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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Blasien bezogen haben wir von der Rot<strong>und</strong>e aus gesehen e<strong>in</strong> helles, eher <strong>in</strong>direktes, aber<br />

kaum spirituelles Licht vor oder über uns. Das 'Weiss' des <strong>Rokoko</strong> sei e<strong>in</strong> "sozusagen<br />

materialisiertes, zur Farbe geronnenes Licht" anders als das "farblos(e) des folgenden<br />

<strong>Klassizismus</strong>". Auch wenn der Verfasser dieser Zeilen hofft e<strong>in</strong>e "verfe<strong>in</strong>erte S<strong>in</strong>nlichkeit"<br />

für "Nuancen" - vielleicht nicht ganz das synästhetische "Sehen von Vierteltönen <strong>und</strong><br />

Schwebungen" - zu besitzen, hat er doch Schwierigkeiten Sedlmayr hier zu folgen.<br />

E<strong>in</strong>facher ist es bei "Spiegel <strong>und</strong> Lüster" <strong>und</strong> "Glanz" e<strong>in</strong>e Vorliebe des <strong>Rokoko</strong><br />

festzustellen, die natürlich <strong>in</strong> St. Blasien vielleicht bis auf den Marmor des Chores <strong>und</strong> den<br />

(jetzt?) etwas glatteren Säulen der Rot<strong>und</strong>e <strong>und</strong> den wenigen Vergoldungen des<br />

Altarbereiches ganz wegfällt oder weggefallen ist. Das "Absehen von Dunkel <strong>und</strong><br />

Schwere" (auch des Dämonischen, Negativen) trifft weitgehend auch auf St. Blasien<br />

(noch) zu. Das "Spiel"(erische) ist <strong>in</strong> St. Blasien auf die Putten Hörrs über den E<strong>in</strong>gängen<br />

zum Chorumgang beschränkt. Auch die folgenden Begriffe "Changieren, Übergang,<br />

Verwandlung" s<strong>in</strong>d weitgehend <strong>in</strong> St. Blasien vermieden, abgesehen vielleicht vom<br />

Gesims zur (ursprünglich gemalten) Kassettenkuppel <strong>und</strong> von dort zum flachen Spiegel<br />

des Himmel-Opaions. "Allusion(en)" hält sich sehr <strong>in</strong> Grenzen (z.B. wieder Hörrs Putten).<br />

Es fehlt <strong>in</strong> St. Blasien natürlich das idyllische, bukolische, exotische oder galant-höfische<br />

Element. Auch e<strong>in</strong>e Vermengung <strong>und</strong> Umwertung der stilistischen <strong>und</strong> motivischen Modi<br />

ist <strong>in</strong> St. Blasien vermieden. Etwas unklar bleibt die "Heteromorphie" (= die<br />

Andersartigkeit, Mehr-Vielgestaltigkeit, Widersprüchlichkeit?) des <strong>Rokoko</strong>, wobei er bei<br />

Gestalten wie Ignaz Günther, F. A. Maulbertsch, F. A. Bustelli noch "Elemente e<strong>in</strong>es<br />

letzten Spätbarock" glaubt erkennen zu müssen. Die 'Hetermorphie' St. Blasiens ist<br />

vielschichtig, auch qualitätsbed<strong>in</strong>gt, postbarock <strong>und</strong> dem Gesamte<strong>in</strong>druck eher abträglich.<br />

St. Blasien am nächsten kommt Sedlmayr mit se<strong>in</strong>em späten Aufsatz: "Mozarts Zeit <strong>und</strong><br />

die Metamorphose der Künste". Er sieht <strong>in</strong> dem <strong>Klassizismus</strong> des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts den<br />

"ersten <strong>in</strong>ternationalen Stil". Man kann sich nun fragen, ob St. Blasien als (prov<strong>in</strong>zieller?)<br />

Ableger der französischen Kunst (Soufflot u.a.) so zu sehen ist, ähnlich der<br />

Schlossarchitektur seit 1750 im Herzogtum Württemberg. Für Deutschland sieht Seldmayr<br />

im <strong>Klassizismus</strong> "die Altersphase des <strong>Barock</strong> mit allen Zügen des Alterns, Erstarrung,<br />

Erkalten, Nachlassen der Kraft". Alterung <strong>und</strong> Nachlassen der Kraft trifft so für St. Blasien<br />

sicher nicht zu. Es ist eher e<strong>in</strong> wichtiger, herber Neuanfang mit weiter zurückreichender<br />

Rückbes<strong>in</strong>nung. Sedlmayr hält die eher nach 1775 e<strong>in</strong>setzende 'Revolutionsarchitektur' für<br />

e<strong>in</strong>e bürgerliche Variante. Ob <strong>in</strong> St. Blasien etwas Römisch-Republikanisches mitgedacht<br />

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