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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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oder künstlerischen Traditionen entwachsen s<strong>in</strong>d, als dass sie gleich Ausdruck<br />

irgendwelcher (projektiver) Welt-Anschauungen s<strong>in</strong>d. Statt z.B. e<strong>in</strong>es schematischen<br />

Auslegungversuches <strong>in</strong> der Art Sedlmayrs (vgl. Lida von Mengden: ''Vermeers De<br />

Schilderconst <strong>in</strong> den Interpretationen von Kurt Badt <strong>und</strong> Hans Sedlmayr – Probleme der<br />

Interpretation'', Diss. München, Frankfurt 1984) nach dem kirchenväterlich vierfachen,<br />

hierarchischen Schrift-S<strong>in</strong>n (1. somatisch-wörtlich; 2. allegorisch-zeitgeb<strong>und</strong>en; 3.<br />

tropologisch-<strong>in</strong>dividuell-seelisch-moralisch; 4. anagogisch-spirituell-zeitfern), was so<br />

Hermann Bauer allerd<strong>in</strong>gs nicht macht, reicht es vielleicht schon das vielschichtige Kunst-<br />

Werk-Ensemble v.a. des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts auf se<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nlich-geistig-sittliche Wirkungen<br />

bzw. die E<strong>in</strong>drücke im Betrachter nach klassisch-poetisch-rhetorischen <strong>und</strong> damals<br />

gängigen Begriffen wie delectare (optisch, haptisch, zum<strong>in</strong>dest virtuell akustisch,<br />

osphrantisch; auch das Künstlerisch-Ästhetisch-Intellektuell-Geschmackliche), docere,<br />

prodesse, movere u.ä. zeitlich, räumlich, <strong>in</strong>dividuell <strong>und</strong> soziokulturell genetisch-funktional<br />

abzufragen.<br />

Mit w<strong>und</strong>ersamen 'positiven' Ergebnissen <strong>und</strong> Neuigkeiten war bei der vorrangigen<br />

kritischen Bestandsaufnahme nicht zu rechnen. Vielleicht ist das Feichtmayr-Christian-<br />

Problem durch (noch nachzureichende) Bildvergleiche etwas besser nachvollziehbar<br />

gelöst, allerd<strong>in</strong>gs durch die Annahme e<strong>in</strong>er Aufteilung <strong>und</strong> Kooperation an den<br />

Vierungsaltären von Ottobeuren <strong>in</strong> gewisser Analogie zu den Vettern Zeiller auch wieder<br />

etwas 'verkomplifiziert'. Vor allem bei den Datierungen von Gossenzugen wurde versucht<br />

e<strong>in</strong>e neue Fe<strong>in</strong>justierung zu erreichen. Die schon 1992 unternommene Spätdatierung des<br />

zweiten Abschnittes des Innenausbaus von Zwiefalten hat die Konsequenz, dass v.a. die<br />

Altäre <strong>und</strong> die plastische Ausstattung nach Ottobeuren anzusetzen <strong>und</strong> somit anders<br />

e<strong>in</strong>zuschätzen s<strong>in</strong>d. Damit wird deutlich, dass <strong>in</strong> Zwiefalten weit mehr Kont<strong>in</strong>uität angesagt<br />

war. Für Zwiefalten werden die Marienwallfahrtsvorstellungen Bauers <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iger anderer<br />

relativiert <strong>und</strong> der marianische Schutz <strong>und</strong> die (bruderschaftliche <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelle?)<br />

Frömmigkeit stärker betont. Neben e<strong>in</strong>em Neuf<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Gemäldes von Spiegler wird<br />

vielleicht auch dessen Langhausdeckenbild als e<strong>in</strong>em göttlichen 'Bollwerk' <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Treppe des Glaubens vor dem lutherischen Umfeld <strong>und</strong> der wachsenden Freigeisterei<br />

verständlicher. Bei Ottobeuren deutet sich e<strong>in</strong>e eher konventionelle <strong>und</strong> repräsentative<br />

Gr<strong>und</strong>haltung an. Für Neresheim wurde versucht das e<strong>in</strong>fache, durchdachte<br />

christologische Programm, e<strong>in</strong>e Art Glaubensbekenntnis, <strong>und</strong> das Problem der Darstellung<br />

Gottes <strong>und</strong> besonders <strong>in</strong> der Tr<strong>in</strong>ität vor dem (jüdisch-islamischen) Bilderverbot <strong>und</strong> der<br />

Aufklärung zu sehen. In Wibl<strong>in</strong>gen wird noch stärker der Widerspruch zwischen<br />

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