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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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die Büchersäle, irgendwelche Rara oder möglichst alte Inschriften u.ä. E<strong>in</strong> wirkliches<br />

Interesse von se<strong>in</strong>er Seite an Kunst oder Künstler <strong>und</strong> auch an den dargestellten Inhalten<br />

wird nicht erkenn- oder spürbar, was auch schon Detlef Z<strong>in</strong>ke, <strong>in</strong>: St. Blasien 1983,II, S.<br />

275, konstatieren musste. Am empfänglichsten ist er für die (geistliche) Literatur <strong>und</strong> das<br />

nach eigener Aussage "schon mit der Muttermilch" e<strong>in</strong>sogene Musikalische, ja trat er doch<br />

ähnlich wie Abt Nikolaus Betscher von Rot a.d.Rot als Komponist auf vergleichbar mit dem<br />

optisch-theatralisch ausgerichteten Abt Benedikt Mauz von Zwiefalten,<br />

bezeichnenderweise mit e<strong>in</strong>em stilistischen Wechsel vom spätbarock mehr <strong>in</strong>strumentalen<br />

Stil se<strong>in</strong>er Jugend zu der durch das Romerlebnis (1759) vere<strong>in</strong>fachten, mehr vokalen <strong>und</strong><br />

homophonen Art Gregorianik se<strong>in</strong>er Mustermesse zur E<strong>in</strong>weihung im Jahre 1783.<br />

Eigentlich hätte man bei dem so historisch denkenden Mann wie Gerbert sich für se<strong>in</strong><br />

Kirchengebäude auch fast schon so etwas wie e<strong>in</strong>e Art Byzant<strong>in</strong>ismus, Neoromanik<br />

vielleicht auch <strong>in</strong> der für St. Blasien wichtigen schlichten Hirsauer-Richtung vorstellen<br />

können oder als Oktogon wie im elsässisch-habsburgischen Ottmarsheim, was aber mit<br />

dem wenn auch schlichten <strong>Barock</strong> des wiedererrichteten Klostertraktes stilistisch sicher<br />

nicht <strong>in</strong> Harmonie <strong>und</strong> <strong>in</strong> L<strong>in</strong>ie zu br<strong>in</strong>gen gewesen wäre. Ob man aus der vom Sekretär<br />

<strong>und</strong> späteren Abt Moritz Ribbele gegenüber Nicolai erwähnten Ablehnung von<br />

Porträtsitzungen seitens Gerberts nach 1783 Uneitelkeit, Zeitökonomie, Verdrängung des<br />

Alterns oder e<strong>in</strong>fach nur Des<strong>in</strong>teresse am Individuell-Physiognomischen <strong>und</strong> auch am<br />

Optisch-Künstlerischen ableiten kann, muss etwas offen bleiben. Trotzdem Detlef Z<strong>in</strong>ke<br />

1983, II, S.277 nach se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>druck von e<strong>in</strong>em "<strong>in</strong>tensiv(en) ... Auf- <strong>und</strong> Ausbau der<br />

Stiftsammlungen" spricht <strong>und</strong> berühmte Namen wie Raffael, Dürer, Holbe<strong>in</strong>, Watteau,<br />

Teniers nennt, übergab Gerbert auf Gr<strong>und</strong> des Urteils "erfahrener Kunstkenner" e<strong>in</strong>ige<br />

dieser ihm 'angedrehten' schlechten Kopien dem Feuer. Auch Z<strong>in</strong>ke nimmt an, dass das<br />

Schwergewicht <strong>in</strong> St. Blasien auf der dem Buch näheren Druckgrafik gelegen hat, wobei<br />

Hirsch<strong>in</strong>g 32 000 (weitgehend verschw<strong>und</strong>ene) Blätter <strong>und</strong> mehr den Sekretär, Archivar<br />

<strong>und</strong> späteren Abt Ribbele <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nennt als Abt Gerbert. Ribbele<br />

schreibt an Nicolai von e<strong>in</strong>er (eigenen?) kle<strong>in</strong>en, nach Schulen geordneten Sammlung.<br />

Statt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigenen Galerie sche<strong>in</strong>en die Gemälde über die Räume verteilt gewesen zu<br />

se<strong>in</strong>. Hirsch<strong>in</strong>g erwähnt nur 36 Nummern aber mit teilweise grossen Namen: Holbe<strong>in</strong>,<br />

Dürer, Grünewald (Nr. 23: Kopie), Rubens (Nr. 6), Elsheimer, Reni, Ostade, Bassano, van<br />

Dyck bis G. B. Tiepolo, also e<strong>in</strong>e Mischung von Altdeutschem, Flämischem <strong>und</strong><br />

Italienischem, wovon nur noch sechs <strong>in</strong> St. Paul i.L. nachweisbar s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>iges soll Gerbert<br />

schon vor dem Brand aus Italien mitgebracht haben. Am vielleicht <strong>in</strong>teressantesten ist die<br />

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