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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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(1929,S. 188ff) hatte e<strong>in</strong> Freiburger Bildhauer (Christian Wenz<strong>in</strong>ger?) vor dem 12.2.1776<br />

dafür Zeichnungen geliefert, die Nicolas de Pigage als fehlerhaft e<strong>in</strong>stufte. Zur selben Zeit<br />

liess dieser schon durch die Gebrüder Pozzi <strong>in</strong> Mannheim e<strong>in</strong> Gips-Wachsmodell<br />

anfertigen, das er Pf<strong>in</strong>gsten 1776 <strong>in</strong> St. Blasien vorstellte. Im Frühjahr 1777 liefen dort<br />

e<strong>in</strong>ige Angebote zur Ausführung e<strong>in</strong>, darunter das des Mannheimer Hofbildhauers L<strong>in</strong>k,<br />

der im Mai 1777 e<strong>in</strong>en Kostenvoranschlag für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelstuhl e<strong>in</strong>reichte, wobei er "nach<br />

der Natur gearbeitete Traberie" oben <strong>und</strong> Girlanden, Karniesfries, Laubwerk an den<br />

übrigen Stuhlelementen vorrechnete. Wie die Stühle aussahen vermittelt e<strong>in</strong>e<br />

kommentierte, 1810 datierte Zeichnung des später <strong>in</strong> St. Blasien tätigen Baumeisters F.<br />

Paul Fritschi (bei Schmieder: Abb. 99) (Fig.16b). Man erkennt darauf als oberen Abschluss<br />

diese naturalistischen auffälligen Tuchgehänge. Die Rückwand der h<strong>in</strong>teren höheren<br />

Sitzreihe wird von hochovalen, Spiegel- oder Bild-ähnlichen ("Cul de Lampe" aus e<strong>in</strong>em<br />

weiteren Angebot des Bildhauers Mercie), gerahmten Elementen <strong>in</strong> Kopfhöhe gebildet. Die<br />

vorderen, etwas niederen Rückenteile haben e<strong>in</strong>en geraden, etwas verkröpften Fries. Die<br />

Docken oder Wangen s<strong>in</strong>d volutenartig geschwungen. Die Vorderwand ist mit<br />

rosettenbesetzten Rechteckfeldern <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Ornamentfries versehen. Aus e<strong>in</strong>em vor<br />

1874 entstandenen <strong>und</strong> bei Schmieder (Abb. 107) (Fig.15) wiedergegebenen Foto lässt<br />

sich dazu folgender E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen: das Eichen-Gestühl sche<strong>in</strong>t zum<strong>in</strong>dest im 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert dunkel gebeizt, lasiert oder gestrichen gewesen zu se<strong>in</strong>. Auch der an der<br />

Südwand bef<strong>in</strong>dliche Abtsdreisitz ist zu erkennen mit se<strong>in</strong>er ebenfalls geschnitzten<br />

dunklen Baldach<strong>in</strong>bekrönung, an der, wenn <strong>in</strong> dem Hauptaltarantependium nichts<br />

e<strong>in</strong>gesetzt war, das e<strong>in</strong>zige bildliche, erzählerische Moment, das 'Opfer Isaaks' angebracht<br />

war. Dieses aus dem alten Münster stammende Relief hatte Dixnard noch als<br />

Antependium für den Hauptaltar vorgesehen. Man muss sich hier das auch <strong>in</strong> der<br />

Konzeption zeitgleiche Wibl<strong>in</strong>ger-Gestühl vergegenwärtigen. Wenn das Gestühl so dunkel<br />

gehalten war, ergab sich farblich fast e<strong>in</strong> Gesamte<strong>in</strong>druck wie um 1700, wenn nicht die der<br />

Gr<strong>und</strong>farbentrias folgende farbige Alabaster<strong>in</strong>krustation vorhanden (gewesen) wäre. Die<br />

"Schwarzen" (Benedikt<strong>in</strong>ermönche) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Gestühl <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem dunklen Raum<br />

sicher kaum aufgefallen. Wahrsche<strong>in</strong>lich hätte Dixnard e<strong>in</strong>e weniger harmonische, aber<br />

gewichtigere, antikisierende Note dem Gestühl vermittelt, ähnlich dem Salzmann-Entwurf<br />

vom 14.2.1772 (Franz 1985, S. 76, Abb. 52) oder schon <strong>in</strong> der Entwurfsphase von<br />

1768/69 (vgl. Franz 1985, S. 53, Abb. 27) mit dem W<strong>in</strong>terchor-Vorhaben. Die Ausführung<br />

des von Pigage im leichteren <strong>und</strong> zierlicheren Geschmack entworfenen Gestühls zog sich<br />

bis über 1781 h<strong>in</strong>, da das Chorgebet <strong>in</strong> der hölzernen Notkirche ungestört vom Baulärm<br />

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