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Süddeutscher Barock, Rokoko und Klassizismus in Vergangenheit und ...

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Bibliothek, Münzsammlung, M<strong>in</strong>eralienkab<strong>in</strong>ett, Buchdruckerei <strong>und</strong> Gemäldesammlung um<br />

die Re<strong>in</strong>lichkeit, Ordnung, aber doch Rückständigkeit des Klosters (hier nicht als<br />

Ausnahme) herauszustellen. Aus Nicolais sonst gegen die Hierarchie des Katholizismus<br />

<strong>und</strong> die die Aufklärung nur vorspiegelnden Ex-Jesuiten <strong>und</strong> überhaupt gegen die nicht<br />

ganz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er auch von Less<strong>in</strong>g gesuchten idealen Geme<strong>in</strong>schaftlichkeit lebenden Orden<br />

gerichteten Texten lässt sich nur das menschliche, aber doch gut katholische Wesen des<br />

Abtes <strong>und</strong> das fast auch für e<strong>in</strong>en Protestanten gültige Ideal e<strong>in</strong>er Klosterkirche se<strong>in</strong>er Zeit<br />

als Abkehr von <strong>Barock</strong> <strong>und</strong> <strong>Rokoko</strong> herauslesen. Auf Details wie das von ihm ansche<strong>in</strong>end<br />

gar nicht beachtete Deckengemälde, die Andacht, o.a. geht der eher deistisch zu<br />

verortende Berl<strong>in</strong>er Buchhändler leider (auch aus Selbstverständlichkeit?) nicht e<strong>in</strong>.<br />

Nochmals auffällig ist immerh<strong>in</strong> se<strong>in</strong> stark kunstästhetischer Zugang wahrsche<strong>in</strong>lich auch<br />

im s<strong>in</strong>nlich-sittlichen S<strong>in</strong>ne als Abkehr vom barocken 'theatrum sacrum'. Über den <strong>in</strong> St.<br />

Blasien immer noch herrschenden, etwas purifizierten Reliquienkult schreibt Nicolai<br />

(Pfeilschifter 1935, S. 88): "Die Reliquien <strong>und</strong> deren Verehrung s<strong>in</strong>d den Protestanten<br />

besonders anstößig <strong>und</strong> gewiß auch allen vernünftigen Katholiken. Der Eigennutz der<br />

Pfaffen hat e<strong>in</strong>e Menge von elenden Knochen, Haaren <strong>und</strong> anderen unnützen Zeuge<br />

e<strong>in</strong>en hohen Wert beigeleget ... Die Reliquien werden von bigotten Tröpfen häufig verehrt<br />

<strong>und</strong> geküsset (Nicolai V, 44) ebenso uns<strong>in</strong>nig wie die Reliquien s<strong>in</strong>d die sogenannten<br />

Gnadenbilder" (Nicolai V, 46f), von denen er sagt, dass wenigstens <strong>in</strong> St. Blasien ... zur<br />

Ehre ... ke<strong>in</strong> w<strong>und</strong>ertätiges Bild " vorhanden sei. (Nicolai XII, S. 112).<br />

Der wohl e<strong>in</strong>em Schweizer-Geschlecht entstammende Franz Joseph Sulzer gibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

1782 <strong>in</strong> Siebenbürgen erschienenem Buch "Altes <strong>und</strong> neues oder dessen litterarische<br />

Reise durch Siebenburgen ... Schwaben ..." zu erkennen, dass er den Vorgängerbau <strong>in</strong> St.<br />

Blasien als alt <strong>und</strong> schlecht <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>erung hat <strong>und</strong> nur vom Hörensagen e<strong>in</strong> Neubau "nach<br />

Art der Maria rot<strong>und</strong>a <strong>in</strong> Rom, oder vielleicht der Borromäus-Kirche <strong>in</strong> Wien<br />

hervorgestiegen" (sei), (der) <strong>in</strong> Deutschland (se<strong>in</strong>es)gleichen nicht haben soll(e)". Weiter<br />

erwähnt er nur die Silbermann-Orgel "viel größer als die Orgel <strong>in</strong> St. Märgen", ebenfalls<br />

von dessen Hand (Br<strong>in</strong>kmann 1972, S. 301/302).<br />

E<strong>in</strong>en viel ausführlicheren Reisebericht schrieb der Strassburger Abbé Philippe André<br />

Grandidier über se<strong>in</strong>en "Voyage dans le duché de Baden et la Suisse" im Jahre 1784, der<br />

allerd<strong>in</strong>gs erst nach 1787 verfasst <strong>und</strong> 1897 gedruckt <strong>und</strong> veröffentlicht wurde. Dar<strong>in</strong> me<strong>in</strong>t<br />

er, dass die Kuppel dem Invalidendom, der Chor der Hofkapelle <strong>in</strong> Versailles <strong>und</strong> das<br />

Portal der 'Rotonde de Rome' ähnele. Die Orgel sei e<strong>in</strong> Hauptwerk des verstorbenen<br />

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