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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Ikonographie/Ikonologie, der historisch-politischen, religiösen <strong>und</strong> soziokulturellen<br />

Verhältnisse vor allem lokaler Art e<strong>in</strong>schliesslich der Mentaltität der entscheidenden<br />

Akteure h<strong>in</strong>auslaufen, um zu e<strong>in</strong>igermassen plausiblen E<strong>in</strong>schätzungen, Deutungen <strong>und</strong><br />

Erkenntnissen zu kommen. Vor e<strong>in</strong>er zumeist philosophierenden Modernität,<br />

Aktualisierung, Enthistorisierung ist eher abzuraten. Ausserdem ist e<strong>in</strong> malerisch-<br />

plastisch-architektonisches Gebilde nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Gestalt gewordene, stumme<br />

Jubelpredigt oder Theologie, Rhetorik oder Philosophie. E<strong>in</strong> solches hat auch schon vor<br />

der Zeit e<strong>in</strong>er Bekenntniskunst se<strong>in</strong>en persönlichen, <strong>in</strong>dividuellen Charakter. Es sorgt - der<br />

Musik ähnlich - zuerst für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nlich-emotionale Gr<strong>und</strong>stimmung <strong>und</strong> soll auch unter<br />

Umständen das Übers<strong>in</strong>nliche, aber auch das Künstliche (Künstlerische) sichtbar, erlebbar<br />

machen. Selbst bei Maler-Philosophen wie Nicolas Pouss<strong>in</strong> oder Anton Raphael Mengs<br />

dürfte das Eidetische noch als primär anzusehen se<strong>in</strong>.<br />

Gegenüber Bauers pauschalen Kategorien hat es sich gezeigt, dass jedes Projekt e<strong>in</strong>e<br />

von Ort, Zeit <strong>und</strong> Personen abhängige, spezielle Lösung darstellt, was beim<br />

kunstwissenschaftlichen Herangehen schon e<strong>in</strong>geplant werden sollte. Zur Erfassung der<br />

Komplexität ist e<strong>in</strong>e grösstmögliche Offenheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e fast <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Vielseitigkeit<br />

angesagt. In der Anschauung s<strong>in</strong>d es oft die unsche<strong>in</strong>baren Details, die aber nur mit<br />

Vorsicht zur 'kritischen Form oder Inhalt' werden können. Somit ist auch e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Nähe zum (Kunst-) Werk ausschlaggebend. Jede wissenschaftlich notwendige<br />

Abstraktion, Theorie-Systembildung wie das obige Schema entfernt uns leider auch wieder<br />

vom <strong>in</strong>dividuellen Objekt. E<strong>in</strong>en 'richtigen' Abstand, e<strong>in</strong> dynamisches, optimierendes<br />

Verhältnis von Nähe <strong>und</strong> Distanz zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zuhalten gehört vielleicht auch zur<br />

'Kunst der Interpretation'. Die als psychologisierend-physiognomische Synthese von Stil (-<br />

Geschichte) <strong>und</strong> Geist(es-Geschichte) gedachte Strukturanalyse von Hans Sedlmayer u.a.<br />

wie auch noch von Hermann Bauer vermittelt die trügerische Hoffnung die 'Mitte', den<br />

Bauplan, die Formel, ja die Wahrheit <strong>und</strong> das Wesen e<strong>in</strong>es Kunstwerkes (wieder- oder<br />

sogar erst) gef<strong>und</strong>en zu haben. Wenn man etwas genauer h<strong>in</strong>schaut, bleibt sie sehr oft<br />

blosses ideologisches Konstrukt <strong>und</strong> so wird im klassischen konkreten Fall bei Sedlmayr<br />

Vermeers offene, vieldeutige 'Schilderconst' zur 'letzten Offenbarung' e<strong>in</strong>er ''re<strong>in</strong>en<br />

Innerlichkeit'' auch mit der Übertragung der problematischen Luca-Giordano-Äusserung<br />

'Theologie der Malerei' zu 'Las Men<strong>in</strong>as' von Velázquez. E<strong>in</strong>e solide, unterbauliche 'erste<br />

Kunstgeschichte' ist e<strong>in</strong>e verlässlichere Basis für verme<strong>in</strong>tliche Strukturen oder<br />

kategorisierte Anschaulichkeiten, die prosaisch oft mehr e<strong>in</strong>er technischen Entwicklung<br />

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