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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Trotzdem verlässt Pierre Michel Februar 1755 diesen Ort <strong>und</strong> die Familie, um unter dem<br />

Mädchennamen se<strong>in</strong>er Frau sich etwas nobilitierend als d'Ixnard (ab etwa 1767) <strong>in</strong> Paris<br />

<strong>und</strong> andernwärts bekannt zu machen. 1758 wurde er noch als Sieur Michel de Nismes<br />

vom Architekten Jacques Francois Blondel als Praktiker ohne grosse theoretische<br />

Kenntnisse <strong>in</strong> der Architektur beurteilt. Nach den Forschungen von Erich Franz sche<strong>in</strong>t er<br />

bis 1763 <strong>in</strong> Diensten des Hauses Rohan-Montauban gestanden zu haben. Mitte 1763 ist<br />

er - wie schon angedeutet - als Gehilfe des 68jährigen Servandoni bei<br />

Bühnendekorationen zum 36. Geburtstag Herzog Carl Eugens von Württemberg (Februar<br />

1764) wohl für hölzerne <strong>und</strong> gemalte, mit "goût et une précision" positiv bewertete<br />

Architekturkulissen zuständig. Diese Referenz sche<strong>in</strong>t ausgereicht zu haben, dass der<br />

f<strong>in</strong>anziell sehr klamme Fürst <strong>und</strong> Militär Joseph Wilhelm Eugen von Hohenzollern-<br />

Hech<strong>in</strong>gen (1717-1798) ihn als Baudirektor <strong>und</strong> Hofrat von 1764 bis 1766 für die<br />

Neugestaltung des 1812/14 abgebrochenen Stadtschlosses <strong>in</strong> Hech<strong>in</strong>gen anstellte. Von<br />

da ab bestimmte Dixnard mit se<strong>in</strong>em neuen französisch-klassizistischen Stil sowohl im<br />

sakralen Bereich (St. Blasien, Buchau, Konstanz, Salem, <strong>in</strong>direkt auch Wurzach) wie im<br />

weltlichen Bereich (Königseggwald, Buchau, Meersburg, Ell<strong>in</strong>gen u.a.) Süddeutschland.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs waren es zumeist Umbauprojekte, Modernisierungen kle<strong>in</strong>eren Ausmasses.<br />

Von dieser Grösse <strong>und</strong> dieser Art (Zentralbau mit Kuppel) hatte Dixnard <strong>in</strong> St. Blasien<br />

noch nichts vorzuweisen, sodass der spätere Abt Moritz Ribbele bei se<strong>in</strong>em Besuch 1770<br />

im (konservativen) Zwiefalten sich die Frage stellen lassen musste, wie "es se<strong>in</strong> Kirchen<br />

Gebäu e<strong>in</strong>em solchen Baumeister anvertraue(n könne), der noch ke<strong>in</strong>e längliche Prob von<br />

sich (ge)geben (habe)" (vgl. Franz 1985, S. 60). Nach Ribbele war Abt Gerbert wohl "<strong>in</strong> die<br />

höchste Crisis gesetzt" <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> Wagnis e<strong>in</strong>, woraus sich auch se<strong>in</strong>e schon<br />

angesprochene Vorsichtigkeit <strong>und</strong> Ängstlichkeit teilweise erklären lassen. Aber er schätzte<br />

(1769) an Dixnard dessen "fe<strong>in</strong>en goût", "behand(e; schnelle) <strong>und</strong> glückliche<br />

Erf<strong>in</strong>dungsgabe <strong>und</strong> "tractible(n)" oder umgänglichen Charakter. Die Zusammenarbeit <strong>und</strong><br />

das Verhältnis müssen so eng, so <strong>in</strong>tensiv geworden se<strong>in</strong> se<strong>in</strong>, dass der Abt ihn 1773<br />

allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong>mal gar als Fre<strong>und</strong> angesprochen hat. Dixnard zeigte sich <strong>in</strong> Paris als<br />

anhänglicher <strong>und</strong> dankbarer Diener se<strong>in</strong>es Arbeitgebers. Er sparte auch nicht mit e<strong>in</strong>em<br />

weiteren Kompliment, dass Abt Gerbert der e<strong>in</strong>zige deutsche Prälat sei, der e<strong>in</strong>en solchen<br />

gere<strong>in</strong>igten, verfe<strong>in</strong>erten, geläuterten ("épuré") Geschmack hätte. Das fast allgeme<strong>in</strong>e Lob<br />

des Kirchenbauprojektes von St. Blasien sollte auf die beiden Protagonisten fast<br />

gleichermassen zurückfallen, da man wohl an e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Strang zog: "e<strong>in</strong>e 'edle<br />

E<strong>in</strong>falt ("noble Simplicité", um den Schlachtruf des ästhetischen Feldzuges der<br />

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