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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Illusionsraum des Freskos. Andererseits stelle <strong>in</strong>haltlich das Fresko altbekannt 'Jerusalem,<br />

Gottesstadt, Himmel u.ä.' dar: e<strong>in</strong>e Kirchen zu bauen bedeute soviel als e<strong>in</strong>en neuen<br />

Himmel erschaffen. Warum dann im <strong>Rokoko</strong> zuvor die formale Spannung <strong>und</strong> nicht weiter<br />

die pozzeske E<strong>in</strong>heit des <strong>Barock</strong> angestrebt wird, bleibt eigentlich unerklärlich, fast<br />

widers<strong>in</strong>nig. Auf St. Blasien angewandt haben wir e<strong>in</strong>e "synzentrische", eher barocke, mit<br />

der Brüstung bis <strong>in</strong> die Frühzeit der europäischen Deckenmalerei (z.B. Mantegna)<br />

zurückgehende Lösung vor uns. Darstellungsmässig ist e<strong>in</strong> Himmel(sausblick) weniger<br />

Jerusalem oder die Gottesstadt <strong>in</strong> der Rot<strong>und</strong>e angedacht, vielleicht mit e<strong>in</strong>em<br />

'historisierenden Selbst-Verweis'. Hans Sedlmayr br<strong>in</strong>gt auch noch den 'Meta-Stil' se<strong>in</strong>es<br />

Schülers Hermann Bauer <strong>in</strong>s Spiel, den er als " jene eigentümliche <strong>und</strong> unendlich<br />

erfolgreiche Entwirklichung der künstlerischen Realitäten" umschreibt. Das <strong>Rokoko</strong> (oder<br />

der Geist Hermann Bauers?) mache gewissermassen artifiziell <strong>und</strong> gedanklich bei allem<br />

e<strong>in</strong>en distanzierenden, projektiven 'Shift' zum 'Bild(haften)' h<strong>in</strong>. Wir nähern uns doch sehr<br />

der Ideenwelt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Art platonischer Kunst <strong>und</strong> Kunstwissenschaft. Haben wir also<br />

angeblich im S<strong>in</strong>ne von Goethe (ohne genaue Quellenangabe) <strong>in</strong> St. Blasien (nur) das<br />

oder e<strong>in</strong> 'Bild von Architektur', das auch zur Auflösung des 'Gesamtkunstwerkes' betrage,<br />

vor uns?. "Der europäische <strong>Klassizismus</strong> seit der Jahrh<strong>und</strong>ertmitte ... (ersche<strong>in</strong>e) nur bei<br />

e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> formalen Betrachtung als e<strong>in</strong> Bruch mit dem <strong>Rokoko</strong>" behauptet Sedlmayr, da<br />

mit diesem 'Meta-Stil' die Ideenkunst des <strong>Klassizismus</strong> im <strong>Rokoko</strong> sich schon vorbereite<br />

oder vorbereitet habe. Am konkreten Beispiel <strong>in</strong> St. Blasien kann dies so nicht<br />

nachvollzogen werden. Die Abkehr, der Bruch mit dem <strong>Rokoko</strong> ist nicht nur formal,<br />

sondern auch gedanklich mit dem Rückgriff auf französische Klassik, Renaissance <strong>und</strong><br />

Antike, wenn auch <strong>in</strong> der plastischen <strong>und</strong> malerischen Ausstattung nicht konsequent<br />

sondern eher zurückfallend, unterlaufend vollzogen. Am Schluss dieses Aufsatzes kommt<br />

bei Sedlmayr wieder das angeblich zeitfreie, überzeitliche, vollendete, das "poetische"<br />

Moment zum Tragen, das sich <strong>in</strong> der künstlerischen Qualität (z.B. Watteau) äussere - oder<br />

besser - zeige.<br />

Fast nahtlos schliesst sich der zweite Aufsatz Sedlmayrs "Bustelli <strong>und</strong> das <strong>Rokoko</strong>" an, <strong>in</strong><br />

dem das "Vollendete ... e<strong>in</strong>e ganz mitverwandte Welt" (Novalis) ausspräche <strong>und</strong> "über<br />

se<strong>in</strong>e Art h<strong>in</strong>aus" (Goethe) gehe. Interessanter als dieses e<strong>in</strong>en weiten <strong>und</strong> re<strong>in</strong>en<br />

Kosmos be<strong>in</strong>haltende ansprochene 'grosse Kunstwerk' s<strong>in</strong>d Sedlmayrs folgende<br />

Überlegungen zu 'Licht', wo er dem <strong>Rokoko</strong> e<strong>in</strong> "verklärtes (= nicht direktes, nicht hartes,<br />

gebrochenes?), aber durchaus irdisches, sublim-s<strong>in</strong>nliches Licht" unterstellt. Auf St.<br />

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