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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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sparsam <strong>und</strong> ängstlich bedacht, ke<strong>in</strong>en Neid zu erregen, auf der anderen Seite wollte er<br />

(<strong>und</strong> se<strong>in</strong> Konvent) sicher auch etwas Besonderes, das vor den tonangebenden<br />

französischen <strong>und</strong> den e<strong>in</strong>heimischen Fachleuten <strong>und</strong> Kennern Bestand haben sollte. Die<br />

Gesamtkosten hielt er geheim, die der teuren Silbermann-Orgel sogar vor se<strong>in</strong>em eigenen<br />

Konvent. Mit Dixnard, Pigage, Hugenest <strong>und</strong> auch vielleicht Johann Caspar Gigl zog er<br />

zum<strong>in</strong>dest regionale Spitzenkräfte heran. Warum er für die doch nicht ganz<br />

unübersehbaren Deckengemälde, Altarbilder (<strong>und</strong> die Altäre) nicht e<strong>in</strong>en besseren Maler<br />

<strong>und</strong> Entwerfer als Christian Wenz<strong>in</strong>ger engagierte, gibt zu Vermutungen Anlass. Der<br />

schon genannte Preis für die Kuppelmalerei mit 6000 fl.- (e<strong>in</strong>schliesslich des Wandbildes<br />

über dem Chorbogen?) ist nicht gerade ger<strong>in</strong>g. Und wenn P. Paul Kettenacker 1793<br />

schreibt, dass Wenz<strong>in</strong>ger besser <strong>in</strong> St. Blasien als <strong>in</strong> St. Gallen gemalt habe, dürften<br />

eigentlich auch schon früher gewisse qualitative Bedenken ihm gegenüber laut geworden<br />

se<strong>in</strong>. Aber wahrsche<strong>in</strong>lich dürfte der langjährige, vielleicht persönliche Kontakt des Abtes<br />

zu dem vielleicht überzeugend auftretenden, doch schon fast 70jährigen Wenz<strong>in</strong>ger den<br />

Ausschlag für den <strong>in</strong> der Nähe wohnenden Freiburger zusammen mit se<strong>in</strong>em Mitarbeiter<br />

(<strong>und</strong> Ausführenden) Simon Göser gegeben haben, der <strong>in</strong> St. Peter schon 1772 bewiesen<br />

hatte, dass er v.a. die Architekturmalerei ganz gut beherrschte. Dazu drängt sich der<br />

schon oben angedeutete E<strong>in</strong>druck auf, dass Abt Gerbert auch e<strong>in</strong>e asketische, uns<strong>in</strong>nliche<br />

Komponente hatte, die sich selbst <strong>in</strong> der Musik äusserte <strong>und</strong> <strong>in</strong> den bildenden Künsten<br />

eher zu e<strong>in</strong>er gewissen Nachrangigkeit führte.<br />

E<strong>in</strong>e andere Zwiespältigkeit Gerberts zeigt sich im Geistig-Geistlichen: hier der Mann des<br />

Fortschritts mit Kämpfer gegen den Aberglauben (z.B. bei Verbot des Wetterläutens 1786,<br />

nachdem man sogar auf Bäumen Blitzableiter angebracht hatte), dort das immer noch<br />

grosse, nicht nur historische-antiquarische Interesse an Reliquien, das nach Stephan<br />

Kessler (2012, S. 33) auf der "christlichen Gr<strong>und</strong>überzeugung" der E<strong>in</strong>heit<br />

von Leib <strong>und</strong> Seele ... nach dem Tode" <strong>und</strong> auf e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung, e<strong>in</strong>er Brücke zwischen<br />

Himmel <strong>und</strong> Erde "durch die Überreste der Heiligen" beruhe. Vielleicht hätte man sich im<br />

feuergefährdeten St. Blasien eher an den Heiligen Florian halten sollen. Georg Peter Karn<br />

sieht Gerbert auch nicht auf e<strong>in</strong>er Stufe oder <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Reihe mit dem um e<strong>in</strong>iges jüngeren<br />

ehemaligen Neresheimer Konventualen, Stuttgarter Hofprediger <strong>und</strong> später aus dem<br />

Orden ausgetretenen Benedikt Maria Werkmeister (1745-1823), der den Gottesdienst auf<br />

Deutsch, als Ermunterung zur Tugend <strong>und</strong> die katholischen Riten <strong>und</strong> Zeremonien als<br />

"Zerstreuungs- <strong>und</strong> Belustigungsmittel" ansah.<br />

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