strong>a' aus eigener<br />

Anschauung kannte, zu diesem Zeitpunkt e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en eigentlich<br />

nicht ganz angemessenen Vergleich angestrebt zu haben. E<strong>in</strong>ige der Kritikpunkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

der weiteren Planung aber dann doch berücksichtigt worden.<br />

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